Ich fühle mich ausgenutzt!

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Thread-EröffnerIn
Talya
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Ich fühle mich ausgenutzt!

Beitrag Do., 08.09.2022, 20:18

Liebe Community,

ich arbeite seit drei Jahren als Betreuungskraft in einem Altenheim. Der Job hat mir immer viel Spaß gemacht, aber leider wendet sich im Moment alles zum Negativen...

Ich teile mir die Betreuung der Bewohner eines Wohnbereichs mit einer Kollegin. Das ist zum Einen schon mal etwas unfair, weil auf den anderen Wohnbereichen jeweils drei Betreuungskräfte beschäftigt sind.

Die Zusammenarbeit mit meiner Kollegin hat bis vor einem halben Jahr gut funktioniert. Dann fing es plötzlich an, dass sie anscheinend immer weniger Lust auf den Job hatte. Sie ließ sich desöfteren krankschreiben, teilweise auch ein bis zwei Wochen vor ihrem Urlaub, so dass ich schon zweimal für einen Monat allein für 30 Bewohner zuständig war. Wir arbeiten beide nur Teilzeit (20 Std. wöchentlich).

Sie war nicht bereit, an Feiertagen zu arbeiten, so dass ich Ostern, Pfingsten und Christi Himmelfahrt im Dienst war. Vor kurzem wies ich sie darauf hin, dass wir Dienste an Feiertagen aufteilen müssen, doch sie zeigte kein Entgegenkommen. Daher habe ich das Problem bei einer Teambesprechung angesprochen - ohne Ergebnis.

Seit Juli macht sie keine Wochenenddienste mehr. Baute Überstunden ab oder ließ sich krankschreiben. Ich kann das nicht alles auffangen, was sie nicht leistet, kassierte aber genau deswegen einen Ansch.ss von einer Mitarbeiterin des sozialen Dienstes.

Gestern erfuhr ich nun, dass meiner Kollegin bewilligt worden ist, dass sie bis zum Ende des Jahres keine Wochenenddienste mehr machen muss. Ich bin bald geplatzt vor Wut, denn ich vermute, dass sie irgendeinen Grund vorgeschoben hat. Als ich sie nämlich vorletzte Woche bei einer Teambesprechung sah, saß sie dort bester Laune und mit neuem Haarschnitt.

Jetzt wird es wohl so sein, dass ich nicht mehr nur zwei Wochenenden im Monat arbeiten muss, sondern wahrscheinlich an drei Wochenenden. Wenn ich Pech habe, wird sie auch Dienste an Weihnachten und Silvester verweigern.

Was kann ich tun?

Ich fühle mich überfordert und weiß nicht, an wen ich mich wenden kann. Unsere direkte Vorgesetzte, die für unsere Belange zuständig war, hat gekündigt und ist krankgeschrieben.

Bitte gebt mir einen Rat.

Liebe Grüße,
Talya

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DuckTales
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Beitrag Do., 08.09.2022, 20:55

Hallo Talya,

die Möglichkeiten etwas zu tun sind begrenzt.
Gegebenfalls eine Überlastungsanzeige.

Was deine Kollegin angeht, sind die Informationen etwas dünn. Ich verstehe, dass du dich ärgerst, würde sicher vielen so gehen, aber womöglich hat sie gute Gründe so zu agieren. Womöglich ist sie krank und hat entsprechende Atteste vom Arzt. Vielleicht hat sie auch einen Schwerbehindertenstatus und kann auf Grund von Krankheit oder Behinderung gewisse Tätigkeiten nicht machen. Auch kann sie sich damit von Mehrarbeit befreien lassen. Wissen wir alles nicht.

In der Pflege ist es aktuell nirgendwo so, dass es einen Fachkräfteboom gibt. In dem Bereich herrscht überall Überlastung. Die Krankenstände sind hoch. Es ist auch ein schwerer Job, sowohl physisch, als auch von der psychischen Belastung her.

Du könntest dich an die Wohnbereichsleitung wenden, vielleicht gibt es auch eine Mitarbeitervertretung oder Ähnliches. Allerdings solltest du bei dir bleiben und nicht ansprechen, was die andere Kollegin alles macht und darf. Zum einen geht das andere Kollegen nichts an und zum Anderen ist das Sache des Arbeitgebers. Du kannst nur im Rahmen deines Arbeitsvertrages ggf. deine Überlastung ansprechen, aber solange deine Dienste und die Mehrarbeit im Rahmen deines Arbeitsvertrages liegen. Ich schätze mal, dass da nicht konkret drin steht, an wievielten Wochenenden und Feiertagen du arbeiten musst oder wieviel, oder doch?

