Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Jamesxx
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Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung

Beitrag Do., 05.08.2021, 12:16

Hallo,

ich hab mir den Namen James gegeben um nicht identifiziert zu werden, von wem auch immer :D

Ich will hier eigentlich nur meine Geschichte schreiben, weil ich aus Stolz und Scham noch nie mit irgendjemand darüber gesprochen habe, und es wahrscheinlich nie machen werde.

Ich bin 25 Jahre alt und komme aus Deutschland. Ich war immer ein ganz normales Kind, zwar etwas schüchtern und zurückhaltend aber immer ganz normal im Umgang mit anderen Kindern. In der Schule hatte ich meistens 1 besten Freund und mit den anderen Kindern war ich auch immer cool. In der Weiterführenden Schule war ich sogar ziemlich beliebt für 1-2 Jahre. Alles hat sich geändert als ich mit 12 Jahren ein Gespräch zwischen meiner Mutter und meinem älteren Bruder mitbekommen habe. Darin habe ich gehört das mein Vater fremdgegangen ist. In diesem Moment ist mein halbes Selbstwertgefühl wie ein Spiegel zerbrochen. Von jetzt auf gleich. Kurze Zeit später in der Schule wurde ich gehänselt weil ich den anderen nicht mehr die Stirn bieten konnte. Daraufhin war auch die andere Hälfte meines Selbstwert komplett zerstört. Danach war ich ein anderer Mensch. War schüchtern und war komplett in mich gekehrt. Außerdem hatte ich ein Identitätsproblem und wusste garnicht mehr wer ich war. Die folgenden Jahren habe ich immer versucht das zu überspielen. Habe andere Identitäten fast kopiert. Die Jahre waren nicht die besten, weil sich andere öfters über mich lustig gemacht haben. Nach der 10. Klasse habe ich ein Fachabi angefangen. In der 12. Klasse habe ich mit fast niemanden so richtig verstanden. Immer nur so oberflächlich und richtige Beziehungen sind nicht entstanden. In der Zeit habe ich mich als krassen Außenseiter wahrgenommen. Das hat mich so fertig gemacht, dass ich noch viel ruhiger geworden bin und Garkeine Lust mehr hatte mich mit irgendwem zu unterhalten. Da kam die soziale Angst sehr stark hoch und immer das Gefühl von anderen nicht gemocht oder akzeptiert zu werden. Mein Selbstwert war echt nicht gut. Zudem ich auch viel Gras geraucht habe in der Zeit.

Ich muss zudem auch sagen, dass ich gewisse narzisstische Züge habe. Das ist mir erst vor kurzem bewusst geworden, als ich auf die verdeckte Narzissmusstörung geraten bin. Ich bin sehr oberflächlich und sehr eingebildet. Wenn ich frustriert bin oder ein geringes Selbstwert habe, entwerte ich andere nur weil sie eine rote Hose anhaben und das meiner Meinung absolut scheiße aussieht. Bei einigen Leuten ist es mir ziemlich egal was die von mir halten, weil ich ja besser aussehe und die selber irgendwelche Macken haben. Es ist komisch zu beschreiben, aber ich habe im Umgang mit übergewichtigen oder nicht so Attraktiven Menschen ein hohes Selbstbewusstsein und bin dann auch meistens sehr sympathisch. Allerdings neben einem gutaussehenden Mädchen oder vor dem Chef werde ich etwas bis stark nervös...Die narzisstischen Züge sind unteranderem ein Grund warum ich in meinem weiteren Leben ziemlich rücksichtslos und egoistisch war.

Ich habe dann eine Ausbildung angefangen und zu Ende gemacht. Allerdings habe ich mich fast die ganze Zeit sehr rücksichtslos und teilweise feindselig und ignorant verhalten. Besonders wenn ich schlecht drauf war und mich irgendwas genervt hat. Die andere Zeit war ich schüchtern und zurückhaltend und wollte eigentlich mit niemanden was zu tun haben.

Nach der Ausbildung habe ich ein Studium begonnen, da bin ich aber bald nicht mehr hingegangen weil ich kein Anschluss bei den anderen fand. Ich habe mich darum aber auch nicht bemüht. Die Leute müssen immer auf mich zukommen. Danach war ich lange Zeit arbeitslos und habe nur noch gekifft, was meine Soziale Angst immer weiter verschlimmerte. Je älter ich wurde desto besser wurde es zwar, allerdings habe ich heute noch einen ziemlichen Leidensdruck. Ich habe eigentlich nur 1 Freund (neben Familie) und sonst nur Bekannte mit denen ich in letzter Zeit aber nichts mehr mache.

Mit 25 Jahren weiß ich endlich was mir fehlt. Habe mir mein halbes Leben Gedanken gemacht was mit mir nicht richtig ist. Ich war noch nie in einer Therapie und weiß auch nicht wie ich das machen soll, weil ich nicht einfach 6 Wochen weg bleiben kann ohne das es einer merkt. Mit meiner Familie oder meinen Freunden werde ich niemals im Leben darüber sprechen weil es mir unendlich peinlich ist. Obwohl viele schon ahnen können was mir fehlt.

Was sagt ihr dazu ? Ich musste diese Geschichte endlich mal niederschreiben

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chrysokoll
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Beitrag Do., 05.08.2021, 14:20

hallo und herzlich willkommen zum Austausch.

