Unbegrenzte Verhaltenstherapie ?
Unbegrenzte Verhaltenstherapie ?
Guten Morgen,
ich mache seit Oktober 2020 eine VT. Die Kurzzeittherapie wurde jetzt kürzlich in eine Langzeittherapie verlängert, allerdings habe ich gelesen, dass das maximale Stundenkontingent bei 80 liegt. Bei mir liegen verschiedene Themen an und mein Therapeut meinte, dass wir uns zuerst um die Stabilisierung meines Selbstwertgefühls kümmern und dann um die Depression und danach eine Traumatherapie machen könnten. Das erscheint mir ganz schön langfristig und die verbleibenden Stunden dafür zu kurz. Als ich das ansprach, meinte er, dass ich mir darüber keine Sorgen machen soll, er könne die Therpie immer wieder verlängern, so lange wie es nötig sei. Er meinte, wenn das Gutachten gut geschrieben sei, wäre das kein Problem.
Ich sehe das aber ein bisschen kritisch. Bisher habe ich noch nicht gehört, dass eine VT über 80 Stunden geht. Außerdem kann ich mir noch nichts wirklich unter einer Traumatherapie vorstellen. Wie läuft das i.d.R. ab ? Ist das nicht etwas ganz anderes als eine VT ? Habt ihr vielleicht schon mal Erfahrungen damit gemacht, dass eine VT unbegrenzt ist ?
ich mache seit Oktober 2020 eine VT. Die Kurzzeittherapie wurde jetzt kürzlich in eine Langzeittherapie verlängert, allerdings habe ich gelesen, dass das maximale Stundenkontingent bei 80 liegt. Bei mir liegen verschiedene Themen an und mein Therapeut meinte, dass wir uns zuerst um die Stabilisierung meines Selbstwertgefühls kümmern und dann um die Depression und danach eine Traumatherapie machen könnten. Das erscheint mir ganz schön langfristig und die verbleibenden Stunden dafür zu kurz. Als ich das ansprach, meinte er, dass ich mir darüber keine Sorgen machen soll, er könne die Therpie immer wieder verlängern, so lange wie es nötig sei. Er meinte, wenn das Gutachten gut geschrieben sei, wäre das kein Problem.
Ich sehe das aber ein bisschen kritisch. Bisher habe ich noch nicht gehört, dass eine VT über 80 Stunden geht. Außerdem kann ich mir noch nichts wirklich unter einer Traumatherapie vorstellen. Wie läuft das i.d.R. ab ? Ist das nicht etwas ganz anderes als eine VT ? Habt ihr vielleicht schon mal Erfahrungen damit gemacht, dass eine VT unbegrenzt ist ?
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Es können tatsächlich Anträge über die 80 Stunden hinaus gestellt werden. Aber bewilligt werden die selten. Mein Therapeut sagte, in 11 Jahren hat er das einmal erlebt, obwohl er es immer mal wieder versucht. Bei diesem einen Mal wurde der Einzelfall angeschaut und bewertet. Bei allen anderen erfolgte die Ablehnung pauschal mit Hinweis auf die absolute Grenze von 80 Stunden.
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- Forums-Gruftie
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- Beiträge: 716
Hallo Mimmy,
das vorgesehene Kontingent an Stunden bei VT liegt tatsächlich bei 80 Stunden. Eine weitere Verlängerung, bzw. oft 2 (2 x jeweils 10 Stunden) geht oft noch recht "einfach" durch. Danach meinen die KKs, dass es jetzt aber mal gut sein muss und berufen sich auf die 2-Jahres-Sperre (im selben Therapieverfahren). In Deutschland steht einem aber eigentlich Behandlung zu, so lange diese benötigt wird und sie erfolgsversprechend ist (die 2-Jahres-Sperre gibt es so pauschal gar nicht). Dies bedeutet allerdings für Therapeuten, dass sie ausführliche und gut begründete Gutachten schreiben müssen und sich oft auch mit den KKs, bzw. deren Gutachtern "streiten" müssen. Dazu haben nicht so viele Therapeuten Lust und belassen es dann eben bei den Stunden, die recht einfach und ohne große Anstrengung von der KK bewilligt werden. Möglich ist es also mehr Stunden als das vorgesehene Kontingent zu bekommen. Prima, wenn Du da einen so engagierten Therapeuten erwischt hast!
Traumatherapie ist kein Richtlinienverfahren (wie VT, TfP, Analyse oder systemische Therapie). Jeder Psychotherapeut der eine Kassenzulassung hat, muss eines dieser Richtlinienverfahren anbieten. Bei Deinem Therapeuten VT. Darüberhinaus kann sich jeder Therapeut, der will, in weiteren Verfahren/Richtungen fortbilden. Traumatherapie ist eine solche Fort-/Weiterbildung und somit eine Zusatzausbildung zur Ausbildung als Verhaltenstherapeut.
Traumatherapie ist in der Regel in 3 Phasen aufgeteilt:
1. Phase: Stabilisierung (Erlernen von Fähigkeiten zur Selbstregulierung um mit schwierigen/belastenden Situationen umgehen zu können und nicht von Traumainhalten überflutet zu werden)
2. Phase: Traumabearbeitung (hier gibt es ganz unterschiedliche Methoden, z.B. EMDR, Somatic Experience, PITT etc. Mit welcher Methode Dein Therapeut arbeitet hängt davon ab, wo sein Interesse liegt, was er als hilfreich empfindet und dementsprechend gelernt hat. Frag ihn ruhig, er wird es Dir sicher erzählen.)
3. Phase: Traumaintegration und Abschluß (Das/die Trauma/ta als Teil des Lebens begreifen und akzeptieren, die nach erfolgreicher Bearbeitung aber keine große Belastung mehr darstellen und nicht mehr massiv das Leben beeinträchtigen)
Hilft Dir das weiter?
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und eine erfolgreiche Therapie!
Viele Grüße,
LovisTochter
das vorgesehene Kontingent an Stunden bei VT liegt tatsächlich bei 80 Stunden. Eine weitere Verlängerung, bzw. oft 2 (2 x jeweils 10 Stunden) geht oft noch recht "einfach" durch. Danach meinen die KKs, dass es jetzt aber mal gut sein muss und berufen sich auf die 2-Jahres-Sperre (im selben Therapieverfahren). In Deutschland steht einem aber eigentlich Behandlung zu, so lange diese benötigt wird und sie erfolgsversprechend ist (die 2-Jahres-Sperre gibt es so pauschal gar nicht). Dies bedeutet allerdings für Therapeuten, dass sie ausführliche und gut begründete Gutachten schreiben müssen und sich oft auch mit den KKs, bzw. deren Gutachtern "streiten" müssen. Dazu haben nicht so viele Therapeuten Lust und belassen es dann eben bei den Stunden, die recht einfach und ohne große Anstrengung von der KK bewilligt werden. Möglich ist es also mehr Stunden als das vorgesehene Kontingent zu bekommen. Prima, wenn Du da einen so engagierten Therapeuten erwischt hast!
Traumatherapie ist kein Richtlinienverfahren (wie VT, TfP, Analyse oder systemische Therapie). Jeder Psychotherapeut der eine Kassenzulassung hat, muss eines dieser Richtlinienverfahren anbieten. Bei Deinem Therapeuten VT. Darüberhinaus kann sich jeder Therapeut, der will, in weiteren Verfahren/Richtungen fortbilden. Traumatherapie ist eine solche Fort-/Weiterbildung und somit eine Zusatzausbildung zur Ausbildung als Verhaltenstherapeut.
Traumatherapie ist in der Regel in 3 Phasen aufgeteilt:
1. Phase: Stabilisierung (Erlernen von Fähigkeiten zur Selbstregulierung um mit schwierigen/belastenden Situationen umgehen zu können und nicht von Traumainhalten überflutet zu werden)
2. Phase: Traumabearbeitung (hier gibt es ganz unterschiedliche Methoden, z.B. EMDR, Somatic Experience, PITT etc. Mit welcher Methode Dein Therapeut arbeitet hängt davon ab, wo sein Interesse liegt, was er als hilfreich empfindet und dementsprechend gelernt hat. Frag ihn ruhig, er wird es Dir sicher erzählen.)
3. Phase: Traumaintegration und Abschluß (Das/die Trauma/ta als Teil des Lebens begreifen und akzeptieren, die nach erfolgreicher Bearbeitung aber keine große Belastung mehr darstellen und nicht mehr massiv das Leben beeinträchtigen)
Hilft Dir das weiter?
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und eine erfolgreiche Therapie!
Viele Grüße,
LovisTochter
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)
Falls er VT und TP anbietet, könnte er im Laufe der Zeit einen Verfahrenswechsel vornehmen und entsprechend mehr Stunden anbieten/abrechnen.
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Ich habe problemlos mehr als 80 Stunden bewilligt bekommen.
Vermutlich waren die Therapeutenkosten der Kasse lieber, als mir 78 Wochen Krankengeld oder Klinikaufenthalte zu zahlen.
Vermutlich waren die Therapeutenkosten der Kasse lieber, als mir 78 Wochen Krankengeld oder Klinikaufenthalte zu zahlen.
After all this time ? Always.
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- sporadischer Gast
- , 25
- Beiträge: 19
Hallo Kaja,
darf ich fragen, wieviele Stunden du über die 80 hinaus genehmigt bekommen hast?
2x 20 Stunden. Danach habe ich keinen weiteren mehr Antrag gestellt.Drachenherz hat geschrieben: ↑Sa., 17.04.2021, 10:17 Hallo Kaja,
darf ich fragen, wieviele Stunden du über die 80 hinaus genehmigt bekommen hast?
After all this time ? Always.
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- [nicht mehr wegzudenken]
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- Beiträge: 3647
auch meine Therapeutin sagt dass 80 Stunden nicht die absolute Obergrenze sind bei VT und es bei meiner Diagnose kein Problem wäre weiter zu verlängern.
Und dass das ihre Aufgabe sei und ich mir keine Gedanken machen soll.
Mache ich natürlich trotzdem, auch wenns noch länger nicht so weit ist. Also sprechen wir immer mal darüber und ich hoffe es ist so (ich kann sehr schwer vertrauen, deswegen habe ich immer Zweifel und denke immer ich muss wenn dann alles selber in die Hand nehmen)
Sie ist Verhaltenstherapeutin mit Zusatzqualifikation in Traumatherapie, das wendet sie an.
Aber abgerechnet wir einfach VT.
Und dass das ihre Aufgabe sei und ich mir keine Gedanken machen soll.
Mache ich natürlich trotzdem, auch wenns noch länger nicht so weit ist. Also sprechen wir immer mal darüber und ich hoffe es ist so (ich kann sehr schwer vertrauen, deswegen habe ich immer Zweifel und denke immer ich muss wenn dann alles selber in die Hand nehmen)
Sie ist Verhaltenstherapeutin mit Zusatzqualifikation in Traumatherapie, das wendet sie an.
Aber abgerechnet wir einfach VT.
Ich glaube ihm schon, aber ich habe Schwierigkeiten mit dem Vertrauen. Ich denke immer, dass ich mich nicht darauf verlassen darf was er sagt und ich habe die Befürchtung, wenn ich mich quasi "fallen lasse" und ihm vertraue, am Ende mit allen angebrochenen Themen und dem Chaos alleine bin, weil es dann doch nicht geklappt hat.
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- [nicht mehr wegzudenken]
- , 45
- Beiträge: 3647
Und diese Schwierigkeiten zu Vertrauen sind geradezu "normal" bei Trauma.
Wenn dein Therapeut gut ist weiss er das und kann ganz behutsam mit dir daran arbeiten.
Und mit der Zeit kann dein Vertrauen wachsen, im besten Fall!
Kein Therapeut der auch nur im Mittelfeld gut ist wird dich mit Chaos allein zurück lassen.
Aber du darfst und sollst genau das ansprechen, auch immer wieder!
Traumatherapie bedeutet auch und vor allem Transparenz im Vorgehen
Wenn dein Therapeut gut ist weiss er das und kann ganz behutsam mit dir daran arbeiten.
Und mit der Zeit kann dein Vertrauen wachsen, im besten Fall!
Kein Therapeut der auch nur im Mittelfeld gut ist wird dich mit Chaos allein zurück lassen.
Aber du darfst und sollst genau das ansprechen, auch immer wieder!
Traumatherapie bedeutet auch und vor allem Transparenz im Vorgehen
@LovisTochter
Danke für Deine ausführliche Antwort !
Mein Therapeut hat erst seit letztem Jahr eine Kassenzulassung, vorher hatte er eine Privatpraxis in einer anderen Stadt.
Er hat mal zu mir gesagt, dass er daher noch nicht so viel Erfahrungen mit dem Schreiben der Gutachten hat (mein Gutachten musste auch ein paar Mal geändert werden, bis die zufrieden damit waren). Er meinte, je öfter er es schreibt, desto mehr Übung hat er und desto besser wird er. Es macht ihm aber auch Spaß und deshalb sieht er da kein Problem, meine Therapie immer wieder zu verlängern.
Danke für Deine ausführliche Antwort !
Mein Therapeut hat erst seit letztem Jahr eine Kassenzulassung, vorher hatte er eine Privatpraxis in einer anderen Stadt.
Er hat mal zu mir gesagt, dass er daher noch nicht so viel Erfahrungen mit dem Schreiben der Gutachten hat (mein Gutachten musste auch ein paar Mal geändert werden, bis die zufrieden damit waren). Er meinte, je öfter er es schreibt, desto mehr Übung hat er und desto besser wird er. Es macht ihm aber auch Spaß und deshalb sieht er da kein Problem, meine Therapie immer wieder zu verlängern.
Ähnliches Problem hier. 58 Stunden sind rum, Verlängerung noch nicht beantragt, weil der Therapeut es gar nicht eilig hat. Er glaubt an eine ultraschnelle Bearbeitung. Ich nicht. Das stresst mich sehr. Die Antwort der Kasse wird erst nach der letzten Stunde kommen, denn erst kurz vorher geht ja der Antrag raus. Das nimmt mir die Chance für einen Abschied. Ich verstehe nicht, warum das wirklich so knapp sein muss.
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- [nicht mehr wegzudenken]
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- Beiträge: 3647
Montana, das ist ja wirklich blöd von deinem Therapeuten.
Kannst du das nicht ansprechen?
Ich würde das nur schwer aushalten.
Andererseits werden die 20 Stunden doch problemlos bewilligt, vielleicht hat er es deshalb nicht eilig weil er sowieso davon ausgeht dass ihr weiter arbeitet?
Kannst du das nicht ansprechen?
Ich würde das nur schwer aushalten.
Andererseits werden die 20 Stunden doch problemlos bewilligt, vielleicht hat er es deshalb nicht eilig weil er sowieso davon ausgeht dass ihr weiter arbeitet?
Ja, er geht einfach davon aus. Aber ich nicht. Die Kasse KANN nein sagen. Sonst gäbe es diesen Schritt ja gar nicht.
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