Anmeldung mehrere Kliniken parallel? Wartezeit (Psychosom. Akut)

Kliniken u.a. in Deutschland (keine generellen Fragen)
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meersein
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Anmeldung mehrere Kliniken parallel? Wartezeit (Psychosom. Akut)

Beitrag Fr., 07.01.2022, 19:40

Hallo,

vielleicht können diejenigen von euch mit Klinik-Erfahrung mir weiterhelfen:

Ich habe von meiner Therapeutin eine Einweisung für eine Psychosomatische Klinik (akut, keine Reha) erhalten. Wohne in Deutschland.

Ich habe bei einigen Kliniken schon angerufen und erfahren, dass die Wartezeiten 3/6-12 Monate betragen. Daher frage ich mich jetzt: kann man sich parallel bei 2-3 Kliniken anmelden? Sodass ich dann in die gehe, wo am schnellsten einen Platz für mich frei wird? Oder gibt es Probleme mit der Einweisung/Krankenkasse, wenn ich mich in mehreren Kliniken anmelden zur Aufnahme? (ich würde natürlich sobald ich einen Platz habe, den anderen absagen...)

Außerdem: da bei mir inhaltlich nicht ganz eindeutig ist, ob auch eine Reha infrage kommt: könnte ich auch die Akut-Einweisung und einen Reha-Antrag parallel beantragen? Auch hier, um zu sehen, was schneller zur Aufnahme führt?

Würde mich über Tipps und Erfahrungen freuen!
Vielen Dank!
meersein

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lisbeth
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Beitrag Fr., 07.01.2022, 22:02

Bei der Anmeldung in einer Akutklinik musst du deine Unterlagen komplett hinschicken - also auch die Einweisung. Ich glaube daher nicht, dass das so funktionieren würde, wie du dir das überlegt hast.

Ich würde eher mal mit der Klinik, die in deiner engeren Wahl sind, nochmal telefonieren. Eventuell deutlich machen, dass du auch kurzfristig anreisen kannst, falls jemand abspringt oder früher abbricht (falls das für dich möglich wäre). Das kann manchmal dazu führen, dass man schneller aufgenommen wird.

Ich fürchte, dass die Corona-Situation das Ganze auch nicht unbedingt beschleunigt, weil die Kliniken z.T. auch nicht voll belegt sein dürfen (war zumindest im letzten Winter so, als ich zur Reha war).

Reha-Antrag kannst du parallel stellen, ist ja in der Regel ein anderer Kostenträger. Aber schneller wird das sicherlich auch nicht gehen, weil erst die Rentenversicherung über deinen Antrag an sich entscheidet und dir eine Klinik zuweist. Das ist nicht unbedingt immer die Klinik, die du dir gewünscht hast. Wenn dein Antrag abgelehnt wird oder du nicht deine Wunschklinik bekommst, kannst du Widerspruch einlegen - das dauert auch nochmal ein paar Wochen. Erst dann kannst du dich bei der Klinik anmelden und da beginnt die Wartezeit auf einen Platz genauso wie in einer Akutklinik, da bist du auch ganz schnell bei insgesamt 9-12 Monaten vom Antrag bis du in die Klinik fährst.

Hast du dir mal Tageskliniken in deiner Umgebung angeschaut? Käme das für dich in Frage? Da geht es meistens etwas schneller mit der Aufnahme.
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― Anne Lamott

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meersein
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Beitrag Fr., 07.01.2022, 23:39

Wow, Danke für die schnelle und ausführliche Antwort!

Ich war auf die Idee gekommen, weil man sich tlw. auch per Mail anmelden kann - das wären ja dann zumindest zunächst nur Scans...
Aber du hast recht, an irgendeinem Punkt benötigen sie das Original. Und ich wollte auch gar nicht tricksen - hätte ja sein können, dass es wie bei der Therapeuten Suche "üblich" ist, sich auf mehrere Wartelisten zu setzen. Gut zu wissen, dass das so nicht ist.
Dann werde ich wohl noch mal rumtelefonieren bevor ich mich für eine Klinik entscheide...

Kurzfristige Anreise ist ein guter Tipp, das ist bei mir möglich! Tagesklinik schließe ich (bislang) aus, da ich aus meinem Umfeld besser komplett raus muss und für mein Problem auch die Gemeinschaft mit Mitpatienten sehr hilfreich vorstelle. Das wär bei Tagesklininik ja etwas weniger im Fokus.

Recht frustrierend das Thema - Wartezeiten von vielen Monaten sind ja einfach alles andere als "akut"...

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lisbeth
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Beitrag Sa., 08.01.2022, 08:37

Ja, das ist frustrierend. Aber nach meiner Erfahrung lohnt sich das Warten, weil du so dir die Klinik passgenauer aussuchen kannst, als wenn du den erstbesten freien Platz nimmst. Immerhin können wir in in D diesem Bereich die Klinik selbst aussuchen, das ist nicht überall so. Und, etwas zugespitzt formuliert: Die Reise auf der du dich befindest, wird vermutlich viel Zeit brauchen, und auch nach einem Klinikaufenthalt bist du nicht "geheilt", sondern hast neue Dinge gelernt, die du dann weiter in deinen Alltag integrierst und weiterentwickelst. Und aus der Perspektive fällt bei mir im Rückblick die Klinik-Wartezeit kaum noch ins Gewicht.

Jenachdem wo du wohnst, haben auch die örtlichen Psychiatrien eine oder mehrere Psychotherapie-Stationen, da kann es sich durchaus auch mal lohnen, genauer zu recherchieren und nachzufragen, ob da für dich eine in Frage kommt und wie dort das Aufnahmeprozedere ist.

Wenn es dir so schlecht geht, dass du nicht so lange warten kannst, dann sprich mit deiner Therapeutin darüber, ob es sinnvoll sein könnte, in die Akutpsychiatrie zu gehen. Die müssen dich aufnehmen. Da hast du allerdings keine freie Wahl, da gibt es nach Wohnort feste Zuständigkeiten und die Qualität der Kliniken (und der Behandlung) kann sehr schwanken.
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meersein
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Beitrag So., 09.01.2022, 12:13

Danke - da hast du ohne mich zu kennen den richtigen Punkt angesprochen. Ich bin wohl oft (zu) ungeduldig und denke, es müsste immer sofort weitergehen. Dabei ist es ein Prozess, und in dem passiert ohnehin die ganze Zeit etwas und es gibt nicht die eine "Lösung". Und für das was aktuell besonders schwierig ist (eine Überlastungs-Situation im Job, die in meinem aktuellen Zustand einfach meine Kräfte übersteigt ) muss ich dann andere erste Schritte zu einer Änderung suchen...

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lisbeth
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Beitrag So., 09.01.2022, 15:47

meersein hat geschrieben: So., 09.01.2022, 12:13 Und für das was aktuell besonders schwierig ist (eine Überlastungs-Situation im Job, die in meinem aktuellen Zustand einfach meine Kräfte übersteigt ) muss ich dann andere erste Schritte zu einer Änderung suchen...
Die wirst du dir sowieso suchen müssen, egal ob du jetzt in die Klinik fährst oder erst später. ;-)
Es ist ja nicht mit den 8 oder 10 oder 12 Wochen Klinikaufenthalt abgehakt. Danach geht die eigentliche Arbeit erst los, weil es dann dein Job sein wird, das Gelernte in deinen normalen Alltag rüberzuholen. Klinik ist da gewissermaßen wie ein Schutzraum: Dir wird alles was Alltagsorganisation betrifft abgenommen, das Essen kommt zu dir, du musst nicht erst einkaufen und kochen, du kannst dich voll und ganz auf dich konzentrieren. Das habe ich jedes Mal als einen ziemlichen Luxus empfunden. Der Schritt zurück ins "normale Leben" bringt dann allerdings nochmal ganz neue Herausforderungen mit sich.

Wenn dich deine Jobsituation zurzeit überfordert und du so sehr am Limit bist, gibt es auch andere Möglichkeiten, schon vor einem möglichen Klinikaufenthalt für etwas Entlastung zu sorgen: Stunden reduzieren oder Krank schreiben lassen, wenn es richtig krass ist. Oder auch schon mal anfangen zu überlegen, wie du dich mittelfristig beruflich anders aufstellen kannst, damit es gar nicht erst zur Überlastung kommt. Aktiv für Erholungsinseln im Alltag sorgen.
Kurz: Eigentlich geht es darum, dass du dein Leben umkrempeln musst, wenn du nicht immer wieder an diesem Punkt landen willst, dass du körperlich und psychisch zusammenklappst. Und Klinik ist dabei ein Baustein von vielen.
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chrysokoll
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Beitrag So., 09.01.2022, 19:57

meersein hat geschrieben: So., 09.01.2022, 12:13 Ich bin wohl oft (zu) ungeduldig und denke, es müsste immer sofort weitergehen.
dass man, wenn die Entscheidung für einen Klinikaufenthalt gefallen ist, da auch sofort hin möchte finde ich sehr normal und verständlich.
So lange Wartezeiten sind auch echt nicht optimal, aber nicht zu ändern.

Du kannst wie lisbeth dir schon sagte nach der Anmeldung signalisieren dass du schnell abreisebereit bist (wenn das denn bei dir der Fall ist).

Hast du denn ambulante Hilfe? Könntest du dir welche holen?

Und was den Job anbelangt: Hier würde ich mich an deiner Stelle erst einmal krank schreiben lassen.
Und die Zeit auch nutzen zu überlegen wo es beruflich in Zukunft hingehen soll, was es an Lösungen gäbe

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meersein
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Beitrag So., 09.01.2022, 23:15

Danke für eure weiteren Anregungen und Perspektiven!
chrysokoll hat geschrieben: So., 09.01.2022, 19:57 Hast du denn ambulante Hilfe? Könntest du dir welche holen?
Ja, zum Glück habe ich eine ambulante Therapeutin! Mit ihr kann ich dann auch die Alternativen besprechen - nur die ganz praktischen Fragen kann sie mir nicht alle beantworten (hatte wohl noch nicht so viele Patienten mit Klinikeinweisung)

Die langen Wartezeiten erhöhen bei mir gerade innerlich irgendwie den Druck, die "richtige" Klinik zu finden. Wie seid ihr die Auswahl angegangen?
Meine Diagnose (Depression und Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen) erfordert keine spezielle Spezialisierung der Klinik - höchstens einen Fokus auf eine gute Patientengemeinschaft.

Und zu jeder Klinik, die auf der Website ein gutes Konzept/therapeutisches Angebot zu haben scheint, finden sich so viele gegensätzliche Bewertungen im Netz...

Aktuell habe ich diese auf meiner Liste - für den Fall dass noch jmd vorbeischaut, der sie kennt:
Fachklinik Heiligenfeld (Empfehlung der Thera, aber recht sprituell, sehr lange Wartezeit)
Parkland Klinik Bad Wildungen (rein von Website/Bewertungen)
Vitos Klinik Heppenheim (kurze Wartezeit)

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 10.01.2022, 13:46

was spricht denn gegen die Klinik mit der kurzen Wartezeit?
ich kenne keine der Kliniken und meine Klinikaufenthalte sind auch schon etwas her und erfolgten nie wirklich überlegt und mit Auswahl.

Mit den Bewertungen online ist das so eine Sache, ich würde da mit kritischer Distanz lesen.
Das ist wie mit Hotelbewertungen, schau hin wie das formuliert ist, überleg dir was dir wirklich wichtig ist und ob elementare Dinge oft kritisiert werden.
Wenn da z.B. öfter mal jemand das Essen nicht schmeckt - ja nun. Du bist da ja nicht in einem Hotel.
Aber wenn da oft von respektlosem Umgang die Rede ist dann wäre ich vorsichtig

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Gespensterkind
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Beitrag Mo., 10.01.2022, 16:38

wenn es Dir grundsätzlich egal ist und Deine Therapeutin Dir auch nichts empfehlen kann, Du aber möglichst schnell einen Platz möchtest, würde ich wohl nach der Wartezeit gehen. Bewertungen würde ich auch eher vorsichtig lesen. Vielleicht weiß ja auch Dein Hausarzt eine Klinik? Du könntest Dir auch überlegen, auf was Du vielleicht Wert legen würdest oder was Du meinst, was Dir helfen würde (Einzel- oder Gruppentherapie oder beides, möglichst vielseitige „andere Therapien“, Deine Altersgruppe, ruhige Umgebung, Stundenplan etc. - da gibt es viele Wünsche) Und dann könntest Du vor der Anmeldung schon mal ein paar Wunschkliniken anrufen und nach Deinen Vorstellungen fragen.
Ansonsten glaube ich auch, dass es wichtig wäre Dir zu überlegen, was das Ziel sein soll. Ist es vor allem die berufliche Belastung?

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meersein
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Beitrag Mi., 12.01.2022, 16:38

Danke - eure Anregungen haben mir nochmal geholfen, zu überlegen, was genau mir wichtig ist!

Und nach nochmaliger Recherche und Telefonat scheint sich jetzt eine Möglichkeit gefunden zu haben für eine Klinik mit kürzerer Wartezeit, bei der ich ein gutes Gefühl habe. Ich warte jetzt einmal die Prüfung meiner Unterlagen und das dann folgende Vorab-Gespräch ab.

Und muss dann bald auch das Gespräch mit meinem Arbeitgeber angehen - was mir sehr schwer fallen wird (auch wenn mir völlig klar ist, dass ich jedes Recht dazu habe, krank zu sein und alle daraus folgenden Vertretungs-Probleme nicht meine Verantwortung sind).

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