Unerklärbare Schmerzen

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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DavidB
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Unerklärbare Schmerzen

Beitrag Mo., 31.01.2022, 20:10

Hi!

Ich denke, ich könnte hier richtig sein. Meine Psychotherapeutin, welche ich seit einem Jahr wöchentlich besuche meinte, neue Kontakte könnten mir helfen. Ich weiß nicht, ob ich in diesem Unterforum richtig bin.

Ich leide seit letztem Sommer an difusen Schmerzen im Abdomen. Ein Druckschmerz, der jedoch jedes Mal an anderen Stellen zu spüren ist. Oben, unten, rechts, links, im Rücken. Es fühlt sich an wie ein extrem starker Muskelkater. Neurologische Untersuchungen wie CT, MRT oder radiologische Begutachtungen brachten kein Ergebnis. Intern dürfte ich, abgesehen von einer Fettleber, gesund sein.

Das ging dann weiter, bis ich, bis heute, meine Füße nicht mehr spüren kann. Gelenksschmerzen kannte ich, aber eine völlige Taubhaut beider Füße nicht. Dazu gesellen sich intensive Albträume und ich "randaliere" offenbar in der Nacht, da mein Bett am nächsten Morgen komplett durcheinander ist. Oder besser gesagt am sehr frühen Morgen, länger als bis 4 Uhr Früh kann ich nicht schlafen, ganz gleich wann ich zu Bett gehe.

Nach dem Wachwerden bekomme ich ein beklemmendes Gefühl, nicht körperlich, sondern psychisch. Hunderte von Gedanken und Gefühlen schießen in mich rein. Es dauert sehr lange, bis ich wieder runter komme.

Zu meiner Vergangenheit: Ich schlitterte Mitte 2019 in ein Burnout, denken zumindest Alle. Ich konnte einfach nich tmehr. Ich habe seitdem alle Freunde verloren, meine Familie ist auch nicht für mich da.

Im Jahr 2018 hatte ich eine böse Scheidung, wobei mein Partner schon 3 Jahr zuvor verschwunden war. Er hat mich mit Allem alleine gelassen und ich habe mich in die Arbeit gestürzt.

Im Herbst 2019 bin ich eine neue Beziehung eingegangen. Diese dauerte bis Februar 2021. Dann starb er bei einem Brand.

Ich versuche Alles zu verdrängen, meist mit Alkohol, ohne jemals betrunken zu sein. Angstzustände und Panikattacken haben sich entwickelt. Ich kann das Haus kaum mehr verlassen. Öffis kenne ich seit einem Jahr nur mehr von außen. Ich kann mich nicht mehr in den Spiegel sehen und bin meist 24 Stunden nur daheim.

Mir wurden bislang 3 Reha-Aufenthalte bewilligt. Den ersten musste ich wegen Covid absagen, den zweiten wegen Auftretens meiner Schmerzen und den dritten vor drei Wochen wegen heftiger Panikatacken. Ich zittere in solchen Situationen, bekomme keine Luft mehr, bin schwindelig, hab Brechanfälle und denke, jeden Moment in Ohnmacht fallen zu müssen. Daher habe ich auch Angst das Haus zu verlassen, ich habe Angst vor anderen Menschen.

Meine Therapeutin ist zwar super nett, kann aber nicht wirklich weiter helfen. 0815-Tipps wie Sapzierengehen bringen nix.

Hat vielleicht jemand von euch Tipps oder ähnliche Erfahrungen. Sorry für die vielen Worte, aber ich versuch's einfach mal :-)

Liebe Grüße

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DiemitdemHundgeht
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Beitrag Mo., 31.01.2022, 20:19

Ich musste irgendwie an Dissoziation denken bei den Beschwerden. Da gibt es ja verschiedene Unterformen. Wurde das schon mal in den Raum gestellt?

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DavidB
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Beitrag Mo., 31.01.2022, 20:25

Nein, noch nie. Auch der Facharzt steht irgendwie an. Ich hatte so ähnliche Beschwerden schon im jungen Erwachsenenalter, danach jahrelang Nichts mehr. Was kann man dagegen tun?

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DiemitdemHundgeht
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Beitrag Mo., 31.01.2022, 20:35

Ich musste jetzt in Richtung F44.6 denken bei der Taubheit der Füße und den Faktoren drumherum. Ansprechpartner wären ein Facharzt und/oder ein Therapeut.

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DavidB
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Beitrag Mo., 31.01.2022, 20:36

Vielen Dank für Infos!!

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DiemitdemHundgeht
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Beitrag Mo., 31.01.2022, 20:41

Achja, und wenn du seit einem Jahr bei der Therapeutin bist und sie dir nicht wirklich helfen kann solltest du eventuell mal über einen Wechsel nachdenken. Es passen einfach nicht alle Therapeuten und Methoden auf jeden Menschen und jedes Störungsbild. Und ein bisschen spazieren ersetzt keine gute Therapie.


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Beitrag Di., 01.02.2022, 09:36

Hallo David,
wurde schon mal untersucht, ob du einen Vitamin B- Mangel hast?
Also nicht nur Vit. B12, sondern v.a. B1 und B6 sind z.B. deutlich "mitbestimmend" für Alpträume etc.

So, wie du deine Lebenssituation die letzten Jahre beschreibst, hast du dich bestimmt auch nicht sonderlich gesund ernährt oder dich bewegt (Geht auch zuhause ;-) ) und vielleicht unterschätzt du auch deinen Alkoholkonsum.
Das beeinflusst die Psyche nämlich auch nachhaltig, nicht nur die eigenen inneren Haltungen und die Denke.

Weiß denn deine Thera von deinen Ängsten? Oder lässt du die das nur "durch die Blume" wissen?

Wenn sie davon "tatsächlich" weiß und verstanden hat, wie sehr dich das lähmt und "ankettet" : Hast du schon mal von ihr eingefordert, da "strategisch" dran zu gehen? Also gezielt und konkret und nachhaltig?

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DavidB
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Beitrag Di., 01.02.2022, 10:05

Vielen Danke für deine Antwort!

Ja, meine Therapeutin weiß von Allem. Sie ist integrative Therapeutin, aber das hat sie nach zwei Versuchen aufgegeben. Ich halte nicht viel von Zeichnungen und Kärtchen. Ich kenne ja meine Probleme und muss sie nicht erst finden. Mittlerweile sprechen wir nur mehr - leider via Zoom. Das darüber Sprechen tut mir gut, aber es ändert nichts an den faktischen Dingen. Ich bin mittlerweile komplett alleine, verschuldet und sehe keine Möglichkeit, dass sich Etwas ändert. Ich dachte, die Rehas würden helfen, aber da hat mein Körper nicht mitgemacht.

Mit den Vitaminen hast du wahrscheinlich Recht. Ich nehme jetzt seit 2 Jahren Neuromultivit. Eine Fachärztin hat mir dazu geraten, eine andere hat gesagt, dass zu viele Vitamine schädlich sein und auch für meine körperlichen Beschwerden verantwortlich sein könnten. Ich weiß es nicht. Ich habe den Mittelweg gewählt und nehme sie einmal pro Woche.

Auch mit dem Alkoholkonsum hast du sicher Recht, und dessen Folgen. Ich trinke meine Spritzer nicht, um mich zu betrinken, sondern um zu Verdrängen und um mich abzulenken. Es zeitigt bei mir auch keine Wirkung mehr, da ich nebenbei regelmäßig Wasser trinke. Aber es ist mittlerweile zur Gewohnheit geworden, genauso wie die Zigarette nebenbei.

Diesbezüglich wäre ein körperlicher Entzug natürlich sinnvoll (hatte ich schon zwei Mal), aber nach den Aufenthalten komme ich immer wieder in die gleiche Situation zurück - Joberlust, Scheidung, Tod des anderen Partners, ziemlich verschuldet, gefangen, keine Freunde mehr und leider keine aktiv tätige Familie, die sich ein wenig um mich sorgt, obwohl sie nur einige Meter von mir entfernt wohnen. Ich bin komplett auf mich allein gestellt und Covid hat es nicht besser gemacht.

Wie gesagt, ich hab durch meinen Jobverlust auch alle andere Beziehungen zu Bekannten oder "Freunden" verloren. Seitdem hänge ich in der Luft, und das fast seit 3 Jahren. Mit meinem neuen Partner ging es mir besser und ich war motiviert, und dann der Unfall. Das hat mich Meilen zurück geschlagen.

Ich finde keinen Weg mit all dem umzugehen. Daher wahrscheinlich auch die Albträume. Ich bin für die kleinsten Dinge zu unmotiviert und zu kraftlos. Ich hab keine Ahnung, was mit mir seit einem Jahr passiert. Und jetzt auch wieder diese Schmerzen.

LGD


Waldschratin
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Beitrag Di., 01.02.2022, 10:35

Naja, die Schmerzen sind "Behelf" deiner Seele und auch deines Körpers.
Die schreien regelrecht nach "Mach endlich was!!!"
Komm in die Gänge und ändere oder sowas in der Art.

Jetzt kenn ich Depressionen, Ängste etc. selber ja auch.
Und weiß, wie unglaublich starr einen das im Denken und Meinen macht und der Sicht auf die Welt und sich selbst ebenso.

Klar versteh ich, dass dir die Unterstützung von Freunden und Familie sehr fehlt.
Aber an sich ist und bleibt es ja im Grunde sowieso "alleine" dein eigener "Job", was zu ändern.

Und das scheinst du noch nicht erkannt bzw. zugelassen zu haben.
Denn dass sogar deine Thera "aufgibt", nach nur wenigen Versuchen eines Anfangs, spricht schon auch Bände. ;-)

Du sagst, du kennst deine Probleme ja : Also, was hält dich, das mit deiner Thera "tatkräftig" anzugehen?
So, wie du es kannst.
Wenn also "Spaziergang" noch zu viel ist, warum dann nicht zuhause z.B. eine bestimmte, umrissene Zeit dich körperlich bewegen?
Regelmäßig, kontinuierlich, also dran bleiben und nicht nur, wenns "Spaß macht", sondern aus Selbstfürsorge und weil du ein Ziel erreichen möchtest : Dich wieder ein bissl besser fühlen?

Jetzt, in deiner derzeitigen Situation, die großen Entzüge zu machen, wird dir kaum gelingen.
Auch da ists wohl sinnvoller, etwas weniger hohe Ziele anzugehen.

Vielleicht anfangs eine Zigarette am Tag nicht rauchen, aus deiner eigenen freien Entscheidung raus, obwohl dir grade danach wäre?
Sowas in der Art.

Ich hab selber meine Zeiten gehabt, da lag die große Leistung des Tages darin, zwei Mal durch meine 45qm-Wohnung zu gehen, am Stück ohne abzusetzen.
Hauptsache, mal das Bett verlassen, die Decke vom Kopf ziehen, mal wieder eine "andere Erfahrung" zu machen, tatsächlich mit dem Körper, nicht "nur" im Kopf.

Du fragst dich sicher bei allem, welchen "Sinn" es denn machen sollte. Oder welchen Unterschied, ist eh alles aussichtslos.
Aber vielleicht muss es gar nicht erstmal "Sinn" machen, wenn du mal Kleinigkeiten änderst.
Das, was du derzeit machst, macht ja an sich auch keinen "Sinn", oder? ;-)

Es "hilft", was "auszuhalten" oder zu "überleben".
Das kann aber ein bissl Änderung, eine neue Gewohnheit, ein wenig "Zeh ins Wasser stecken" ebenso.
Vielleicht sogar besser.
Es lohnt sich wenigstens, es auszuprobieren.

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