Woran merkt ihr was euch nicht gut tut?

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DandyLion
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Woran merkt ihr was euch nicht gut tut?

Beitrag So., 05.12.2021, 13:17

Hallo :) ,
ich lese hier schon länger mit und finde viele Antworten hier hilfreich. Ich frage mich seit einiger Zeit woran man merkt was und wer einem nicht gut tut?
Ich fühle mich unwoh und leicht reizbar. Ich weiß nicht was ich verändern sollte, damit ich mich wieder ausgeglichener fühle. Ich habe die Vermutung, dass mir irgendetwas nicht gut tut, ich von etwas oder jemanden gestresst bin oder irgendwie falsch mit mir umgehe. Wie kann ich rausfinden was es ist. Ich habe schon gewisse Ahnungen, bin aber sehr verunsichert und traue mich nicht zu handeln, weil sich der Gedanke dann doch auch nicht gut und richtig anfühlt.

Gibt es SIgnale auf die ich achten könnte? Übungen? Fragen die ich mir stellen kann, woran merkt man was und wer einem nicht gut tut und wo man etwas verändern sollte?

Vielen Dank falls jemand antworten mag! Ich hab das Gefühl, ich seh den Wald vor lauter Bäumen nicht.

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Fairness
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Beitrag So., 05.12.2021, 14:22

Hallo DandyLion,

ich merke das, wenn ich für mich in einer Situation weniger gut sorge, beziehungsweise selbst etwas mache, wodurch ich mich belasten könnte, dass auch mein Bauch sich dabei zusammenzieht. Generell hatte das in solchen Situationen bei mir mit dem Verdauungstrakt zu tun... das ist sozusagen ein innerer Signal an mich. Das könnte vor, während oder nach einem Ereignis auftreten, oder bei dem Gedanken daran.

Wenn es dir schwer fällt, das in Worte zu fassen, könntest du probieren, mehr auf deinen Körper zu hören. Doch bei länger andauernden oder stärkeren akuten Problemen, ist es sinnvoll, die Schwierigkeiten beim Arzt abklären zu lassen, mittels einer Untersuchung...

Bist du in einer Psychotherapie, hast du jemanden, wer dich da begleitet?

Lieben Gruß an dich.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

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Miss_Understood
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Beitrag So., 05.12.2021, 14:39

Diese Frage ist gar nicht so banal wie sie scheint. Danke dafür, denn sie beschäftigt mich auch gerade. Weil ich zb trotz meines derzeitigen Einsamkeitsgefühls eine frühere 'gute Bekannte' sehr straight abgewiesen habe. Sie hat mir nicht gut getan trotz aller sehr, sehr vieler Gemeinsamkeiten und (oberflächlich) guter Unterhaltungen und auch scheinbar 'tieferen' Themen.

Weil ich es zb auch umgekehrt mal wieder /nicht/ schaffe mich gesund zu ernähren, OBWOHL ich deutlich merke wie schlecht mir Weizen und Süßes tun.
Was ist, was kann Belohnung sein fürs Durchhalten im ersten Moment unbequemer Dinge, was quält einen zusätzlich und raubt Energie, langfristig? Wie balanciere ich die mittel/kurzfristige hohe Anstrengung zugunsten langfristigem Nutzen aus?

Hilft da das vielbeschworene "Bauchgefühl"? Auch DAS scheint mir manchmal sehr schwierig, weil worauf beruht das? Darauf wie du konditioniert wurdest! Nehmen wir Nähe oder Liebe, wenn das (quasi) 'Liebesgefühl' durch deine Eltern zb vermittelt wurde durch ironische 'Frozzelei' - dich das aber verletzt hat, dann kann es sein, dass du es trotzdem suchst und zu brauchen 'glaubst'. Ich finde es sehr, sehr schwer da eine Trennlinie zu ziehen. Was gibt es noch jenseits dieses 'Bauchgefühls'?

EIN mir wichtiges Signal ist - zu gucken - wenn ich auf etwas bestimmtes achte - und ist das dann einige Zeit später besser oder schlechter geworden? (Doof ist, wenn dann noch anderes dazu kommt und es sich anfühlt wie auf der Stelle zu tappen, aber lassen wir das mal außen vor ...) Also ich meine damit, die Achtsamkeit gegenüber kurzfristiger Befriedigung abzuwägen zu langfristigem Nutzen. Wenn es kurzfristig(er) mal schwierig oder anstrengend wird, dann vielleicht noch dranbleiben und ein paar Wochen (?) später nochmal nachspüren. Ja, das ist leichter gesagt als getan ... Das Gefühl fragen, wo es herkommt. Aus dem JETZT oder der Vergangenheit.

Ich bin sehr neugierig auf weitere Ideen.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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chrysokoll
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Beitrag So., 05.12.2021, 16:09

DandyLion hat geschrieben: So., 05.12.2021, 13:17 Gibt es SIgnale auf die ich achten könnte? Übungen? Fragen die ich mir stellen kann, woran merkt man was und wer einem nicht gut tut und wo man etwas verändern sollte?
das herauszufinden ist absolut nicht einfach und bei mir auch ein Prozess der noch nicht abgeschlossen ist.

Ich konnte und kann das auch nicht ohne Therapie.

Was mir hilft ist Protokoll führen. Also zunächst mal wenns mir schlecht geht klar anschauen:
Was war davor, was habe ich gemacht - und auch was nicht !!! Mit wem habe ich mich getroffen etc.
Bei mir kristallisiert sich z.B. heraus dass mir zu wenig Schlaf sehr zusetzt, das stecken andere deutlich besser weg.
Auch Situationen von denen ich das nie vermutet hätte.
Ich denke mit einem Protokoll sieht man mit der Zeit schon bestimmte Dinge, aber das ist aufwändig zu führen und man muss ehrlich zu sich und selbstkritisch sein

Und dann hat man ja erst mal nur bestimmte Themen oder Personen, darauf dann zu reagieren und was zu ändern ist nochmal was ganz anderes.
Klar, bei "zu wenig Schlaf" kann man drauf schauen, wobei das auch nicht immer geht.

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chrysokoll
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Beitrag So., 05.12.2021, 16:13

Miss_Understood hat geschrieben: So., 05.12.2021, 14:39
Weil ich es zb auch umgekehrt mal wieder /nicht/ schaffe mich gesund zu ernähren, OBWOHL ich deutlich merke wie schlecht mir Weizen und Süßes tun.
Was ist, was kann Belohnung sein fürs Durchhalten im ersten Moment unbequemer Dinge, was quält einen zusätzlich und raubt Energie, langfristig? Wie balanciere ich die mittel/kurzfristige hohe Anstrengung zugunsten langfristigem Nutzen aus?
was mir da tatsächlich hilft ist nicht Verbote aufzustellen.
Das bringt nichts.
Also nicht "weniger Süßes" sondern von der anderen Richtung: MEHR vom anderen
Also mir leckeres Obst kaufen. Ausreichend Gemüse daheim haben. Mir was draus kochen was ich wirklich mag
(eine warme, leckere Suppe z.B.)
Aus der "mehr vom Guten" Richtung funktioniert deutlich mehr bei mir. Nur so als Vorschlag

Und was mir auch hilft ist nicht nur drauf zu schauen wann es mir schlechter geht und warum
Sondern auch aufs Gegenteil: Wann geht es mir denn gut und warum und was hab ich da gemacht
Und dann wieder: Mehr davon
Das bewusst einbauen, öfter machen

Das geht natürlich nicht immer und mit allem, aber man kann da an vielen Stellschrauben drehen und bei mir wirkt das!

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Miss_Understood
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Beitrag So., 05.12.2021, 16:47

AH! JA! Danke sehr fürs Dranerinnern, chrysokoll! JAAAAA! Au mann, es ist ja nicht so dass ich das NICHT WÜSSTE, verdammt! DA haben wir es - wenn der übergreifende Mechanismus qua lang erlernter Glaubenssätze eben eingefahren ist, fällt auch das schwer. Ich so: wenn es mir mies geht, wurde ich mit Aufmerksamkeit (und natürlich auch Über-Für-Sorge und Enge) überschüttet. Wenn es mir gut ging? NICHT bemerkt. DAS ist VERGANGENHEIT! Es DARF mir gut gehen. Eben.

Andererseits: wenn es das NICHT tut - ist es auch nicht so einfach herauszufinden, wann man eben da die Ursachen und wie in den Griff kriegen kann.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Mo., 06.12.2021, 11:12

Fairness hat geschrieben: So., 05.12.2021, 14:22
Wenn es dir schwer fällt, das in Worte zu fassen, könntest du probieren, mehr auf deinen Körper zu hören.

Bist du in einer Psychotherapie, hast du jemanden, wer dich da begleitet?
Vielen Dank für Deine Antwort.
Ich mache seit einem dreiviertel Jahr eine Reha und bin ich mir nicht sicher ob mir das dort gut tut, meine Meinung schwankt sehr. ich kann mir vorstellen es zu thematisieren. Wir hatten das Thema Achtsamkeit, das finde ich ein ganz gutes Konzept. Ich merke, wenn ich dann bewusst auf alles achte, dass ich mich öfter unwohl, angespannt, nervös und gereizt fühle. Wie ich damit umgehen kann und was ich dagegen tun kann, weiß ich trotzdem nicht. ENtspannung funktioniert dann kaum, ich kann mich nicht auf ein Buch konzetrieren und wenn ich spaziuerengehe kreisen meine Gédanken. Manchmal hilft laute Musik. Manchmal stresst die laute Musik mich plötzlich, aber ich möchte die Kopfhörer trotzdem gar nicht absetzen. Die negative Gefühle dominieren seit einiger Zeit. Das geht mir vor allem unter Menschen so und manchmal direkt hinterher. Ich kann natürlich nicht alle Menschen/ Menschengruppen meiden und das möchte ich eiegentlich auch gar nicht. Mein Körper fühlt sich irgendwie insgesamt müde an, wenn ich nicht gerade gereizt bin. Da ist eine allgemeine Schwere und ich wünschte ich hätte eine Höhle in der ich mich zeitweise verkriechen könnte.

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Beitrag Mo., 06.12.2021, 11:20

chrysokoll hat geschrieben: So., 05.12.2021, 16:09
das herauszufinden ist absolut nicht einfach und bei mir auch ein Prozess der noch nicht abgeschlossen ist.

Ich konnte und kann das auch nicht ohne Therapie.
..........................
Vielen Dank für deine Anwort und den Tipp. Ich kann mir gut vorstellen ein Protokoll zu führen. Ich führe ein Reha-Tagebuch da kann ich es gut reinschreiben. Ich habe schon festgestellt, dass es eine Person in meinem Umfeld gibt die mir nicht gut tut. Zu der bin ich auf Abstand gegangen und ich muss sie innerlich noch abschütteln, also inneren Abstand zu ihr finden. Schon der Gedanke an diese Person stresst mich.Ich habe gemerkt, wie es mir nach Treffen mit ihr schlechter ging als vorher. Ich werde so ein Protokoll ausprobieren und da Gedanken, Gefühle und wenn es geht Körperempfindungen nach und vor Situationen eintragen. Sollte noch etwas mit in das Protokoll ? Vielleicht kann ich Auslöser identifizieren, wenn ich die Situation nochmals durchgehe und aufeschreibe. Das wäre schön.
Zuletzt geändert von Pauline am Di., 07.12.2021, 05:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mo., 06.12.2021, 11:34

Miss_Understood hat geschrieben: So., 05.12.2021, 14:39 Diese Frage ist gar nicht so banal wie sie scheint. Danke dafür, denn sie beschäftigt mich auch gerade. Weil ich zb trotz meines derzeitigen Einsamkeitsgefühls eine frühere 'gute Bekannte' sehr straight abgewiesen habe. Sie hat mir nicht gut getan trotz aller sehr, sehr vieler Gemeinsamkeiten und (oberflächlich) guter Unterhaltungen und auch scheinbar 'tieferen' Themen.
.......................
Vielen Dank für deine Antwort.
Oh ja, das kenne ich auch. Ich habe ebenfalls gerade Abstand zu einer eigentlichen Freundin genommen, weil ich nicht mehr verleugnen kann, dass sie mir nicht gut tut. Das finde ich sehr schade, denn ich habe nicht viele Freunde und ich wollte daran festhalten, dachte es liegt an mir, weil ich gestresst bin und das wird schon wieder.
AUch kenne ich das Ernährungsproblem und die Frage danach, ob mein Bauchgefühl hilfreich oder eher hinderlich ist.
In meiner Familie gab es nicht besonders viel Liebe, aber viel Kritik und Ignoranz.
Ich glaube, ich bleibe teilweise zu lange dran. So war es bei dieser Freundin. Ich frage mich nun ob es bei der Reha auch so ist. Oder ob ich mich in der Reha unwohl fühle und gestresst, weil ich Aufmerksamkeit bekomme für mich und meine Gefühle und das neu und ungewohnt ist. Oder stresst mich das über mich reden, wobei es eigentllich etwas gutes ist? Ich habe ständig das Gefühl das meine Therapeutin ein Problem mit mir hat, mich nicht mag, lächerlich findet und mich loswerden will. Täuscht das wegen meiner früheren Erfahrungen oder stimmt das und ich sollte mich wehren oder gehen? Sie sagte mir, dass sie den Eindruck hat, ich würde nicht sagen was ich will. Und das stimmt. Damit habe ich Schwierigkeiten. Ich weiß es oft selbst nicht und ich habe gelernt, mich den Bedürfnissen und Gefühlen anderer unterzuordnen. Meine eigenen Gefühle sind sehr leise und ich nehme vieles hin, aus Rücksicht auf andere, um niemanden zu verletzen schweige ich oder passe mich an, mache mich manchmal sogar klein und ärger und ekel mich später über mich selbst. Vordergründig befürchte ich das die andere Person mich aus Rache verletzt, wenn ich sage was ich denke und fühle und es der Person nicht passt.
Die Frage nach dem Bauchgefühl, wie sehr ich dem trauen kann beschäftigt mich jedenfalls auch.
Zuletzt geändert von Pauline am Di., 07.12.2021, 05:23, insgesamt 2-mal geändert.
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chrysokoll
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Beitrag Mo., 06.12.2021, 11:39

DandyLion hat geschrieben: Mo., 06.12.2021, 11:20
Vielen Dank für deine Anwort und den Tipp. Ich kann mir gut vorstellen ein Protokoll zu führen. Ich führe ein Reha-Tagebuch da kann ich es gut reinschreiben.
ich persönlich fahre am besten mit einem klaren Protokoll, so richtig als Tabelle. Auch mit Datum, Uhrzeit, was war davor etc.
Daran konnte und kann ich dann nach und nach Auslöser erkennen.

Allerdings war mir das lange Zeit nur mit Hilfe der Therapie möglich, inzwischen aber auch alleine.
Es waren da einige Überraschungen dabei, Dinge mit denen ich so nicht gerechnet habe und die mir gar nicht bewusst waren, von daher finde ich so ein Protokoll wirklich hilfreich

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lisbeth
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Beitrag Mo., 06.12.2021, 11:59

DandyLion hat geschrieben: Mo., 06.12.2021, 11:12 Ich merke, wenn ich dann bewusst auf alles achte, dass ich mich öfter unwohl, angespannt, nervös und gereizt fühle. Wie ich damit umgehen kann und was ich dagegen tun kann, weiß ich trotzdem nicht. ENtspannung funktioniert dann kaum, ich kann mich nicht auf ein Buch konzetrieren und wenn ich spaziuerengehe kreisen meine Gédanken. Manchmal hilft laute Musik. Manchmal stresst die laute Musik mich plötzlich, aber ich möchte die Kopfhörer trotzdem gar nicht absetzen. Die negative Gefühle dominieren seit einiger Zeit.
Ich glaube, das geht vielen so, wenn sie anfangen (oft zum allerersten Mal überhaupt) mehr auf sich und ihre Wahrnehmungen und Gefühle und Bedürfnisse zu achten. Das ist wie eine Art innere Reizüberflutung, und ja, das kann auch stressen, weil es ja komplett ungewohnt ist und weil man ja auch nie den Umgang mit diesen ganzen Gefühlen udn Bedürfnissen gelernt hat.

Für mich war es wichtig, zu verlangsamen. Wenn es zu viel wird, mach einen Schritt raus und gönne dir die Pause-Taste. Das kann alles sein, von dem du weißt, dass es dir wirklich gut tut und dich nicht anstrengt. Bei mir ist es ein Spaziergang oder Schwimmen. Für andere sind es Comics oder Hörspiele oder Puzzeln. Oder mit einem Basketball ein paar Körbe werfen. Zu lernen was das *für dich* ist oder sein könnte (ist auch situationsabhängig) ist mindestens genauso wichtige wie zu wissen, was dir nicht gut tut und woran du das merkst.
Die Dinge einfach auszuprobieren ist gar nicht verkehrt finde ich. Und da gibt es auch nicht richtig/falsch. Und wenn du merkst, laute Musik ist es gerade nicht, dann merkst du ja ganz unmittelbar: Das tut mir (jetzt) nicht gut. Diese ganz unmittelbaren Mikroschritte sind total wichtig und sozusagen auch die Vorstufe dafür, damit du lernst, dich auch auf größerer Ebene von Dingen und Personen abzugrenzen, die dir nicht gut tun.
DandyLion hat geschrieben: Mo., 06.12.2021, 11:34 Ich frage mich nun ob es bei der Reha auch so ist. Oder ob ich mich in der Reha unwohl fühle und gestresst, weil ich Aufmerksamkeit bekomme für mich und meine Gefühle und das neu und ungewohnt ist. Oder stresst mich das über mich reden, wobei es eigentllich etwas gutes ist? Ich habe ständig das Gefühl das meine Therapeutin ein Problem mit mir hat, mich nicht mag, lächerlich findet und mich loswerden will. Täuscht das wegen meiner früheren Erfahrungen oder stimmt das und ich sollte mich wehren oder gehen? Sie sagte mir, dass sie den Eindruck hat, ich würde nicht sagen was ich will. Und das stimmt. Damit habe ich Schwierigkeiten. Ich weiß es oft selbst nicht und ich habe gelernt, mich den Bedürfnissen und Gefühlen anderer unterzuordnen. Meine eigenen Gefühle sind sehr leise und ich nehme vieles hin, aus Rücksicht auf andere, um niemanden zu verletzen schweige ich oder passe mich an, mache mich manchmal sogar klein und ärger und ekel mich später über mich selbst. Vordergründig befürchte ich das die andere Person mich aus Rache verletzt, wenn ich sage was ich denke und fühle und es der Person nicht passt.
Ich würde mal darauf tippen, dass es vor allem das Neue und Ungewohnte ist, was dich da innerlich stresst. Und auch die Tatsache, dass du über die Reha und die Übungen dort (Achtsamkeit etc) verstärkt mit dir selbst in Kontakt kommst.
Du hast durch frühe Bindungsprägungen gelernt, dass du dich möglichst zurücknehmen solltest, den anderen nicht "belasten" solltest, dass deine Gefühle und Bedürfnisse nichts zählen.
Um da raus zu kommen, musst du anfangen, dich selbst ernst zu nehmen. Schritt für Schritt, nicht alles auf einmal, denn das kann auch zur Implosion führen. Du nimmst schon eine Menge von dir selbst wahr, und kannst das auch in Worte fassen, das ist schon mal richtig viel. Der nächste Schritt wäre vielleicht, anzufangen, das mal in der Beziehung zur Therapeutin auszusprechen?

Alles Gute.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Beitrag Mo., 06.12.2021, 15:01

chrysokoll hat geschrieben: Mo., 06.12.2021, 11:39
ich persönlich fahre am besten mit einem klaren Protokoll, so richtig als Tabelle. Auch mit Datum, Uhrzeit, was war davor etc.
Daran konnte und kann ich dann nach und nach Auslöser erkennen.
............
Ich nehme das mal mit in die Therapie. Vor allem möchte ich gerne früher bemerken und reagieren, wenn etwas oder jemand mir nicht gut tut. Mit meiner Therapeutin könnte ich dann über Lösungen und die konkrete Umsetzung sprechen oder insgesamt darübe reflektieren.
Die Tabelle steht schon. Ich fange heute damit an.
Zuletzt geändert von Pauline am Di., 07.12.2021, 05:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mo., 06.12.2021, 16:05

lisbeth hat geschrieben: Mo., 06.12.2021, 11:59
Ich glaube, das geht vielen so, wenn sie anfangen (oft zum allerersten Mal überhaupt) mehr auf sich und ihre Wahrnehmungen und Gefühle und Bedürfnisse zu achten. Das ist wie eine Art innere Reizüberflutung, und ja, das kann auch stressen, weil es ja komplett ungewohnt ist und weil man ja auch nie den Umgang mit diesen ganzen Gefühlen udn Bedürfnissen gelernt hat.
...............
Vielen Dank für Deine Antwort.

Innere Reizüberflutung trifft es gannz gut. Und es ist wirklich neu für mich. Von meinen Bedürfnissen, Wünschen und Gefühlen weiß ich noch nicht sehr viel.
Die Pause-Taste suche ich teilweise noch. Ich komme manchmal nichg runter. Ich bleibe dran. Und Abgrenzung ist ebenfalls ein wichtiges Thema für mich. Ich muss viel üben und manchmal kapiere ich es viel zu spät. Ich hoffe das es mit der ZEit besser wird.
Zuletzt geändert von Pauline am Di., 07.12.2021, 05:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Di., 07.12.2021, 00:17

DandyLion hat geschrieben: Mo., 06.12.2021, 11:34 und die Frage danach, ob mein Bauchgefühl hilfreich oder eher hinderlich ist.
Ich denke, ein Bauchgefühl, welches dich beschwert, unangenehm ist, kann eine Belastung, oder die Angst an sich sein... und überlege, dass die Bewertung, ob das eine Fantasie oder reale Umstände sind, welche diese Gefühle auslösen, ist etwas, was erst nach etwas Beobachtung genauer eingeschätzt werden kann.

Es wird Momente geben, in welchen du das alleine weniger beurteilen können wirst und auf den äußeren Input angewiesen wirst, indem du nachfragst, wie etwas gemeint ist oder war.. und andere Momente, in welchen du merken wirst, das war schon für dich geklärt und wiederholt sich, obwohl es aufhören sollte.. beziehungsweise noch auch eine Mischung daraus. Und wenn du beschreibst, dass das noch etwas dauert, das zu erspüren, ist das gerade so, und kann sich auch ändern..

Und diese Unterschiede zwischen Fantasie und Realität zu erkennen, finde ich, gelingt am meisten, wenn du deine inneren Glaubenssätze und Schwächen gut verstehen und verbalisieren lernst. Dabei kann dir die Therapie helfen. Beziehungsweise wirst du irgendwann auch einfach wissen und es kommunizieren können, was du in konkreter Situation suchst und es wird dann wiederum auch weniger Zweifel darüber geben, was eher weniger etwas für dich ist.

Lieben Gruß.
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Beitrag Di., 07.12.2021, 11:59

Fairness hat geschrieben: Di., 07.12.2021, 00:17
DandyLion hat geschrieben: Mo., 06.12.2021, 11:34 und die Frage danach, ob mein Bauchgefühl hilfreich oder eher hinderlich ist.
Ich denke, ein Bauchgefühl, welches dich beschwert, unangenehm ist, kann eine Belastung, oder die Angst an sich sein... und überlege, dass die Bewertung, ob das eine Fantasie oder reale Umstände sind, welche diese Gefühle auslösen, ist etwas, was erst nach etwas Beobachtung genauer eingeschätzt werden kann.


Und diese Unterschiede zwischen Fantasie und Realität zu erkennen, finde ich, gelingt am meisten, wenn du deine inneren Glaubenssätze und Schwächen gut verstehen und verbalisieren lernst.
Da mache ich mir tatsächlich Sorgen. Das sich zu viel Phantasie mit reinmischt. Ich werde mir mal Gedanken machen zu meinen Schwächen und GLaubenssäten und diese aufschreiben.
Ich würde das sehr gerne lösen, der Umgang mit anderen MEnschen verursacht so viel Stress. :/ und ich fühle mich unsicher. Ein paar Hinweise habe ich gesammelt:
-Personen, die zu intensiv auf mich zukommen ohne abzuwarten ob etwas von mir kommt
- Personen die hauptsächlich von und über sich reden
- Personen die das eine sagen und das andere machen (bspw. sich als zuverlässig beschreiben und ständig zu spät kommen)

Das sind für mich ein paar Anhaltspunkte, um zu überprüfen ob mein negatives Bauchgefühl gegenüber Personen passt. Es gibt da noch mehr, aber da mischt sich viel eigenes Gefühl und Interpreation. Da wäre der Anhaltspunkt, wenn das negative Gefühl länger andauert oder sich intensiviert.

Ich würde mich über weitere praktische Tipps, Meinungen oder Erfahrungen freuen.

Lg

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