Psychose im Nachhinein ausschließen?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Janundso
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 21
Beiträge: 64

Psychose im Nachhinein ausschließen?

Beitrag Do., 19.05.2022, 19:50

Es gibt ja Dinge, die erzählt man Psychiatern und Therapeuten - und man wird sofort für verrückt erklärt. Auch vermutlich deshalb, weil wohl 95% der Leute die sowas erzählen, eben tatsächlich verrückt sind.

Ich nehme aber an, wenn jemand beispielsweise erzählt, vor einem Jahr willentlich vergiftet worden zu sein - und es gab seitdem keinerlei Vorfälle - dass man eine Psychose ausschließen kann.

Liege ich da richtig? Oder wird das dann immernoch als "Er hat zwar keine psychotischen Symptome mehr, glaubt aber noch immer dass der Wahn damals real war" gesehen?

Werbung

Benutzeravatar

_Leo_
Forums-Insider
Forums-Insider
anderes/other, 80
Beiträge: 176

Beitrag Do., 19.05.2022, 19:55

Da kaum ein Arzt im Nachhinein anhand von Erzählungen eine Psychose diagnostizieren oder ausschließen würde wird das so wie Du es beschreibst nicht passieren.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Janundso
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 21
Beiträge: 64

Beitrag Do., 19.05.2022, 19:58

_Leo_ hat geschrieben: Do., 19.05.2022, 19:55 Da kaum ein Arzt im Nachhinein eine Psychose diagnostizieren würde wird das so wie Du es beschreibst nicht passieren.
Mir geht es eher darum, ob man dann endlich ein Jahr später auch Psychotherapie bekommt

Oder ob das noch immer als "Er war wohl damals verrückt und denkt trotz psychischer Gesundheit sein Wahn damals wäre real" gesehen würde

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4839

Beitrag Do., 19.05.2022, 20:33

Psychosen sind seit wenigen Jahren auch eine Indikation für Psychotherapie, sprich: auch wenn du mit einer psychotischen Erkrankung diagnostiziert bist (egal, ob jetzt stimmig oder fälschlicherweise) steht dir das Tor zu einer Therapie offen. Voraussetzung ist normal nur, dass du nicht akut psychotisch bist.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Werbung

Benutzeravatar

Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 2246

Beitrag Do., 19.05.2022, 20:35

Kein Arzt wird rückwirkend eine Diagnose stellen wenn er nicht selber dabei war. KEINER. Und mit grosser Wahrscheinlichkeit warst du damals krank
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Janundso
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 21
Beiträge: 64

Beitrag Do., 19.05.2022, 20:38

Candykills hat geschrieben: Do., 19.05.2022, 20:33 Psychosen sind seit wenigen Jahren auch eine Indikation für Psychotherapie, sprich: auch wenn du mit einer psychotischen Erkrankung diagnostiziert bist (egal, ob jetzt stimmig oder fälschlicherweise) steht dir das Tor zu einer Therapie offen. Voraussetzung ist normal nur, dass du nicht akut psychotisch bist.
Also ich werde in der Psychotherapie nur damit genervt ich soll irgendwelche Sachen false-ifizieren ^^

Aber nur ums vorweg zu nehmen - um meinen jetzigen Zustand soll es eigentlich garnicht so gehen. Ich frage mich nur, ob man da ein Jahr später ernst genommen wird. Sofern man nicht psychotisch wirkt - und dennoch davon überzeugt ist, dass das was damals geschehen ist, real war

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4839

Beitrag Do., 19.05.2022, 20:51

Worum geht es dir denn bei der Psychotherapie? Also geht es dir darum, dass die Diagnose revidiert wird? Oder willst du das, was vor einem Jahr geschehen oder eingebildet wurde verarbeitet wird? Oder hast du ganz andere Themen und die kommen einfach viel zu kurz?
Was ist dein Ziel?