Ich halte nicht so viel von Selbstdiagnosen, es wäre sicher wichtig und sinnvoll dass du deinen persönlichen Verdacht erstmal überprüfen lässt.
Wovon lebst du denn derzeit, studierst du noch offiziell, kiffst du noch?
Du könntest du erst einmal an eine Beratungsstelle wenden, z.B. die für Studenten zuständige oder auch eine Suchtberatung, so als erste und schnelle Anlaufstelle.

Therapie heisst ja auch keinesfalls nur stationär, normalerweise läuft sowas ambulant, und das kriegt dann niemand mit wenn du das nicht möchtest

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Jamesxx
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Beitrag Do., 05.08.2021, 14:29

Ich jobbe momentan nur.
Habe aufgehört zu kiffen als mir das alles bewusst geworden ist.

Ambulant wäre ne Möglichkeit

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Sinarellas
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Beitrag Do., 05.08.2021, 14:43

Geh mit deinen Symptomen die dich am Leben und im Alltag behindern zu einem Therapeuten, ggf. erster Ansprechpartner Hausarzt / Nervenarzt. Und dann lässt du die Diagnosestelleung bitte dem profi und machst das nicht selbst, das kann nur schief gehen.
Die wenigsten Narzisten können sich differenziert selbst reflektieren.

Finde eine Lösung für deine Probleme mit Hilfe der ambulanten Therapie wie chry bereits gesagt hat.
..:..

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Jamesxx
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Beitrag Do., 05.08.2021, 15:10

Ich habe nur gewisse narzisstische Züge. Ich habe nie gesagt das ich ein Narzisst bin.
Ich bin mir sicher das es die richtigen Diagnosen sind

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Pianolullaby
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Beitrag Do., 05.08.2021, 19:19

ich bin jetzt mal so selbstbewusst und sage eine selbstgebastelte Diagnose ist gaaaaaaaaar nichts.
Das ist quacksalberei
Geh zu nem therapeuten, dann gibts eine Diagnose
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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MisterZett
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Beitrag Do., 05.08.2021, 20:20

Hallo, lieber JamesXX!


Sei willkommen hier im Forum!

Jamesxx hat geschrieben: Do., 05.08.2021, 12:16 Ich will hier eigentlich nur meine Geschichte schreiben, weil ich aus Stolz und Scham noch nie mit irgendjemand darüber gesprochen habe, und es wahrscheinlich nie machen werde.
Ich freue mich sehr, dass du es trotz Stolz und Scham geschafft hast, uns allen deine Geschichte zu erzählen. Und ich finde, du hast sie gut und ehrlich erzählt, sie kam aus dir, aus deinem tiefen Inneren.

Alles hat sich geändert als ich mit 12 Jahren ein Gespräch zwischen meiner Mutter und meinem älteren Bruder mitbekommen habe. Darin habe ich gehört das mein Vater fremdgegangen ist.
Nun, bei einem Jungen mit 12 Jahren beginnt langsam die Pubertät, er wird ganz langsam zum Mann und da erhält der Vater natürlich eine besondere Stellung, ein Junge identifiziert sich mit ihm und er wird ihm umso mehr zum Vorbild.

In diesem Moment ist mein halbes Selbstwertgefühl wie ein Spiegel zerbrochen. Von jetzt auf gleich.
Wenn nun in dieser Situation ein Junge, wenn's auch nur heimlich ist, etwas vom Vater durch Vertrauenspersonen hört, was nicht vorbildlich ist, kann in ihm ein Konflikt entstehen, denn das, woran er aufgesehen hat, hat einen Bruch erlitten.

Kurze Zeit später in der Schule wurde ich gehänselt weil ich den anderen nicht mehr die Stirn bieten konnte. Daraufhin war auch die andere Hälfte meines Selbstwert komplett zerstört. Danach war ich ein anderer Mensch.
Es fällt dann schwer, der Welt Stand halten zu können, wenn der Wert, den man sich selbst durch sein Idol gegeben hatte, in Frage gestellt worden ist.

War schüchtern und war komplett in mich gekehrt. Außerdem hatte ich ein Identitätsproblem und wusste garnicht mehr wer ich war. Die folgenden Jahren habe ich immer versucht das zu überspielen. Habe andere Identitäten fast kopiert.
Das kann dann passieren, man überspielt, was man bei sich an fehlender Wertigkeit sieht. Aber gut ist es doch, zu wissen, dass überspielt und getäuscht wird und sich selbst aufgewertet wird mit ein wenig Narzissmus bei Menschen, die eine gewisse Schwäche zeigen. Aber bei Menschen, die das Gegenteil ausstrahlen, dann schlägt's eben um, die narzisstische Neigung kann sich nicht mehr durchsetzen.

Ich musste diese Geschichte endlich mal niederschreiben
Vielen Dank dafür!


Viele liebe Grüße von
MisterZett
Der Weise äußert sich vorsichtig, der Narr mit Bestimmtheit über das kommende Wetter.
Wilhelm Busch

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BraveDefence
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Beitrag Di., 17.08.2021, 14:27

Es ist schwierig, aber jeden Tag verbessert sich die Situation mit Hilfe eines Therapeuten :)

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