Medikamentenverweigerung

Kliniken u.a. in Deutschland (keine generellen Fragen)
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Takli
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Medikamentenverweigerung

Beitrag Mo., 01.08.2022, 16:33

Hallo zusammen!

Ich frage mich gerade, was passiert, wenn man in der Psychiatrie Medikamente verweigert. Spritzen die dann ein Depot oder darf man nicht Zwangsbehandelt werden?

Liebe Grüße,
Takli

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Candykills
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Beitrag Mo., 01.08.2022, 16:36

Nein, da passiert dir normal erstmal nichts. Man kann dich nicht zwingen und dir schon gar nicht einfach so ein Depot spritzen.
Mit entsprechendem Beschluss sieht das dann wiederum anders aus: aber der muss erstmal begründet werden und durchgehen.
Sprich: Selbst- oder Fremdgefährdung.
Oder du hast einen gesetzlichen Betreuer für medizinische Angelegenheiten. Auch der kann bestimmen, dass du (deine) Medikamente nehmen musst.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Takli
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Beitrag Mo., 01.08.2022, 17:51

Es geht um meine Mutter. Sie verweigert, nach einem daneben gegangenen Absetzversuch, das Neuroleptikum. Jetzt frage ich mich, falls ich sie in die Klinik bekomme, ob die dort überhaupt was ausrichten können. Meine Mutter ist schon in hohen Alter und hat durch das psychische Geschehen in den letzten Wochen auch körperlich sehr abgebaut. In ihrer Vorsorgevollmacht bin ich als Betreuer vorgesehen.

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Candykills
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Beitrag Mo., 01.08.2022, 18:01

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob eine Vorsorgevollmacht wirklich reicht. Eventuell braucht es eine Patientenverfügung, in der das ausgeschrieben steht, was du bestimmen darfst, wenn deine Mutter selbst dazu nicht mehr in der Lage ist.
Aber 100 % sicher bin ich mir auch nicht. Vielleicht liest du nochmal in der Vorsorgevollmacht nach, auf was die sich genau bezieht.

Trotzdem würde ich erstmal gucken, ob du sie zu einem Klinikaufenthalt bewegen kannst und dann weitersehen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Takli
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Beitrag Mo., 01.08.2022, 19:17

Jetzt hab ich nochmal nachgelesen. Laut Vorsorgevollmacht habe ich das Recht auf Aufenthaltsbestimmung, auch in einer geschlossenen Anstalt. Zu Medikamenten steht da allerdings nichts drin. ::? Die Patientenverfügung beinhaltet nur, inwiefern lebensverlängernde Maßnahmen erwünscht sind.

Ich habe ihr schon gesagt, daß ich sie auf die Warteliste für die Gerontopsychiatrie gesetzt habe, die kennt sie schon. Sie war nicht begeistert, erst als ich meinte "nur für den Notfall" war sie beruhigt.

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Gespensterkind
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Beitrag Di., 02.08.2022, 05:46

Selbst wenn Du in der Vorsorgevollmacht "Aufenthaltsbestimmung" zugesprochen bekommen hast und ggf. auch "medizinische Versorgung" kannst nicht Du bestimmen, dass Deine Mutter in ein Krankenhaus gehen muss oder ihre Medikamente nehmen muss. Du bist nur dazu berechtigt (und im Falle einer Eigen- oder Fremdgefährdung auch verpflichtet zum Wohle des Vollmachtgebers) einen diesbezüglichen Antrag auf betreuungsrechtliche Unterbringung beim Betreuungsgericht zu stellen.
Der Richter muss sich dann ein eigenes Bild machen, ggf. auch ein ärztliches Gutachten einholen und entscheidet dies dann.
Ebenso ist es mit der Medikamentengabe. Wenn die Ärzte der Meinung sind, dass es zur Abwendung einer unmittelbaren Eigen- oder Fremdgefährdung und nicht entgegen sprechender Patientenverfügung erforderlich ist, Medikamente zu geben, dies aber verweigert wird, so werden die Ärzte das mit Dir besprechen und Du stellst einen entsprechenden Antrag bei Gericht. Hierzu müssen auch die Ärzte eine ärztliche Stellungnahme dazu abgeben.
Der Richter entscheidet dann über mögliche Zwangsmedikation, in der Regel fordert das Gericht hierzu auch ein ärztliches Gutachten ein.

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Takli
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Beitrag Di., 02.08.2022, 07:34

Ach herje, das hört sich ja schrecklich kompliziert und zeitaufwendig an. Fremdgefährdung liegt definitiv nicht vor, bei Eigengefährdung bin ich mir nicht sicher, weil sie auch körperlich sehr abgebaut hat. Es wäre gleichzeitig auch unverantwortlich sie allein im Haus zu lassen. Sie ist ja auf Hilfe angewiesen.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 02.08.2022, 08:42

WARUM verweigert deine Mutter die Medikamente?
Es wäre ja wichtig den Grund zu kennen um damit umgehen zu können.
Neuroleptika zu nehmen ist kein Spaß, die haben oft massive Nebenwirkungen, wenn sie die kennt könnte das ein sehr verständlicher Grund sein.

Wenn sie auf Hilfe angewiesen ist und nicht mehr allein leben kann dann sind andere Überlegungen fällig, da richtet auch ein Neuroleptikum nichts mehr aus

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Takli
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Beitrag Di., 02.08.2022, 10:23

Das sagt sie leider nicht, warum sie das Neuroleptikum nicht nehmen will. Alle anderen Tabletten nimmt sie anstandslos. Das Olanzapin hat sie die vergangenen fünf Jahre durchgehend genommen und gut vertragen, umso unverständlicher erscheint es von außen, warum sie es jetzt ablehnt. Bisher hat es mit Hilfe des Pflegedienstes zu Hause ganz gut geklappt, da war sie aber auch klar im Kopf. Jetzt ist sie so verwirrt, daß sie sich kaum noch mitteilen kann. Wenn man was fragt, sagt sie meist nur "weiß nicht". Ich warte zur Zeit auf den Anruf des Hausarztes, vielleicht kann sie erstmal ins örtliche Krankenhaus.

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Gespensterkind
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Beitrag Di., 02.08.2022, 16:08

Umstellen auf Olanzapin Velotabs (= Schmelztabletten)? Manche älteren Menschen können die Tabletten an sich nicht mehr so gut schlucken. Velotabs lösen sich im Mund auf und werden dort über die Schleimhäute aufgenommen.

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Takli
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Beitrag Di., 02.08.2022, 17:11

Das ist ja toll, die Tablette kann man auch in Wasser auflösen und trinken. Danke Gespensterkind, das ist eine gute Idee!

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Candykills
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Beitrag Di., 02.08.2022, 17:17

Takli hat geschrieben: Di., 02.08.2022, 17:11 Das ist ja toll, die Tablette kann man auch in Wasser auflösen und trinken. Danke Gespensterkind, das ist eine gute Idee!
Und gut schmecken tun sie auch - in Wasser aufgelöst schmeckt man sie aber eher gar nicht mehr.
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Takli
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Beitrag Di., 02.08.2022, 19:41

Ich dachte eine andere Dareichungsform könnte eine Chance sein ihre Ablehnung zu umgehen. Sie muß ja nicht wissen, was da drin ist.

Ob man die Tablette auch in diesen kleinen Medikamentenbecherchen mit 20ml auflösen kann? Meine Mutter vergißt nämlich zu trinken. Die kleine Menge sollte sie im Beisein der Schwester aber schaffen.

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Candykills
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Beitrag Di., 02.08.2022, 19:51

Ich hatte die Schmelztabletten nie versucht in Wasser aufzulösen, deshalb weiß ich gar nicht, ob das überhaupt klappt oder ob sie Speichel dafür brauchen. Aber du kannst ihr die Original-Zyprexa-Velotabs vielleicht als Lutschbonbons verkaufen.
Es gibt die Schmelztabletten auch als Generika, aber da sehen sie meist wie Tabletten aus, auch wenn sie trotzdem gut schmecken und man sie lutschen muss. Ich würde es versuchen als Lutschbonbon zu „verkaufen“. Wie gesagt, die schmecken ganz gut.
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reddie
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Beitrag Di., 02.08.2022, 21:43

Ich würde erstmal überdenken, ob die Neuroleptika notwendig sind, für welche Symptome?
Die Nebenwirkungen sind schon nicht ohne.

Anstatt der armen Frau sie als Bonbons zu verkaufen... :-((

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