Verzweiflung aufgrund PTBS

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
Antworten

Thread-EröffnerIn
DieVerzweifelte
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 42
Beiträge: 2

Verzweiflung aufgrund PTBS

Beitrag Do., 08.09.2022, 17:50

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich bin ganz neu hier und habe mich in den letzten Tagen ein wenig durch das Forum gelesen. Nun habe ich gedacht, dass ich auch mal einen Betrag verfasse, vielleicht hat ja der ein oder andere ähnliches erlebt und kann mir evtl mit seinen Erfahrungen helfen.

Ich befinde mich zur Zeit in einer Verhaltenstherapie, aufgrund verschiedener Probleme (u.a. Panikattacken, Essstörung). Mein Th. ist sehr nett und ich fühle mich gut aufgehoben. Viele Stunden habe ich damit verbracht über Essenspläne, Erbrechen, AFM, Bewegungsdrang zu sprechen. Dieses Sprechen fällt mir einfacher als über tiefer liegende Konflikte zu sprechen. Vor einigen Wochen hat mein Th. versucht in die Tiefe zu gehen. Ich hatte eine schwierige Kindheit, ein sehr schlechtes Verhältnis zu meinem Vater (aufgrund von unschönen Dingen, die er mit mir gemacht hat), mein erster Freund war auch nicht „nett“ zu mir usw. Dann haben mich alte Erinnerungen quasi durchflutet und mich quasi so richtig umgehauen. Ich hatte bzw. habe immer wieder die gleichen Erinnerungen im Kopf, kann nicht mehr schlafen, erschrecke mich sehr stark (selbst ein Schmetterling kann mich sehr stark erschrecken), bin zwischendurch völlig weggetreten usw. Mein Th. hat dann aber sehr gut reagiert und mir Sachen an die Hand gegeben, beim meinem Psychiater sind meine Medikamente höher dosiert worden und ich habe ein neues dazu bekommen, da ich vollkommen neben mir stand und stehe. Es ist jetzt etwas besser geworden. Der Arzt hat dann gesagt, das sind typische Symptome einer ptbs, der Th. ebenso. Das geht jetzt ein paar Wochen so und ich erlebe ein vollkommenes Gefühlschaos, zwischendurch denke „Stell dich nicht so an, so schlimm war es nicht“, dann wieder enorme Ekelgefühle, ich bin total verzweifelt und habe auch Schuldgefühle. Beide haben mir empfohlen, in eine Klinik zu gehen damit man es dort bearbeiten kann. Ich bin so verzweifelt, ich weiß selbst gar nicht was richtig ist und nicht. Ich habe auch Angst, das die dort denken „was will die denn hier, so schlimm ist es nicht“. Und gefühlt noch tausend andere Gedanken, andererseits geht bei mir hier zu Hause fast nichts mehr, Erbrechen und AFM haben wieder stark zugenommen, also ein völliges Chaos. Ich habe auch Angst in der Klinik darüber zu sprechen, es fällt mir sehr sehr sehr schwer und ich schäme mich total.

Nun wollte ich mal fragen, ob es hier User gibt, die schon einmal in einer ähnlichen Situation waren, die vielleicht auch aufgrund einer ptbs in einer Klinik waren und welche Erfahrungen ihr dort gemacht habt? Wie weit müssen Dinge in Therapien angesprochen werden und hilft das überhauptWas kann helfen da wieder raus zu kommen? Ich würde mich wirklich freuen, wenn der ein oder andere mir Tipps geben könnte. ?

Viele liebe Grüße

Werbung

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3431

Beitrag Do., 08.09.2022, 20:54

Was bedeutet denn AFM?


Thread-EröffnerIn
DieVerzweifelte
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 42
Beiträge: 2

Beitrag Do., 08.09.2022, 21:40

AFM sind Abführmittel

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 14976

Beitrag Do., 08.09.2022, 23:49

Hallo,
wäre nicht allein schon wegen der Essstörung, also Brech- und Abführmittelsucht ein stationärer Aufenthalt notwendig? Das klingt für mich schon lebensgefährlich.

LG candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Werbung

Benutzeravatar

Charlie Foxtrott
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 45
Beiträge: 395

Beitrag Fr., 09.09.2022, 10:02

Hallo Verzweifelte,

mein aufrichtiges Mitgefühl! Ich kenne diesen Zustand, angetriggert werden und dann hängenlassen, mit Erbrechen, Intrusionen, Höllennächten. Bei mir wars mitten im Lockdown, Thera wochenlang krank und hinterher hatte er vergessen, worums geht. Ich würde JEDE zeitnahe HIlfe annehmen. Wenn Klinik, dann Klinik. So ein Platz ist ja keine Selbstverständlichkeit. Oder beim Thera darauf dringen, dass er zeitnah am Thema arbeitet. Erfahrungsgemäß bringt schon eine Perspektive (am soundsovielten nehmen wir es dran, Zeitstrahl malen, aufschreiben) eine Entlastung. Ein "Sie sind ja nicht stabil geug, wir können es nicht drannehmen", half mir nicht, im Gegenteil.
Musste damals eine Stellungnahme schreiben, wie ich mich zu stabilisieren gedenke: Medikamente besorgen, Distanzierunsgübungen, Freunde, Sport, Beratungsstelle/Notdienst, wenn Thera keine Zeit hat. Stier bei den Hörnern packen, sobald es der Körper aushält, half mir am besten.
Alles Gute!

Benutzeravatar

Charlie Foxtrott
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 45
Beiträge: 395

Beitrag Fr., 09.09.2022, 10:37

Ergänzung, um Dir die Angst zu nehmen: Du darfst die Erzählung jederzeit abbrechen, wenn der Stress zu hoch wird! Du musst es auch nicht unbedingt 1 : 1 erzählen, beim EMDR geht es bspw. auch mit den auftauchenden Bildern kreuz und quer, beim IRRT kommst Du als erwachsenes Ich und mit imaginären Helfern dazu und mischst den Täter richtig auf! Das hat mir richtig Spass gemacht.
@Scham: Klar, hätte auch nie geglaubt, dass ich die mal überwinden kann. Aber Traumatherapeuten hören das nicht zum 1. Mal. Für die gehört das zum täglich Brot. Theras anderer Spezialisierung können einem da schon mal blöd kommen, irrationale Ängste oder Phantasien unterstellen. Die dann einfach ablehnen, schon der Selbstachtung zuliebe.


Thread-EröffnerIn
DieVerzweifelte
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 42
Beiträge: 2

Beitrag Fr., 09.09.2022, 11:59

Hey,

vielen lieben Dank für eure lieben Antworten. Die Essstörung ist aktuell nicht lebensbedrohlich, es soll aber weiter daran gearbeitet werden. Es ist wohl ein Symptom aufgrund belastender Ergebnisse. So gibt es die Hoffnung, wenn das bearbeitet wurde, sich evtl und ich hoffe es auch wirklich, die Essstörung langsam bessert.

Ja den „Stier bei den Hörnern packen“, ich habe nur sehr sehr große Angst. Momentan arbeiten wir an Stabilisierungsmethoden.. hast du es dann auch in der Klinik bearbeitet oder ambulant?
Das ich nicht alles so erzählen muss und auch abbrechen kann, der Gedanke ist auch schon hilfreich. Vielen lieben Dank..

Benutzeravatar

Charlie Foxtrott
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 45
Beiträge: 395

Beitrag Fr., 09.09.2022, 13:34

Nein, ich hatte in der Klinik nur Stabilisierung. Aber das war eine Rehaklinik, keine Akutklinik. Die machen das nicht gern und verweisen wieder auf die Ambulanz usw. usf. Dieses Hin-und Herschieben fand ich viel schlimmer als einfach mal machen. Ich konnte dann den ambulanten Thera überzeugen, dass ich es schaffe. Ja, es war hammerhart, aber es lohnt sich! Endlich frei! Endlich wieder albtraumlos schlafen! Jetzt, rückblickend, erinnere ich mich gern an die vielen schönen kleinen Momente während der Bearbeitungsphase: Den Waldspaziergang danach, der nette Smalltalk im Park. Auf der Sache sitzenbleiben ist viel schlimmer als 1 x richtig durch. Die passen schon auf, dass Du im richtigen Stresslevel bleibst und nicht ganz abklappst. Drücke die Daumen! Wenn Dein Thera will, dann nur zu. Will er nicht, dann Klinik.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag