DIS oder so? (Verdacht, keine Selbstdiagnose)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Roxskye
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DIS oder so? (Verdacht, keine Selbstdiagnose)

Beitrag Mi., 14.09.2022, 20:56

Hallo zusammen,

das ist mein erster Beitrag und ich hoffe, dass er einigermaßen verständlich ist. Ich muss einfach mal meinen Kopf sortieren und vielleicht erkennt sich jemand wieder, was mir vermutlich helfen würde. Ich weiß natürlich, dass es keinen Gang zum Therapeuten ersetzt, aber ich habe auch keine offensichtlichen Probleme im Alltag. Möglicherweise können einige Schilderungen triggern, also bitte vorsichtig lesen.

Ich habe eine lange „Krankengeschichte“ hinter mir, die eigentlich keine ist. Zumindest nichts akut.

Aufgewachsen bin ich als Trennungskind, unter der Woche bei einer sehr dominanten und lieblosen Mutter, zu der ich heute allerdings (wohl auch aufgrund einer großen räumlichen Distanz) ein sehr gutes Verhältnis habe und ihrem zweiten Ehemann, die Wochenenden habe ich bei meinem (bis ich ca. 14 Jahre alt war) bei meinem alleinstehenden Vater verbracht. Eigentlich ein Kind aus „gutem Hause“, aber irgendwas stimmt in meiner Kindheit nicht. Ich hatte kein Körpergefühl, das weiß ich, ich habe auch die meiste Zeit nur gemalt, gelesen oder exzessiv Videospiele gespielt. Ich beziehe das nicht auf die Trennung. Ich erinnere mich, dass ich oft Unterleibschmerzen und Blasenentzündungen hatte, einmal - daran habe ich eine konkrete Erinnerung, aber nicht an den Auslöser - nachts fürchterlichen Juckreiz im Intimbereich.

Ich konnte, bis ich 35 Jahre alt war, nicht ohne Licht schlafen und bis ich ungefähr volljährig war, habe ich keine einzige Nacht durchgeschlafen. Ich weiß aus Erzählungen, dass ich wohl nachts öfter „geschlafwandelt“ bin, wo ich allerdings völlig irrationale Dinge getan habe, z. B. die Tüte mit dem Altpapier aus der Küche in die Badewanne gestellt.

Mit ca. 10 Jahren habe ich einen Waschzwang entwickelt, den ich nur aus Erzählungen kenne. Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen. Wenn mir dabei (oder allgemein Wasser) etwas ins Gesicht gespritzt ist, habe ich geheult. Angst vor Badezimmern hatte ich auch. Das hat sich aber irgendwann scheinbar wieder gegeben, der Waschzwang kam auch nie zurück.

Ich wurde in der 7.-8. Klasse von meiner damaligen Klassenlehrerin darauf angesprochen, dass ich immer so viel träume und sie keine Ahnung hat, warum ich ständig meine Handschriften wechsele. Damit meinte sie nicht, dass ich das „A“ mal rund oder mal eckig schrieb, sondern es hat wirklich ausgesehen, als hätte das jemand anderes geschrieben. Ich habe auch keine Erinnerungen an meine Schulzeit. Ich weiß, dass ich gemobbt wurde, aber scheinbar habe ich auch ständig meine „Styles“ gewechselt und bin anders aufgetreten. Vorletzte Woche habe ich die Fotokiste bei meiner Mutter rausgesucht und mir war klar, dass ich das auf den Bildern bin, aber es war mir fremd.

Auf den Fotos aus jungen Jahren habe ich einen völlig ausdruckslosen Gesichtsausdruck. Leere Augen, melancholisch. Man könnte meinen, ich war mit vier Jahren schon depressiv und das hat bei der Fotostrecke bis zum 7. Lebensjahr angehalten. Weiter konnte ich noch nicht.

