Alexithymie und Kinderwunsch

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Lui334
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Alexithymie und Kinderwunsch

Beitrag Di., 22.03.2022, 16:16

Hallo zusammen,
gibt es unter den Anwesenden hier jemanden der Alexithymie hat und trotzdem ein zufriedener Vater bzw. Mutter ist?

Ich (w.26) und mein Freund (m.33) sind inzwischen seit 6 Jahren zusammen.
Wir kommen in unserer Beziehung mit seiner Alexithymie halbwegs zurecht und hatten geplant unser Leben zusammen zu verbringen. Nun scheint uns aber leider die Zukunftsplanung einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Ich habe mir immer Kinder gewünscht und mein Freund versteht leider anscheinen absolut nicht was daran schön sein soll. Er zählt mir bei Gesprächen darüber ständig nur die negativen Fakten auf (Viel Arbeit, Stress, Zeit, Geld).
Allerdings sieht er leider absolut nicht die schönen Dinge daran, wie dass es schön ist seine Zeit mit dem Kind zu verbringen und allgemein all die schönen Gefühle die ein Kind mit sich bringt.
Da ich ihn aber inzwischen ziemlich gut kenne bin ich mir sicher, dass auch ihn ein Leben mit Kindern sehr glücklich machen würde.
Er schafft es nur einfach nicht sich das vorzustellen, da er nur in Fakten denkt.
Deshalb erhoffe ich mir Hilfe von glücklichen Eltern mit Alexithymie, die ihm vielleicht mit seinen Worten erklären können was die Vorzüge des Elternseins sind.
Ich bin mir natürlich nicht sicher ob das alles ausschließlich mit der Alexithymie zusammenhängt, dennoch wollte ich die Gelegenheit nutzen jemanden finden zu können der mit solch einer Situation auch schon Erfahrungen gemacht hat.

Ich danke euch fürs Lesen und hoffe auf eine Antwort,
Liebe grüße,
Lui

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lisbeth
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Beitrag Di., 22.03.2022, 18:35

Dein Freund hat für sich eine Entscheidung getroffen, dass er keine Kinder möchte.
Was ich angesichts seiner Alexithymie nachvollziehbar finde.

Und du willst ihn jetzt umstimmen?
Selbst wenn es 1000e andere glückliche Eltern mit Alexithymie gibt, das heißt nicht, dass das mit dem Elternglück für deinen Freund passen muss...

Warum glaubst, du besser als er zu wissen, was für ihn und sein Leben passend ist?
Bevormundest du ihn in anderer Hinsicht auch so?
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― Anne Lamott

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münchnerkindl
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Beiträge: 9546

Beitrag Di., 22.03.2022, 18:39

Ich denke dass es am sinnvollsten wäre wenn er mal Zeit mit realen Kindern verbringt. Nur dann kann er sehen ob ihm das emotional etwas gibt oder nicht. Und ob er dann auch selbst welche möchte.

Dass man Kinder grundsätzlich mag bedeutet nämlich nicht dass man auch welche haben möchte. Ich mag zB Kinder schon, hatte aber noch nie das Gefühl für mich welche haben zu wollen.

Einem anderen Menschen zu unterstellen, "der findet Kinder ganz bestimmt supertoll wenn erst welche da sind" finde ich schon recht fragwürdig. Ja, könnte evtl sein, das könnte aber auch voll den Bach runtergehen.

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Sydney-b
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Beiträge: 3438

Beitrag Di., 22.03.2022, 22:25

Für mich wäre eine andere Frage viel wichtiger.

Wie ergeht/ erging es erwachsenen Kindern, die mit einem gefühlsblinden Elternteil aufgewachsen sind?

Gefühlsblinde Menschen kopieren ja meistens ihr Verhalten/Mimik von ihren Mitmenschen, damit sie nicht ausgeschlossen werden.
Dadurch wirken sie oft unauthentisch, was zu weiteren Irritationen führen kann.

Schon ein Säugling ist auf die Spiegelung seiner Eltern angewiesen.
Bei einem gefühlsblinden Elternteil fehlt diese aber zum großen Teil. Oder sie ist zusätzlich noch unauthentisch.

Kommt es deshalb bei diesen Kindern zu psychischen Problemen?

Es langt ja nicht, dass die Eltern mit ihren Kindern glücklich/zufrieden sind.
Ein Kind möchte dies auch fühlen und erleben.

Deshalb wäre diese Frage für mich viel wichtiger.

Außerdem kann es sein, dass dein Partner auch ohne diesem Persönlichkeitsmerkmal keine Kinder möchte.

Ist dein Partner deshalb eigentlich in Therapie und arbeitet daran?

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lisbeth
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weiblich/female, 80
Beiträge: 3862

Beitrag Mi., 23.03.2022, 07:01

Sydney-b hat geschrieben: Di., 22.03.2022, 22:25 Schon ein Säugling ist auf die Spiegelung seiner Eltern angewiesen.
Bei einem gefühlsblinden Elternteil fehlt diese aber zum großen Teil. Oder sie ist zusätzlich noch unauthentisch.

Möglicherweise ist deinem Freund das auch klar, tief im Innern, dass er einem Kind emotional nicht gerecht werden kann. Wenn man Kind/er hat, dann kann man davon ausgehen, dass die alles auf den Kopf stellen was man bisher an Alltag hatte, dass man immer wieder auf Ausnahmezustände reagieren muss, auf Konflikte reagieren muss, angemessen reagieren muss, auch emotional angemessen. Möglicherweise macht ihm das auch Angst, oder er fühlt sich davon komplett überfordert.

Aufgrund der Alexithymie drückt er das alles aber nicht emotional aus, weil ihm der Zugang dazu fehlt. Dass er sich immer wieder auf die "Fakten" beruft (Geld, Stress, Zeit) kann auch damit zusammenhängen, dass er keine andere Möglichkeit hat, sein Unbehagen zu formulieren.
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― Anne Lamott

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Sinarellas
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Beiträge: 1994

Beitrag Mi., 23.03.2022, 08:02

Kann mich dem nur anschließen, versuche ihn nicht zu überzeugen, am Ende habt ihr ein Kind und werdet alle 3 unglücklich, Kind hat nicht den Vater den es braucht mit allen Gefühlen die es lernen möchte, du nicht die Traumfamilie die du aufgrund deines hormonellen Wunsches nach Reproduktion dir wünscht, er ständig in Problemsituationen, weil er nicht mit dem ganzen klar kommt. Auch ein treffen mit realen Kindern hilft da nicht, es ist ein himmelweiter unterschied zwischen eigenen und fremden Kindern - nicht zu vergleichen.
..:..

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chrysokoll
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weiblich/female, 45
Beiträge: 3657

Beitrag Mi., 23.03.2022, 09:20

zunächst mal: Ich kann mir wirklich nicht vorstellen wie eine Beziehung mit einem gefühlsblinden Menschen aussieht - aber das ist hier nicht Thema.

Erst mal ist es so wie in jeder anderen Beziehung: Wenn er kein Kind will dann will er keins.
Man kann darüber reden, die eigenen Wünsche bekräftigen, aber sein Wunsch ist so wie er ist und das muss man akzeptieren.

Die TE ist noch sehr jung, letztlich kann sie sich jemand suchen mit dem eine Familiengründung möglich ist weil derjenige das auch gerne möchte.

Und ich fände es in der Tat genauso wie die anderen vor mir sehr sehr schwierig für das Kind mit so einem Elternteil aufzuwachsen. Eine nicht zu unterschätzende Hypothek, die aber nur Theorie ist, weil er ja kein Kind will. Was ich in dem Fall sehr realistisch und sehr verantwortungsvoll finde.
Und wenn man die emotionale Seite weglässt: Ja, dann IST ein Kind Stress und Arbeit, kostet Zeit und Geld, und das nicht zu knapp

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