Unerklärliche Beschwerden

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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Blanko
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Unerklärliche Beschwerden

Beitrag Di., 12.04.2022, 16:04

Hallo zusammen erstmal, vielleicht hat ja jemand die ein oder andere Anregung zu meinen Problemen.

Wo fange ich an? Am besten chronologisch: Anfang Dezember 2020, ich hatte bis dahin niemals ein Problem mit dem Schlafen gehabt, hatte ich plötzlich Abends im Bett starkes Herzklopfen und konnte stundenlang nicht einschlafen. Das hat sich dann in den folgenden Wochen und Monaten wiederholt und hält im Grunde bis heute an. Es gab zwischen Januar und März diesen Jahres eine kurze Phase, wo ich ziemlich normal eingeschlafen und auch durchgeschlafen bin, das hat sich vor ein paar Wochen aber auch wieder geändert und die schlimmeren Nächte werden wieder häufiger. Ich liege nicht immer stundenlang wach, das ist insgesamt seltener geworden und kommt nur alle paar Wochen vor aber 2-3 die Woche brauche ich schon eine Stunde oder länger bis ich eingeschlafen bin. Dazu kommt, dass ich ab und zu morgens zwischen 5 und 7 aufwache und dann auch wieder 1-2 Stunden wach liege bis ich wieder schlafen kann. Nach dem Aufwachen habe ich dann auch häufig im Bett liegend Herzklopfen, egal ob ich Nachts aufwache oder "endgültig" morgens. Ab und zu wenn ich früh raus muss und keinen Schlaf finde, nehme ich die von meinem Hausarzt verschriebenen Schlaftabletten (nur alle paar Wochen) und die wirken ziemlich gut.

Soviel zu den Schlafproblemen, ich bin mir ziemlich sicher, dass meine anderen Beschwerden mit ihnen zusammenhängen. Dieses Herzklopfen verfolgt mich nämlich auch tagsüber und tritt immer dann auf, wenn ich mich in einer Ruhephase befinde. Hinlegen und einfach ein bisschen Fernsehen gucken? Herzklopfen und eine unglaubliche innere Unruhe, als würde mein Körper irgendwann explodieren wenn ich nicht aufstehe oder mich sonst wie bewege. Um meinen Kopf davon abzulenken muss ich immer irgendwas machen, was meine Konzentration erfordert. Beim Sport ist alles in Ordnung, beim Arbeiten, Schreiben oder sonst was, was meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, auch. Zu dem Klopfen kommen auch mehrfach am Tag Extrasystolen oder kurze Aussetzer, wonach mein Puls jedes Mal immer ganz kurz hochgeht und die nächsten Schläge sehr deutlich spürbar sind.

Eine Verbindung zu dem Herzen misse ich auch dem Problem zu, was am schwierigsten für Außenstehende, die nicht in meinem Körper stecken, zu erklären ist. Aber ich versuche es mal: Ich muss seit dem Frühjahr 2021 jeden einzelnen Tag, ohne Ausnahmen, sehr, sehr oft Gähnen bzw. sehr tief Luft holen. Oft geschieht das anfallsweise, wenn ich z.B. ein paar Stunden weg beim Sport war und wieder zuhause ankomme, bekomme ich jedes Mal zuhause einen solchen Anfall, dabei gähne ich dann so ca. 15-20 Mal innerhalb einer halben Stunde. In letzter Zeit habe ich solche Anfälle aber auch oft direkt morgens nach dem Aufwachen. Ich habe dabei auch das Gefühl, dass mir diese Anfälle so etwas wie "Spannung" (mir fällt kein besseres Wort ein) vom Herzen nehmen. Wenn ich besonders penetrantes Herzklopfen habe, helfen mir die Gähner vom Gefühl her, das Ganze wieder etwas zu entspannen. Klingt komisch, ich weiß aber ich kannns nicht anders erklären. Wichtig ist mir noch hinzuzufügen, dass diese Gähner auf keinen Fall auf Müdigkeit zurückzuführen sind, trotz meiner Schlafprobleme kriege ich meistens zwischen 7 und 8 Stunden jede Nacht und fühle mich auch tagsüber nicht müde. Auch sind diese Gähner einfach anders als die, die aus Müdigkeit entstehen. Viel tiefer hinten im Rachen, sodass sie jedes mal von einem Soundeffekt begleitet werden, der sich anhört wie das "ch" in "flach" oder "Bach". Als würde ich dabei eine Art Blockade hinten im Rachen lösen.
Dieses Gähnen und die ständige Unruhe mit dem Herzen stören mich ungemein und beeinträchtigen meinen Alltag stark. Deswegen leide ich mittlerweile auch psychisch einfach drunter, dieser Dauerzustand schwebt wie eine Wolke über allem anderen in meinem Leben.

Auch mir ist mir in dem Zusammenhang aufgefallen, dass ich auch seit einem Jahr ca. extrem oft rüplsen bzw. aufstoßen muss, selbst morgens nach dem Aufstehen obwohl ich nichts gegessen oder getrunken habe. Könnte irgendwie damit zusammenhängen, ist aber auf jeden Fall auch nicht in einem normalen Rahmen.

Ich war 2021 beim Kardiologen (Langzeit-EKG und Echo, alles gut), beim Schlafmediziner/Lungenarzt (Lunge funktioniert gut, keine Apnoe) und habe aus anderen Gründen viele Blutwerte im vergangenen Jahr abgenommen bekommen, die waren alle gut, auch die hormonellen Werte. Mehrfach Blutdruck gemessen, war immer perfekt. Physiologisch ist also nichts da, was ich als Ansatzpunkt nehmen kann, deshalb vermute ich psychosomatische Ursachen. Meine Hausärztin hat mir vor ein paar Wochen angeregt, vielleicht eine/n Therapeut/Therapeutin aufzusuchen wegen der Schlafstörungen. Vielleicht mache ich das, wollte aber mal hier fragen ob es irgendwelche Erfahrungen oder Anregungen gibt. :)

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Pinguin Pit
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Beitrag Mi., 13.04.2022, 20:35

Hallo Blanko,
gut, dass Du Deine Beschwerden schon ärztlicherseits hast abklären lassen.

Deine Beschreibung der Wirkung des Gähnens auf Deinen Herzrhythmus ließ mich sofort an den Vagusnerv denken.

Hier findest Du einen kleinen Einstieg in das Thema.

Der Körper sagt Dir ziemlich eindeutig was Sache (Symptome) ist und versucht schon eine Selbstheilung (Gähnen zB).

Alles Gute
Die Vergangenheit ist nicht tot - sie ist nicht einmal vorbei. (William Faulkner)

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rainman33
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Beitrag Sa., 16.04.2022, 23:16

@Blanko

Ich hab sehr ähnliche Probleme seit über 1 Jahr, hab regelmäßig Tachykardie, anfangs auch Herz-Rhythmus-Störungen, mittlerweile aber nur den erhöhten Herzschlag. Bin ebenfalls körperlich größtenteils gesund, fallweise leicht erhöhter Blutdruck, aber nichts dramatisches.

Wie bei den meisten und bei dir, tritt das Herzklopfen auch bei mir in Ruhephasen (wenn ich mich mal hinlege) und am meisten in der Nacht auf, da ich seit langer Zeit auch generell Schlafstörungen habe. Wache dann grundsätzlich immer mit Herzrasen auf (sonst zum Glück keine Symptome).

Die Herz-Rhythmus-Störungen hab ich mit autogenem Training, vor allem Yoga und Meditation, recht gut wegbekommen bzw. kann es gut regulieren, falls es mal wieder auftritt. Das hat extrem viel mit der inneren Haltung zu tun (ähnlich wie bei Tinnitus, den ich auch seit einigen Jahren hab. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass man beginnt, sich aus dieser Angst- und Sorgenspirale rauszubewegen. Grad wenn man körperlich gesund ist, muss man sich im Grunde keine Sorgen machen und sollte vor allem auf psychischem Wege die eigenen Problemebereiche eingrenzen und sich näher damit befassen..

Psychotherapie ist natürlich immer ratsam, sofern (und das ist nicht unbedingt einfach) man einen passenden Therapeuten findet, den man sich auch längerfristig leisten kann..da könnte ich ein Lied davon singen!

Auf Psychopharmaka versuche ich mittlerweile (aus guten Gründen, vor allem natürlich der Suchtgefahr) größtenteils zu verzichten, nehme zur Zeit aber noch Betablocker und nebenbei vor dem Schlafen Tryptophan und Melatonin). Mit Alprazolam (Xanor) z.B. kann ich bestens schlafen, aber das Zeugs (wie fast alle Benzos) ist extrem suchgefährdent, daher schon vor längerer Zeit abgesetzt..


Tian
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Beitrag So., 17.04.2022, 20:10

Hi Blanko,

ganz ähnlich haben meine psychosomatischen Beschwerden auch begonnen. Stärkeres Herzklopfen in Ruhesituationen hatte ich schon länger. Dazu gesellte sich dann auch das Gefühl des Gähnen-Müssens, was mir bzgl. der Anspannung auch etwas Erleichterung verschaffte. Richtig befriedigend wie früher ist das Gähnen aber nicht mehr.
Weiterhin kamen Ein- und Durchschlafprobleme und sehr starke Übererregung, Magen-Darm-Probleme, starke muskuläre Anspannung, Angstzustände, Panikattacken,Derealisierung und Schwindel hinzu. So ein richtiges Gefühl von Unzufriedenheit hatte ich allerdings anfangs nur selten. Mein Neurologe bzw. Psychiater diagnostizierte mir dann einen depressiven Verstimmungszustand. Die "klassischen" depressiven Symptome wie Verzweiflung, innere Leere, Sinnlosigkeit, Traurigkeit haben bei mir erst ca. 2 Jahre später begonnen.
Ich rate Dir zu einer Psychotherapie. Mir hat sie zumindest sehr geholfen, mich wieder mit meinen tatsächlichen Bedürfnissen auseinander zu setzen und diese ernst zu nehmen.

Viele Grüße und alles Gute

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Blanko
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Beitrag Mo., 18.04.2022, 11:37

Vielen Dank für die Antworten. :) Werde wohl in den nächsten Tagen/Wochen mal einen Psychotherapeuten aufsuchen auch wenn das ein großer Schritt für mich ist, der mir auch ein bisschen Angst macht. Will einfach nur wieder normal leben können ohne mir ständig den Kopf darüber zu zerbrechen was falsch mit mir ist.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 18.04.2022, 15:03

Hallo Blanko, es klingt als hättest du ein bisschen eine falsche Vorstellung von Psychotherapie und auch davon wie man das angeht.
Ein Psychotherapeut ist niemand den man wie einen Zahnarzt "mal demnächst" aufsucht und dann ist es nach ein paar Terminen erledigt.
Psychotherapeuten haben oft keine Plätze frei und lange Wartelisten, es ist meist nicht ganz schnell möglich an einen Platz zu kommen. Wenn Hamburg als dein Wohnort stimmt dürfte es leichter sein als auf dem platten Land, aber deine Vorstellung da einfach mal hinzugehen müsstest ud der Realität anpassen.

Psychotherapie ist langfristig, ist harte Arbeit, der Wunsch "normal" leben zu können ist ja erst Mal sehr allgemein, es wäre wichtig was du darunter verstehst, was du erreichen möchtest und auch dazu beitragen möchtest

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