Die Wahrscheinlichkeit, dass das, was du hier als Beispiel gibst, als psychotisch bewertet wird, ist halt relativ hoch und es ist dann schwer aus dieser Ecke wieder rauszukommen. Es gäbe natürlich noch die Möglichkeit eines Therapeutenwechselns. Aber der neue Therapeut kann natürlich alte Diagnosen übernehmen, wenn sie offiziell gestellt wurden, auch wenn er nicht im Nachhinein eigenständig eine derartige Diagnose stellen kann und darf.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

Takli
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 349

Beitrag Fr., 20.05.2022, 07:56

Normalerweise würde man mit Vergiftungserscheinungen zum Arzt gehen und Anzeige erstatten. Wenn das nicht passiert ist, könnte es schwierig werden, vor allem, wenn man schon eine entsprechende Diagnose hat.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 55
Beiträge: 4811

Beitrag Fr., 20.05.2022, 08:46

Janundso,

man kann Psychosen / Halluzinationen durchaus nachträglich in eine andere Diagnose umwandeln, wenn sich im Lauf der Zeit eine andere Erklärung für diese Phänomene ergibt.

Ich selber leide seit meinem sechsten Lebensjahr unter Halluzinationen jeglicher Art. Die Halluzinationen, die ich habe, sind verdammt realistisch, so dass es mir nicht immer möglich war zu sagen, was jetzt real ist und was nicht. Mir sind die schrägsten Dinge passiert, wie z.B., dass ich die Polizei rief, weil ich ein Kind schreien hörte.
Ich bekam eine ganze Palette an Diagnosen, die meine Halluzinationen erklären sollten: Psychose, Boderline, Multiple Persönlichkeitsstörung, Leben in einer Traumwelt, ...
Doch dann stellte sich heraus, dass unter einer Narkolepsie leide. Für diese Erkrankung sind realistische Halluzinationen normal. Somit wurden bei mir die falschen Diagnosen im Nachhinein korrigiert.

Was mich jedoch von Dir unterscheidet ist, dass ich mit dieser Narkolepsie-Diagnose heute weiß, dass das, was ich damals für real hielt, nicht real war. Ich weiß heute, dass es Halluzinationen waren.
Bei dir ist das anders. Du bist heute noch davon überzeugt, dass Dich jemand damals vergiften wollte.

Ich kenne Dich nicht und auch die Umstände nicht, in denen deine Vergiftungs-Psychose auftrat. Diese kann ja x Ursachen haben. Es kann sich um ein reales Ereignis handeln, es kann ein Stresssymptom gewesen sein, es kann sich um eine intensive Angst handeln, die zu dieser Psychose führte, ... und es kann natürlich sein, dass Du tatsächlich unter einer Psychose leidest.
Es kann also auch sein, dass Du sie heute noch für real hältst, weil du keine andere Erklärung hast. Diagnosen können ja auch Erklärungen liefern und falsche Überzeugungen korrigieren. Möglich wäre ja auch, dass Du den "Real-Glauben" loslassen könntest, sobald Dir jemand erklärt "Das war eine Stressreaktion", "Da war ein Angstsymptom", ...
Das kann ich natürlich nicht beurteilen.

Bei mir ist das einfach. Die Narkolepsie erklärt auch vergangenen Halluzinationen. Aber bei Dir ist offensichtlich nicht klar, warum du damals die Vergiftungs-Psychose hattest. Das macht es schwierig ein Phänomen nachträglich zu erklären oder gar eine Diagnose zu korrigieren.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4839

Beitrag Fr., 20.05.2022, 12:39

Also natürlich kann man eine Diagnose ändern, Diagnosen sind ja auch nicht unbedingt statisch.
Aber gerade bei Psychose passiert das sehr selten, weil so wie das keiner rückwirkend diagnostizieren wird, wird sich ein Therapeut/Arzt auch schwer tun rückwirkend zu beurteilen, dass da vielleicht keine Psychose vorlag - vor allem, wenn ein anderer Professioneller diese Diagnose im (vermeintlich) akuten Zustand gesichert gestellt hat.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3647

Beitrag Fr., 20.05.2022, 14:49

Janundso hat geschrieben: Do., 19.05.2022, 19:50 Ich nehme aber an, wenn jemand beispielsweise erzählt, vor einem Jahr willentlich vergiftet worden zu sein - und es gab seitdem keinerlei Vorfälle - dass man eine Psychose ausschließen kann.
und diese willentliche Vergiftung hatte keinerlei Folgen? Da ging dieser jemand nie zum Arzt, keine Anzeige, nichts?
Schwierig

Wobei mir auch nicht klar ist worum es dir jetzt wirklich geht

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag