Therapeut verbietet Patient über Gespräche zu reden

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JustlikeHeaven
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Therapeut verbietet Patient über Gespräche zu reden

Beitrag Do., 16.06.2022, 14:13

Hallo,
ich habe seit 1 1/2 Jahren einen neuen Lebenspartner. Er ist 58 Jahre alt und bereits 10 Jahre berentet.
Ich bin nicht erfahren in Psychotherapie aber unterstütze meinen Freund mit aller Liebe und bin immer für ihn da. Wir sprechen über alles und haben ein sehr offenes und liebevolles Verhältnis zueinander.
Er befindet sich seit circa 10 Jahren in Therapie. Die Traumen liegen in seiner Kindheit. Eine gefühloses Elterhaus, viel Druck, viel Leistung zu bringen, seelische Grausamkeiten, Worte des Vater...wie du Penner, du schaffst das nicht....aus dir wird nichts...
Die Eltern wohnen bis heute im Nachbarhaus. Die Mutter straft durch Missachtung und Nichtbeachten wenn etwas nicht nach ihrer Nase läuft.
Andreas ist der Meinung er kann sich selbst nicht trauen, meint Dinge nicht zu schaffen. Sein Vertrauen in sich, sein Bauchgefühl sich selbst zu trauen ist einfach richtig da.
Bisher hatte er alle 3 Wochen einen Termin bei seiner Therapeutin. Nun, nach Bewilligung neuer 162 Stunden sagte seine Thrapeutin, das würde jetzt nicht mehr gehen. Die Krankenkasse verbietet das. In der Woche müssen nun 1 bis 2 Sitzungen stattfinden. Mein Lebenspartner sagt, er könnte die Sitzungen in so einer kurzen Zeit gar nicht verarbeiten. Ich habe immer mit meinem Lebenspartner über die Therapiestunden geredet. Oft ist er nach dieser Stunde sehr aufgewühlt, wir haben dann am nächsten Tag darüber geredet. Nun verbietet ihm seine Therapeutin mit mir oder irgendeiner anderen Person über den Inhalt der Gesprächstunden zu reden. Die Therapeutin sagt, es soll nichts verloren gehen, er soll alles was in ihm entsteht,an Dynamik, an Gedanken ... alles soll er dort vorbringen. Das wäre ein Prozess und der soll nicht gestört werden.
Ich hätte gerne dazu eure Meinung. Ganz herzlichen Dank! Liebe Grüße Anja

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 16.06.2022, 14:19

Das ist alleine schon deswegen unseriös weil wenn in der Therapie wirklich etwas schiefgeht keine Hilfe aussen gesucht werden "darf". Und da muss es ja nicht sein dass der Therapeut missbräuchlich ist, es langt auch wenn sich rausstellt dass das Therapieverfahren oder die Chemie mit dem Therapeuten doch nicht passt.

Aber generell ist, du darfst mit niemandem darüber reden weil sonst xyz passiert ist ewas das die Mafia und Kindesmissbraucher verlangen.

Und mit dem wenigen was ich hier erfahre schätze ich deinen Partner jetzt mal so ein dass er sich auch gegen sowas nicht wehrt und sich gegenüber einem Therapeuten der ihm nicht gut tut nicht abgrenzen kann?

Meine Meinung? Der Therapeut hat ein Ego-Problem wenn er glaubt nur er wäre alleine-heilsbringend für die psychische Gesundheit deines Partners.

Nach 10 Jahren Therapie ist der noch nicht aus dem Nachbarhaus der Missbraucher weggezogen? Wie effektiv war denn das was da 10 Jahre lang an Therapie passiert ist????

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JustlikeHeaven
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Beitrag Do., 16.06.2022, 14:23

Hallo Münchnerkindel,
die Eltern hatten ein 5000 qm Grundstück. Die Hältes des Grundstück wurde abgeteilt und an den Sohn übergegeben. Darauf hat sich mein Lebenspartner ein Haus gebaut..

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 16.06.2022, 14:24

JustlikeHeaven hat geschrieben: Do., 16.06.2022, 14:23 Hallo Münchnerkindel,
die Eltern hatten ein 5000 qm Grundstück. Die Hältes des Grundstück wurde abgeteilt und an den Sohn übergegeben. Darauf hat sich mein Lebenspartner ein Haus gebaut..

Na, da haben sie die 5000 qm benützt um das Opfer für ewig an sich zu binden. Hat er kein Einkommen dass er sich wo anders was mieten kann? Gehört ihm das Haus? Dann kann er es verkaufen und sich ein anderes, weiter weg kaufen von dem Geld.

Räumlicher Abstand zum Täterumfeld und dem ganzen Millieu wo das stattgefunden hat ist wirklich wichtig um sich aus der Rolle die man dort gespielt hat raus- und weiterzuentwickeln. Mit dem permanenten giftigen Einfluss ist das eher nicht gut machbar.

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Sydney-b
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Beitrag Do., 16.06.2022, 14:28

Ist er seit 10 Jahren bei der gleichen Therapeutin?

Macht er eine Analyse?
Dort hat man tatsächlich mehrere Sitzungen pro Woche.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dein Partner nach den Sitzungen aufgewühlt ist.
Wenn er ab und zu mit dir über Therapieinhalte spricht, fände ich das in Ordnung.

Aber jedesmal fast alles - was in der Therapie besprochen wurde - mit dir nochmals durchzukauen, empfinde ich als nicht sinnvoll.
Es liegt nämlich in der Natur der Sache, dass du dann deine eigenen Bewertungen dazu abgibst.
Diese könnten ihn unbewusst beeinflussen und seinen Therpieverlauf beeinträchtigen.

Ich kann verstehen, dass du ihn unterstützen möchtest.
Aber weniger ist oftmals MEHR!

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JustlikeHeaven
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Beitrag Do., 16.06.2022, 14:36

Ihm gehört das Haus, er sagt selbst, das er sich dort nicht wohl fühlt, ist gerne bei mir zu Hause (anderer Wohnort). Er sagt, bei mit wäre es wie "Urlaub". Nein, es ist keine Analyse. Die Krankenkasse hat nur noch mehr Stunden bewilligt.
Ich kaue mit ihm nicht komplett die Stunde der Therapie durch. Er erzählt, was er mir erzählen möchte.

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saffiatou
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Beitrag Do., 16.06.2022, 14:37

Niemand darf dem Patienten verbieten, mit jemandem über die Therapie zu reden. Andersherum schon, der Therapeut hat absolute Schweigepflicht, aber der Patient muss auch, gerade falls etwas schief läuft, die Möglichkeit haben sich von anderer Seite Hilfe zu holen. Wie MüKi schrieb, das ist eine Möglichkeit der Kontrolle. Aber er darf selbst entscheiden, ob er reden will oder nicht. Kann es auch sein, dass er gerade mal nicht mir Dir darüber reden will, weil es belastend ist? Und sich nur nicht traut das zu sagen?

Kann es sein, dass du ihm nach der Therapie in den Ohren liegst, dass er berichten soll. Das ist übergriffig und kann schnell überfordern. Da. Ist mehr Zurückhaltung gefordert.

Wie MüKi sehe ich es dramatisch, dass zu den Aggressoren kein räumlicher Abstand geschaffen wurde. Ich würde lieber auf eine preiswerte Wohnmöglichkeit verzichten, als neben den Menschen zu leben, die mir schaden zugefügt haben und es weiterhin tun. Wenn sie nun alt sind und selbst Hilfe brauchen, ist das ihr Problem.

Merkwürdig finde ich, dass so lange eine Therapie in so großen Abständen zugelassen wurde, gerade die regelmäßigen und kurzen Abstände sind hilfreich, denn so kann die Therapeutin den Patienten auffangen, wenn es dabei der Bearbeitung schlimmer wird.
never know better than the natives. Kofi Annan


Bluemoon123
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Beitrag Do., 16.06.2022, 14:37

Bevor jetzt wieder einer Therapeutin Unsersiöstiät und Ego-Probleme oder ähnliches vorgeworfen wird würde mal das Wort "verbieten" in dem Zusammenhang hinterfragen. Hat den die Therapeutin wirklich etwas "verboten"? Also mit Sanktionen? Oder ist sie eben nur der Meinung "es wäre besser wenn ..."? Das ist schon ein großer Unterschied.

In dem letzten Absatz schreibst Du ja, was Sie für Argumente vorbringt, warum es besser wäre, alles in der Therapie anzusprechen und nicht im Außen. Das kann man ja schon irgendwie nachvollziehen. Denn durch Besprechen im Außen werden ja Dinge oftmals auch verzerrt wiedergegeben oder anders verstanden. Ich kenn das von meiner Therapie auch, dass wenn ich mal jemanden was erzähle (was ganz selten vorkommt) oft falsch verstanden wird, was da wirklich passiert ist, weil ich halt nur einen Ausschnitt erzähle und nicht alles. Und weil die Dynamik einem Dritten schlecht vermittelt werden kann. Das sieht man ja hier schon an der Tatsache, dass hier von einem Verbot gesprochen wird, obwohl gar nicht klar ist, wie etwas wirklich gesagt wurde.

Grundsätzlich finde ich es schwer über die Therapie eines Anderen hier zu urteilen, der noch nicht mal selbst davon erzählt hat, sondern die Parterin.

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Gespensterkind
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Beitrag Do., 16.06.2022, 14:43

Ich sehe das auch so, dass man hier nicht so schnell interpretieren kann, dass die Therapeutin unseriös ist, weil wir gar nicht wissen, ob sie wirklich verbieten gesagt hat oder es genau so ausgedrückt hat oder es bei Deinem Freund quasi als "Verbot" ankam.
Ich kann mir ungefähr vorstellen, was sie mit der Erklärung meint, die Dir Dein Freund genannt hat. Und irgendwo kann ich das auch nachvollziehen.
Natürlich ist es nicht richtig, einem Patienten zu verbieten, im Außen mit jemandem zu reden. Aber das hat die Therapeutin so auch nicht gesagt. Bzw. wir wissen es nicht. Man kann es so oder so interpretieren.
Vielleicht wäre es sinnvoll, sich eher mit der Begründung auseinander zu setzen. Zu schauen, ob da vielleicht ein bisschen Wahrheit dran sein könnte.
Was sagt denn Dein Freund dazu?

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JustlikeHeaven
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Beitrag Do., 16.06.2022, 14:53

Wir haben ein offenens Verhältnis, ich werde ihn morgen mal fragen, ob er mit nicht mehr darüber reden möchte (was ich nicht glaube). Wenn ja, wird er es mir offen sagen und das kann ich auch ohne Probleme akzeptieren. Ich möchte nur das es ihm gut geht.

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JustlikeHeaven
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Beitrag Do., 16.06.2022, 15:02

Ich habe mir gerade die Whatts App nochmal abgehört, er sagte wortwörtlich, Frau XX hat gesagt er darf nicht mehr über den Inhalt der Gespräche reden. Der Prozess zwischen ihr und ihm darf nicht gestört werden. Er sagte, er kann das jetzt verstehen. Sie war gestern sehr streng unbd pissig zu ihm. Er kommt sich teilweiser vor wie ein Blöder, trotzdem sagt er obwohl es schmerzlich ist, ist er zufrieden rausgegangen. Wenn es anders wäre sagte er, wäre es wohl keine Therapie.

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Sydney-b
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Beitrag Do., 16.06.2022, 15:05

Wenn es keine Analyse ist, wundere ich mich, dass auf Anhieb 162 Stunden bewilligt wurden.
Gewöhnlich läuft es so nämlich nicht.

Du könntest dich ja auch freiwillig etwas zurückhalten ....
Klar möchtest du ihn unterstützen, aber du bist nicht seine Therapeutin, sondern seine Partnerin.

Er kann doch das Haus verkaufen oder vermieten und mit dir zusammen ziehen oder in eine Wohnung in deiner Nähe.
Damit löst er zwar nicht die Probleme mit seinen Eltern, aber er ist wenigstens räumlich zunächst aus der Schusslinie.
Könnte ihm sehr viel Entlastung bringen.

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Sydney-b
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Beitrag Do., 16.06.2022, 15:09

Obwohl er das so wortwörtlich in der Whatsapp gesagt hat, muss die Therapeutin es so nicht gesagt haben. :anonym:

Wenn er zufrieden aus der Sitzung kam, ist das für ihn ein sehr gutes Zeichen.

Vielleicht ist aber genau das sehr schwierig für dich?
Auszuhalten, dass du nicht mehr alles wissen darfst?
(Dies ist nur eine Frage an dich selbst, es kann natürlich auch ganz anders sein.

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JustlikeHeaven
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Beitrag Do., 16.06.2022, 15:22

Ich finde es natürlich schön wenn wir ein offenes Verhältnis haben und uns alles erzählen können. Ich kann es verknusen nicht alles zu wissen. Andereseits, was man nicht erzählen möchte erzählt man doch nicht und kann es für sich behalten. Ich muss dann nur anders damit umgehen wenn er in solchen Downphasen nach der Therapie in der Ecke sitzt, kaputt ist ...als sei er nicht in dieser Welt...wie soll ich dann damit umgehen.

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LovisTochter
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Beitrag Do., 16.06.2022, 15:35

Durch die hohe Zahl der bewilligten Stunden und da es jetzt 1-2 x Termine geben soll, gehe ich schon davon aus, dass sie jetzt Stunden für eine Analyse beantragt hat. Anders kommt man in Deutchland nicht an so viele Therapiestunden. Davor könnten es ja schon fast Quartalsstunden gewesen sein, die sie abgerechnet hat, so selten wie die Termine waren.

Mit Analysen kenne ich micht nicht aus, habe aber schon öfter davon gelesen, dass in diesen der Prozess wirklich nur zwischen Analytikerin und Patient stattfinden soll und deshalb dazu geraten wird, eben auch dort alles was im Zusammenhang mit der Analyse auftaucht, zu besprechen.
Ich gehe auch davon aus, dass sie kein konkretes Verbot ausgesprochen hat, sondern von: es wäre besser, o.ä. gesprochen haben wird.
Das kann Dein Partner aber ja ganz schnell und einfach mit ihr klären.
Verbieten lassen würde ich mir gar nichts, wenn ich die Erklärung für sinnvoll halte, dann würde ich einfach mal ausprobieren, ob es mich weiterbringt/mir hilft mich auf diese Vorgabe einzulassen.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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