Unfähig mir selbst zu helfen.

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Lisana
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Unfähig mir selbst zu helfen.

Beitrag Fr., 26.02.2021, 00:06

Huhu

Ich versuche mich so kurz wie möglich zu halten.
2015 bekam ich, nach einem dreimonatigen Aufenthalt in einer Klinik, die Diagnose Borderline. Kurz darauf wurde ich entlassen und durfte mir selber überlegen was das nun zu bedeuten hat.
Ich frage mich seitdem ob es überhaupt ein ICH gibt oder ob ich meine Krankheit bin. Mir ist klar, dass ich ohne meine ganzen Probleme ein vollkommen anderer Mensch wäre. Wie unfassbar gerne ich dieser Mensch sein möchte.

Seitdem fallen mir allerdings Eigenarten an mir auf, die ich nicht der Krankheit unterjubeln kann.
Aufgrund meiner Probleme Menschen nur kurz in die Augen schauen zu können, überhaupt mit Menschen kommunizieren zu können, meiner nicht vorhandenen Empathie und meinem Zahlentick habe ich aus Interesse diverse Online-Asperger-Tests gemacht. Jeder davon war deutlich positiv, was mir letztlich natürlich gar nichts bringt.
Ich bin etwas narzistisch, relativ Gefühlskalt und ich könnte vermutlich jederzeit ohne Gewissensbisse einen Mord begehen (Zumindest gedanklich). Theoretisch könnte jeder Test bei mir positiv ausfallen.

Ich weiß, dass ich durch und durch vollkommen kaputt bin. Es würde mich nichtmal stören wenn ich ganz allein für mich wäre aber das bin ich eben nicht und genau das ist mein Problem.

Ich habe einen Ehemann und drei Jungs im Alter von 2,3 und 5. Der Große wohnt bei seinem Vater und ist nur alle zwei Wochen da. Die beiden kleinen betreue ich 24/7 weil arbeitslose Mütter in diesem Dorf als letzte einen Kindergartenplatz bekommen.
Es wird von mir erwartet bald wieder arbeiten zu gehen. Alleine der Gedanke daran versetzt mich in Panik, alles was mir fremd ist, versetzt mich in Panik. Jeder Tag ist eine Herausforderung für mich auf höchstem Niveau. Ganz besonders wenn ich alleine mit den Kindern bin. Ich schätze mich als ziemlich schlechte Mutter ein und wünsche mir oft keine zu sein aber hergeben würde ich die beiden niemals.

Mir ist bewusst, dass ich eine Therapie machen muss aber ich finde immer wieder ausreden warum es nicht geht.
- Ich wohne im Nirgendwo und müsste mindestens eine Stunde fahren.
- Ich habe nur ein Auto wenn mein Mann frei hat.
- Wer passt auf die Kinder auf?
Und warum zur Hölle werde ich im Internet nicht fündig?
Ich weiß nicht an wen ich mich wenden soll und warum haben die alle keine E-Mail Adressen? Telefonieren ist der nächste Horror für mich.
Ich habe es mir wirklich immer wieder vorgenommen aber gebe schnell auf weil ich einfach total überfordert bin.

Wie kann ich Ihnen nun helfen? Das fragen sich vermutlich einige. Keine Ahnung, bin langsam verzweifelt.

Ich glaube das schlimmste ist, dass mir kein Therapeut auf Anhieb ansehen könnte was für ein Mensch ich bin. Ich habe über die Jahre eine Person aufgebaut, die nach außen hin vollkommen normal wirkt.

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Malia
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Beitrag Fr., 26.02.2021, 13:23

Wie wäre es mit Unterstützung durch einen sozialpsychiatrischen Dienst?
Da hört dir jemand zu, hat Informationen - als Übergang (oder zur Motiation) bis zu einer Therapie könnte das hilfreich sein.
Und aufhören zu googlen ;-)
Bei mir sind auch alle möglichen Tests positiv.
Die Borderline-PS hat einfach viele "Gesichter".
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 26.02.2021, 18:27

Darfst Du denn für dich selber Hilfe bekommen, oder ist es "verboten"?
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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~~~
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Beiträge: 1543

Beitrag Fr., 26.02.2021, 22:08

Möglichkeiten:

1. https://www.kvn.de/Patienten/Terminservicestelle.html

Da anrufen Termin machen, gucken ob dir TherapeutIn sympatisch ist oder nicht.

2. den sozialpsychiatrischen Dienst kontaktieren helfen dir auch.


3. Fast alle haben eine Person aufgebaut die normal wirkt. Kein Therapeut auf diesem Planeten sieht einem Menschen an, was er für einer ist.
Ich denke, du denkst zu viel nacht. Therapie entwickelt sich. Da lohnt es sich vorher nicht drüber nachzudenken. Es reicht erst mal wenn du ungefähr weißt, was dich momentan stört und was du ändern willst.

Motivation musst du schon etwas mitbringen.
Wenn du die nicht aufbringen kannst, geht es dir entweder zu gut... du hast vor irgendwas Angst oder willst deine Komfortzone nicht verlassen.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Galaxy
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Beitrag So., 18.07.2021, 14:19

Danke für deinen Beitrag Lisana!

So ähnlich geht's mir auch.
Seitdem ich lerne meine Eigenarten zu akzeptieren geht's mir zumindest langsam etwas besser. (Hab aber leider noch sehr große Schwierigkeiten mit zu viel Aufschieben und Pflichten nicht erfüllen usw.)

Ich versuch mich durch Achtsamkeitsmeditation von Selbstverurteilung zu befreien.
Die gefühlte innere Leere akzeptieren. Mir zu erlauben schräge, traurige und negative Gedanken und Gefühle zu haben ohne mich dafür selbst fertig zu machen (als ob das je was geholfen hätte).

Es hieß mal man soll authentisch sein. Jetzt aber haben viele gephotoshoppte/gekünstelte online-Profile mit perfektem (Schein)Leben. Kein Wunder das Leute Identitätsprobleme entwickeln. Du bist nicht allein viele haben dieses tiefe innere leere Gefühl nicht echt zu sein.

Andererseits kann man das alles Locker und mit Humor nehmen (Ich weiß ist nicht einfach und braucht Übung). Das Leben war schon immer irgendwie ein Schauspiel wo man mehrere Rollen spielt und keine wirklich gut (ganz zu schweigen von perfekt). Sogar die perfekten Schauspieler fühlen sich wie Betrüger.

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