Grüße
DuckTales

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Gespensterkind
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Beitrag Fr., 09.09.2022, 15:11

Du kannst versuchen, eigene Grenzen zu setzen und zu sagen, was Du leisten kannst und was nicht. Es muss einen Vorgesetzten geben, der für Dich zuständig ist und ich würde das nicht im ganzen Team besprechen.
Ich weiß nicht, ob Du einen einen tariflichen Vertrag hast, aber wenn das so ist, dann gibt es auch ein Arbeitszeitgesetz, wie viele Wochenenden Du verpflichtet werden kannst.
Ansonsten wirst Du vermutlich ausgenutzt werden, solange Du kannst. Oder Du positionierst Dich selbst vorher. Aber an der richtigen Stelle.
Und dabei bringen tatsächlich Vergleiche mit anderen Kollegen nichts, die sich krank melden oder Stunden reduzieren. Denn gegen Krankmeldung oder vereinbarte Stundenreduktion kannst Du nichts sagen. Vielleicht haben diese Kolleginnen einfach bereits geblickt, dass sie für sich sorgen müssen, um nicht selbst krank zu werden.
Das würde ich Dir auch raten!
Pflege ist echt in diesen Zeiten ein hammerharter Job!!!

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DuckTales
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Beitrag Fr., 09.09.2022, 15:52

Das Arbeitszeitgesetz gilt für alle Arbeitnehmer, nicht nur für Beschäftigte, deren Arbeitgeber an einen Tarifvertrag gebunden sind. In Tarifverträgen gibt es ggf. zusätzliche Tarif- und Dienstvereinbarungen.

Die Ruhezeiten müssen eingehalten werden, aber das ist in Pflegeheimen auf Grund der Personalsituation auch nicht immer gegeben. Die Heime können dafür auch Ausnahmeregelungen bekommen.

Fakt ist, solange man freiwillig einspringt und immer ja sagt, ändert sich nichts. Die meisten machen das eben den älteren Herrschaften zu Liebe.

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Takli
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Beitrag Fr., 09.09.2022, 17:47

Talya hat geschrieben: Do., 08.09.2022, 20:18 Jetzt wird es wohl so sein, dass ich nicht mehr nur zwei Wochenenden im Monat arbeiten muss, sondern wahrscheinlich an drei Wochenenden. Wenn ich Pech habe, wird sie auch Dienste an Weihnachten und Silvester verweigern.
Wer übernimmt denn dann das vierte Wochenende?


montagne
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Beitrag Fr., 23.09.2022, 17:13

Warum hat sie mehr Mitspracherecht, als du?
amor fati

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Sydney-b
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Beitrag Fr., 23.09.2022, 18:01

Hast du mal versucht, mit der Fachkraft zu reden, die die Arbeitspläne erstellt?
Mit ihr würde ich auf jeden Fall reden und ihr klarmachen, dass das so nicht weiter geht.

Für Weihnachten oder Silvester würde ich mir Urlaub eintragen lassen.
Zumindest an einem von den Feiertagen.

Du hast keinen 8-Stunden Arbeitstag?

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 23.09.2022, 18:28

Ich würde auch nicht die Kollegin direkt thematisieren, aber indirekt sehr wohl. Wobei es mir dabei nur um die Dienste nicht um die Krankschreibungen etc... ginge.
ZB, dass du bis vor kurzem noch zwei Wochenenden gearbeitet hast, du aber nun alleine dastehst (das wäre die Anspielung auf die Kollegin) und drei oder vier Wochenenden nicht stemmen kannst. Oder, dass es dir nicht weiterhin möglich ist einen ganzen Monat alleine abzudecken, auch nicht gelegentlich,... Natürlich auch die Feiertagsarbeitssituation und evtl sagen, dass du dir über Weihnachten schon etwas vorgenommen hast, da du ja alle anderen Feiertage gearbeitet hast.
Zusätzlich zur Überlastungsanzeige kann man da auch mal durchklingen lassen, dass die eigene Gesundheit nicht unter der Arbeitssituation leiden darf. Da in den Pflegeheimen ein akuter Mitarbeitermangel herrscht ist eine dezente Anspielung durchaus drin, dass man geht die Situation so weiter, man evtl selbst ausfallen könne.
Und dann natürlich einen Abgleich mit dem Arbeitsvertrag, Tarifrecht, interne Vereinbarungen über Feiertagsarbeit etc. Sehr wichtig finde ich, dass du feste Vereinbarungen mit deinen Vorgesetzten verabredest und schriftlich fixierst, die du im "Fall der Fälle" heranziehen kannst.

Leider muss man auch am Arbeitsplatz immer wieder für sich einstehen, was für Menschen mit wenig Selbstwert echt schwer ist. Wenn man das nicht kann, wird man schnell zum Opfer oder Deppen der Kollegen.

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