Selbstverletzung ansprechen 'müssen'

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sakura_77
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Selbstverletzung ansprechen "müssen"

Beitrag Fr., 17.06.2022, 20:41

Hallo zusammen,

stecke gerade in einer sehr schwierigen Übergangsphase. Auf der Suche nach einem Therapieplatz mit Wartezeiten von x Monaten. Bin alle paar Wochen bei einer Beratungsstelle, dort ist auch ein Psychotherapeut nebenbei.
Ich wurde an ihn übermittelt, für eine weitere Einschätzung. War jetzt einmal bei ihm und hab das Gefühl, er kann mich schon auch weiterbringen und glaube, ich kann ganz gut mit ihm reden. Er hat jedoch nur alle paar Wochen Zeit und nur im Rahmen der Beratungsstelle und deswegen ist es für mich gefühlt so, dass ich alle schwierigen Themen ansprechen "muss", weil es in dem Moment dann wichtig ist, dass er davon weiß?
Letztes Mal warens die Suizidgedanken (der Grund der Vermittlung), dieses Mal sollte ich dann eigentlich über die Selbstverletzung sprechen, von der niemand weiß. Ich würde mir gerne Zeit lassen, habe sie aber nicht? Und tue mir auch schwer, da er ja eigentlich wenn nur übergangsweise da ist (hat auch keine Plätze).. Es war letztes Mal schon krank schwer einer komplett fremden Person, alles so genau zu berichten.
Auf der einen Seite wird die Selbstverletzung ohne das Ansprechen definitiv nicht besser und ich hoffe irgendwie, dass er mir Gründe liefern kann, damit aufzuhören, aber da ist der andere Teil in mir, der das nicht ansprechen will, weil er nicht damit aufhören will. Es ist grade das einzige, was mich über Wasser hält. Sehr zwiegespalten.

Nicht falsch verstehen, bin wahnsinnig froh, diese Beratungsstelle gefunden zu haben und dass überhaupt jemand in der Situation da ist.. aber die Umstände finde ich gerade sehr schwierig.

Vllt hat ja jemand einen Tipp, wie ich am besten damit umgehen kann und ob (nicht) das Thema SVV ansprechen..

Vielen Dank.

LG
Sakura

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Shukria
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 21:02

Ansprechen liegt ja bei dir. Das zwingt dich ja hinterher zu keiner Umsetzung es sein zu lassen. Du könntest es auch ansprechen mit dem Ziel einfach erstmal nur näher zu beleuchten wofür du es brauchst, in welchen Situationen es wichtig für dich wird und warum du es noch nicht loslassen kannst, was alternative Skills wären bzw warum du auf diese nicht zurückgreifen kannst. Was es dir gibt.

Dann gehst du wieder mit den vielen Eindrücken und schaust ob du was umsetzen willst im Alltag oder nicht und wenn nicht kannst du hinschauen was dich hindert...

Du kannst nur gewinnen durch ansprechen, es gibt keinen Druck dann was anders machen zu müssen, aber halt zu können. Es ist dein Körper.

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Sydney-b
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 21:55

Wie geht es dir denn nach den jeweiligen Stunden?
So in Windeseile alle schwierigen Themen anzusprechen stelle ich mir unglaublich anstrengend und kontraproduktiv vor.
Destabilisiert dich das denn nicht noch viel mehr?
Therapie funktioniert auch nicht so: Ich spreche ein Thema an, bekomme Tipps und Gründe, warum ich das besser lassen solle - und schwupps - ist das Problem erledigt.
Es hat schon auch eine wichtige Funktion, warum du dich selbst verletzt.

Ich würde diese Beratungsstelle mehr oder weniger als Stabilisierung ansehen, bis du tatsächlich einen "richtigen" TherapiePlatz gefunden hast.

Ich würde dir empfehlen, in der Beratungsstelle genau dies anzusprechen:
Dass du das Gefühl hast, sämtliche schwierigen Themen ansprechen zu müssen, damit er unbedingt davon weiß und weil du denkst, dass dir die Zeit davon rennt.

Ich denke, er sollte unbedingt von diesen Gedanken erfahren!

Bitte, hetze dich nicht !
Du wirst dir damit nämlich keinen Gefallen tun.

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sakura_77
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Beitrag Sa., 18.06.2022, 10:42

Danke erstmal für die Antworten! :)
Shukria hat geschrieben: Fr., 17.06.2022, 21:02 Du könntest es auch ansprechen mit dem Ziel einfach erstmal nur näher zu beleuchten wofür du es brauchst
Das finde ich einen guten Ansatz, ich lass es mir mal durch den Kopf gehen, danke.

Spielt natürlich auch sehr viel Scham und Selbstvorwürfe bzgl. der Selbstverletzung mit rein, die es noch schwieriger machen, das anzusprechen.

Ich glaube, der Grund, wieso ich denke, dass ich danach was ändern müsste, ist, weil ich ihm nach dem ich mit ihm über die Suizidgedanken gesprochen habe, eben das Versprechen geben musste, dass ich mir nichts antue. Und deswegen denke ich, dass es bei dem Thema ähnlich sein wird, falls das Sinn macht.. Kann es natürlich nicht einschätzen, wie er das handhabt.
Sydney-b hat geschrieben: Fr., 17.06.2022, 21:55 Wie geht es dir denn nach den jeweiligen Stunden?
So in Windeseile alle schwierigen Themen anzusprechen stelle ich mir unglaublich anstrengend und kontraproduktiv vor.
Destabilisiert dich das denn nicht noch viel mehr?
Hatte ja bislang nur die eine Stunde und danach gings mir schon ziemlich schlecht, weil ich geballt alle Themen ansprechen musste, damit er sich ein Bild machen kann. Ich hatte danach nur noch den Impuls, dass ich am liebsten ins Auto steigen und einfach weit weg fahren würde. Die Tage danach sind eher so an mir vorbeigerauscht. Habe das aber als normalen "Therapieeffekt" gewertet.
Wies jetzt in Zukunft ist und wie viel Zeit er überhaupt hat, das kann ich halt nicht sagen.
Sydney-b hat geschrieben: Fr., 17.06.2022, 21:55 Ich würde dir empfehlen, in der Beratungsstelle genau dies anzusprechen:
Dass du das Gefühl hast, sämtliche schwierigen Themen ansprechen zu müssen, damit er unbedingt davon weiß und weil du denkst, dass dir die Zeit davon rennt.

Ich denke, er sollte unbedingt von diesen Gedanken erfahren!
Das hatte ich auch schon überlegt. Wollte eh ansprechen, dass es für mich sehr schwierig ist, dass er nur übergangsweise da ist und ich mich ja jetzt trotzdem öffne.

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 18.06.2022, 17:20

Nun, schlussendlich musst Du selber für Dich einen Grund finden damit aufzuhören mit der SVV. Niemand kann Dir dazu einen Grund liefern, der dir tatsächlich etwas bringt. Du wirst Dir selber einen suchen müssen. Genau so wie auch den Grund einen Suizidversuch nicht durchzuführen.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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sakura_77
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Beitrag Sa., 18.06.2022, 22:03

Pianolullaby hat geschrieben: Sa., 18.06.2022, 17:20 Nun, schlussendlich musst Du selber für Dich einen Grund finden damit aufzuhören mit der SVV. Niemand kann Dir dazu einen Grund liefern, der dir tatsächlich etwas bringt. Du wirst Dir selber einen suchen müssen. Genau so wie auch den Grund einen Suizidversuch nicht durchzuführen.
Da hast Du durchaus recht.. weiß auch dass ich die Verantwortung da sehr abgebe, weil ich für mich keinen Grund sehe.

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chrysokoll
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Beitrag So., 19.06.2022, 08:51

das verstehe ich durchaus, einen wirklichen Grund mit SV aufzuhören sehe ich bei mir bis heute nicht.
Und ich bin deutlich älter als du und habe viel Therapie hinter mir

Letztlich ist es die eigene Entscheidung, die bewusst und aktiv getroffen werden muss. Das kann dir niemand abnehmen.
Es wird dir auch niemand "DEN" Grund liefern, den musst du für dich selber und in dir finden. Eins muss auch klar sein: Eigentlich nichts wirkt so gut wie SV, dieser Erkenntnis muss man sich auch stellen. Das geht aber ganz sicher nicht mit ab und zu einer Beratungsstunde.

Wie schlimm ist denn die SV? Bleiben Narben, muss es behandelt werden?
Kannst du für dich selber beantworten wann und warum du das machst?

Wenn du es in der Beratung ansprichst wird nichts weiter passieren, SV ist häufig, das schockiert keinen Therapeuten.
Wichtig wäre dass die Beratung dir aufzeigt wie du die Suche nach einem Therapieplatz intensivieren und beschleunigen kannst

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sakura_77
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Beitrag So., 19.06.2022, 15:59

chrysokoll hat geschrieben: So., 19.06.2022, 08:51 das verstehe ich durchaus, einen wirklichen Grund mit SV aufzuhören sehe ich bei mir bis heute nicht.
Und ich bin deutlich älter als du und habe viel Therapie hinter mir

Letztlich ist es die eigene Entscheidung, die bewusst und aktiv getroffen werden muss. Das kann dir niemand abnehmen.
Es wird dir auch niemand "DEN" Grund liefern, den musst du für dich selber und in dir finden. Eins muss auch klar sein: Eigentlich nichts wirkt so gut wie SV, dieser Erkenntnis muss man sich auch stellen. Das geht aber ganz sicher nicht mit ab und zu einer Beratungsstunde.
Was hält Dich denn ab und an davon ab?
chrysokoll hat geschrieben: So., 19.06.2022, 08:51 Wie schlimm ist denn die SV? Bleiben Narben, muss es behandelt werden?
Kannst du für dich selber beantworten wann und warum du das machst?
Narben bleiben, ja. Aber so tief, dass es behandelt werden muss, ist es nicht. Merk jedoch, dass sich das in letzter Zeit wieder eher gesteigert hat. Deswegen auch der Gedanke, ob ichs nicht doch ansprechen sollte.

Ich kenne denke ich schon die Gründe, jedoch fällts mir schwer den Moment zu finden, gegenzusteuern, weil ich meist schon zu tief in dem Gefühl drin bin, um damit umgehen zu können.

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Pianolullaby
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Beitrag So., 19.06.2022, 16:14

sakura_77 hat geschrieben: So., 19.06.2022, 15:59
Was hält Dich denn ab und an davon ab?
Diese Frage wird Dir nichts bringen, einfach weil es bei jedem ein anderen, subjektiver, nicht nachmachbarer Grund ist. Tut mir leid, aber es wird Dir nicht anderes übrig bleiben, als Dir eben selber zu überlegen, und zu suchen. KEIN anderer Mensch kann Dir da helfen, das ist deine ureigene Aufgabe.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 20.06.2022, 13:10

sakura_77 hat geschrieben: Sa., 18.06.2022, 22:03 Da hast Du durchaus recht.. weiß auch dass ich die Verantwortung da sehr abgebe, weil ich für mich keinen Grund sehe.
wenn du für dich keinen Grund siehst wird es schwer bis unmöglich das abzustellen.

Der Grund, der feste Wille muss aus dir kommen
Warum willst du das denn abstellen, mal ganz neutral gefragt? Weil "man" das nicht tut? Weil die Narben nicht schön sind?

Du musst das nicht hier beantworten, aber die SV gibt dir ja etwas, und was genau das ist musst du herausfinden.
Auch was das ersetzen könnte oder wie du soweit kommst dass du SV nicht mehr brauchst.

So banal das klingt, bei mir stand am Anfang und bis jetzt der feste Entschluss das nicht mehr zu tun.
Und nein, das ist alles andere als einfach. Ich habe dafür viel Hilfe, viel Therapie gebraucht. Aber Grundlage ist der feste Wille

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