Negative Erfahrungen mit Beratungsstellen gemacht?

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ExtraordinaryGirl
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Negative Erfahrungen mit Beratungsstellen gemacht?

Beitrag Do., 28.04.2022, 15:04

Mich beschäftigt etwas, und ich würde mich über Meinungen freuen.

Ich habe in den letzten Jahren im Gegensatz zu der Zeit davor einige Beratungsstellen aufgesucht. Für mich ist es eine gute Sache, weil es zeigt, dass ich bereit bin, an mir zu arbeiten, statt alles selbst zu machen, unabhängig vom Ergebnis.

Nun weiss jeder, der mich kennt, dass ich sehr eigenständig bin, und mich natürlich erst so gut wie möglich darüber informiere, ob ich bei einer bestimmten Beratungsstelle richtig bin.

Trotzdem höre ich oft, dass man mir nicht helfen kann, weil nicht zuständig. Man sagt mir aber nicht, wer zuständig wäre.

Das beschäftigt mich, weil ich 1. finde, dass, nachdem ich schon so viel eigenständig gemacht habe, diejenigen, die vermeintlich helfen wollen, sich durchaus auch mal anstrengen könnten (ich helfe auch, und gebe mir sehr viel Mühe, im Vornherein klar und vor allem sachlich zu sagen, was ich kann und was nicht. Und versuche, jedem zu helfen, der kommt, wenn er sich helfen lassen will). Aber vielleicht sollte ich auch dankbar dafür sein, überhaupt etwas zu bekommen?

2. Ermutigt es nicht gerade, sich Hilfe zu holen, wenn man sie nötig hat. Aber dann überrascht sein, wenn Leute Verzweiflungstaten begehen und sich selbst oder anderen schaden ...

Bei der letzten Beratungsstelle habe ich zurückgefragt, ob die Person denn jemanden kennen würde, der mir helfen könnte. Noch keine Antwort.

Ist das auch eure Erfahrung und wie interpretiert ihr es bzw. geht damit um?

Viele Grüße,

EoG
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Candykills
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Beitrag Do., 28.04.2022, 15:35

Nein, ich habe gar keine schlechten Erfahrungen mit Beratungsstellen gemacht. Wobei ja auch nicht wirklich klar ist, welche Beratungsstellen du meinst und warum es scheinbar keine für dein Problem gibt.
Es kann ja auch wirklich sein, dass du ein sehr seltenes Problem hast, für den es nicht explizit den einen Ansprechpartner gibt. Das lässt sich aus dem, was du Preis gibst, nicht erkennen, deswegen finde ich schwer zu beurteilen, ob du einfach besonders Pech mit den entsprechenden Stellen hattest oder ob es da einfach vielleicht eine Marktlücke gibt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Beitrag Do., 28.04.2022, 16:17

Vielen Dank für deine Antwort.

Also, vor ein paar Monaten ging es - unter anderem - um eine Berufsberatung.

Richtiger Beruf und einzige Anlaufstelle, die ich in meiner Stadt gefunden habe, und ich habe lange gesucht.

Die Anlaufstelle verspricht explizit Unterstützung im Beruf, als ich dort aber ankam, hat sich herausgestellt, dass sie viel zu niedrigschwellig für mich ist.

Aktuell geht es darum, dass ich voraussichtlich aus meiner Wohnung raus muss. Gleiches Spiel, Beratungsstelle verspricht Unterstützung, Ich war außergewöhnlich offen, auch um klarzumachen, worum es mir geht, trotzdem hieß es, man könne mir nicht helfen, weil mein Ansprechpartner nur für einen bestimmten Bereich zuständig war, für den man akut obdachlos sein muss. Aber das konnte ich vorher beim besten Willen nicht wissen, weil sich die Beratungsstelle nicht nur an Obdachlose wenden. Mir wäre danach, die Person damit zu konfrontieren, was auf der Website steht, z. B. Wohnangebote für psychisch kranke Menschen (Obdachlosigkeit nicht vorausgesetzt) (mit ein bisschen Nachdenken bin ich darauf gekommen, dass das gut für mich sein könnte, und es wäre auch gut, dass das mit jemandem zu besprechen).

Aber ich stehe unter Zeitdruck, und suche ja nicht Hilfe, weil ich mir eigentlich selbst helfen kann.
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Beitrag Do., 28.04.2022, 16:56

Oh, und nach der Vergewaltigung vor zwei Jahren (das schreibe ich jetzt mal ganz offen) hat man mich zwar freundlich an andere Stellen verwiesen, am Ende bin ich aber in einer überlasteten Telefonberatung gelandet. Aber vielleicht war es mein Fehler, dass ich nicht am Telefon einer wildfremden Person protokollieren kann, und andere können das und stehen nie unter Schockzustand, zweifeln an sich etc.

Bei der Beratungsstelle bezüglich der Wohnung steht auf der Website, dass sie sehr viele Hilfsangebote haben, wahrlich nicht nur für Obdachlose. Aber man hat mich an die Person verwiesen, die für die Obdachlosenhilfe zuständig ist, und es steht nicht immer im Detail, wer für was zuständig ist. Das konnte ich nicht von selbst wissen, ich konnte nur die Informationen liefern.
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candle.
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Beitrag Do., 28.04.2022, 19:07

Bist du in D denn richtig gemeldet oder Gast? Schwierig etwas zu sagen, wenn man nicht so weiß worum es geht. Wenn du aus der Wohnung mußt, kannst du dir offenbar nicht eben mal eine neue beschaffen?

Nicht fair ist es aber anderen die Schuld zu gehen.

Ansonsten ist es schon so, dass man dir hilft, aber das ist hier manchmal ein undurchsichtiger Dschungel.

LG candle
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Beitrag Do., 28.04.2022, 19:44

Ansonsten ist es schon so, dass man dir hilft, aber das ist hier manchmal ein undurchsichtiger Dschungel.
Ja, das glaube ich auch. Wäre aber irgendwie beruhigend, dann weiss ich wenigstens, dass es nicht nur an mir liegt.

Und ja, ich bin hier gemeldet.

Ich kann wirklich nicht mal eben eine neue Wohnung finden, ich kann aber auch nicht jede nehmen. Das klingt vielleicht nach Luxusproblem, aber ich finde, das stimmt einfach nicht.

Dass ich Raum für mich brauche (Stichwort WG), hat ja z. B. damit zu tun, dass ich früher null Privatsphäre hatte, sondern Kontrolle und Gewalt erlebt habe. Und ich bin halt auch zwangsgestört und das ist eine Störung, die die wenigstens innerhalb einer Woche ablegen.

Ich weiss, ich brauche vor allem reale, positive Beziehungserfahrungen (und keine Therapie), und ich weiss, ich muss sie hier machen. Es ist mir unangenehm, das zuzugeben, aber manche Sachen sind einfach schon so lange Teil des eigenen Lebens und geben einem so viel Stärke und Hoffnung, dass man nicht weiss, welches Leben man ohne sie hat.
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Beitrag Do., 05.05.2022, 13:39

Ein Update:

Bei der letzten Beratungsstelle habe ich auf die Frage, ob die Person, die gemeint hat, sie sei nicht zuständig, denn jemanden kennen würde, der mir helfen könnte, Ende letzter Woche eine Antwort bekommen.

Am gleichen Tag habe ich mich an die neue Anlaufstelle gewandt (wo wieder die Frage nach der Zuständigkeit auftauchte, scheint sehr wichtig zu sein. Aber immerhin bin ich dort wohl richtig), und übernächste Woche habe ich einen Termin.

Ich bin gepannt. Wäre wunderbar, wenn sie helfen könnten. Mittlerweile habe ich mal wieder bestmöglichst versucht, mir selbst zu helfen, und bin auch nicht unzufrieden. Ich weiss aber auch, dass ich manchmal Fehler mache, insofern bin ich sehr stolz darauf, dass ich nicht mehr versuche, alles selbst zu schaffen.
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Beitrag Do., 05.05.2022, 15:37

"Undurchsichtiger Dschungel" trifft sehr gut, was Beratungsstellen, Behörden allgemein in D angeht, da kann ich auch ein Liedchen von singen.

Ich hol mir da meist schon vorneweg Unterstützung mittlerweile, VdK oder Diakonie/Caritas oder EUTB oä, aber ich habs da ein bissl leichter, weil ich schwerbehindert bin.
Hättest du da vielleicht auch Anlaufstellen, die dich bei den "Zuständigen" begleiten und beraten könnten?

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Beitrag Do., 05.05.2022, 16:47

Danke für dein Verständnis und deinen Erfahrungsbericht, Waldschratin. :)
Hättest du da vielleicht auch Anlaufstellen, die dich bei den "Zuständigen" begleiten und beraten könnten?
Ich glaube, ich hatte sowas die letzten Tage im Hinterkopf, nur nicht so ausformuliert, wie du es getan hast.

Ich denke, das ist eine hilfreiche Idee, aber da bricht mein Stolz wieder durch. Bin ja nicht unmündig. Wenn die Not nicht sehr groß ist ...

Vielleicht jemand aus dem privatem Umfeld? Mit dem Mann in meinem Leben will ich eh noch reden, weil ich einfach denke, dass wir uns mittlerweile zu nahe sind, um Relevantes zu verbergen. Und ich weiss, dass er sich für mich ein gutes Leben wünscht.
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(Helmut Schmidt)


Waldschratin
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Beitrag Do., 05.05.2022, 16:56

Unmündig bin ich auch nicht. ;-) :->
Aber ja, das mit dem Stolz kenn ich auch... :roll:

Inzwischen hab ich aber oft genug erlebt, dass ich deshalb keinen Wert verliere oder "drum angesehen" werde, wenn ich sowas mal ausprobiert hab.

Beim VdK bin ich schon Ewigkeiten, da hat mich noch nie einer meinen Behindertenstatus "spüren" lassen. Bei der EUTB auch nicht.
Grade mach ich ganz klasse Erfahrungen mit dem Persönlichen Budget. Die richten sich mal "wirklich" nach dem, was ich entscheide, schon bei der Bedarfserhebung. Ist viel differenzierter und selbstbestimmter als Pflegestufe.
Nur der Antrag : Was ein Beamtendeutsch! :verziehmich:

Dich deinem Mann anvertrauen : Ja, find ich gut! Der kann dich ja auch nicht nur "moralisch", sondern auch ganz praktisch mit unterstützen. Und vielleicht weiß der auch ein paar gute Anlaufstellen zusätzlich.

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Beitrag Do., 05.05.2022, 17:19

Unmündig bin ich auch nicht. ;-) :->
Das habe ich damit auch nicht sagen wollen. :) Ich bin strenger mit mir als mit anderen.

Ich werde mich auf jeden Fall mal informieren, auch darüber, was man "haben" muss, um diese Unterstützung zu kriegen.

Bei der Wohnung war ich pragmatischer - die ist nun mal substanziell. Wobei ich, glaube ich, noch nie so sehr für Substanzielles gekämpft habe, das ist wohl nicht schlecht.

Aber (aus meiner Perspektive) zu blöd zu sein, um Beratungsstellen und Behörden zu verstehen ...

Andererseits: Vielleicht geht es auch hier um "Sich helfen lassen oder verlieren.", und das ist dann wieder pragmatisch.
Dich deinem Mann anvertrauen : Ja, find ich gut! Der kann dich ja auch nicht nur "moralisch", sondern auch ganz praktisch mit unterstützen. Und vielleicht weiß der auch ein paar gute Anlaufstellen zusätzlich.
Vielen Dank. :) Ich bin gespannt, wie er es aufnimmt.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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