Als ich mit 21 Jahren meinen damaligen Freund kennenlernte, habe ich nachts Panikattacken bekommen und musste aus dem Bett raus und habe mich auf dem Holzfußboden zusammengerollt, hat er mir erzählt. Manchmal waren das so Kleinigkeiten, die irgendwie Ekel in mir ausgelöst haben; ich kann das gar nicht erklären.

Meine Tochter (erwachsen) behauptet, ich würde gelegentlich ausflippen und hinterher sagen, davon wüsste ich nichts. Ich würde wohl auch meine Sachen verlegen und suchen. Soweit ich weiß, bin ich einer der ruhigsten und ausgeglichensten Menschen überhaupt und weiß auch immer, wo ich mein ganzes Zeug hinlege. Ich erinnere mich auch nicht an Gespräche oder Absprachen?!

Mein damaliger Freund meinte, genauso wie mein Ex-Partner, sie hätten mich nach mehreren Jahren Beziehung nicht gekannt, ich sei so wechselhaft gewesen, sie hätten bei mir nie gewusst, woran sie sind. Ich habe auch kaum Erinnerungen an die Zeit. Nicht mal an meine eigene Hochzeit, ich weiß nicht mal mehr, wie die Trauzeugen hießen und wer dort war oder wo wir gefeiert haben. Und ich habe keinen Alkohol getrunken, ich war nämlich hochschwanger. Das weiß ich noch.

In meinem Job läuft alles perfekt, ich habe dort nicht die „Probleme“ wie zu Hause. Ich vergesse nichts, im Gegenteil, ich weiß sogar am Folgetag, was ich den Tag zuvor erledigt habe (oder sogar letztes Jahr). Ich bin auch in einer festen Partnerschaft, in der ich diese Art Probleme auch scheinbar nicht habe. Aber, klingt jetzt komisch, er guckt auch oft ins Leere und ist „nicht da“, das habe ich (sagt er) auch, also harmoniert das wohl ganz gut.

Das war jetzt nur die „reduzierte“ Schilderung. Vielleicht ist noch erwähnenswert, dass ich irgendwie heute noch nicht weiß, was ich anziehen soll. Wie ich sein möchte. Das ist so, als würden mehrere einen Dresscode vorschlagen.

Liebe Grüße
Rox
Ich habe damit aufgehört, mir zu sagen, dass ich „lost“ bin. ~ Ich bin nicht „lost“, ich bin auf meinem Weg. :!!:

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Sinarellas
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Beitrag Do., 15.09.2022, 08:41

Und was genau möchtest du vom Forum?
Du vermutest bei dir eine dissoziative Identitätsstörung laut Titel zu entnehmen, von dem was du hier punktuell schilderst würde ich nichts darauf konkret schließen.

Wohl aber, dass du viele Probleme in der Alltagsbewältigung hattest und hast, bist du denn bei einem Therapeuten?
..:..

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Sydney-b
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Beitrag Do., 15.09.2022, 10:18

Hast du dich schon mal mit ADHS/ADS befasst?

Da träumt man auch viel in der Gegend rum und starrt ins Leere.
Ist unkonzentriert (deshalb vergesslich), hat Stimmungsschwankungen....

Komorbiditäten zuhauf sind Folgen von ADHS bzw ADS.

Diese Erkrankung wird extrem häufig unterschätzt.
Auch die Folgen derselben.

Wenn man ständig mit dem Kopf woanders ist, ist es auch kein Wunder, dass man sich nicht an Gespräche und Absprachen erinnert.

Jobmäßig kannst du trotzdem total zuverlässig sein.
Bei Dingen, die einen ADHS/ADS-ler interessieren, sind diese sehr fokussiert und können unglaubliche Leistungen erbringen.

Vielleicht magst du mal in diese Richtung schauen.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 15.09.2022, 10:45

Roxskye hat geschrieben: Mi., 14.09.2022, 20:56 Das war jetzt nur die „reduzierte“ Schilderung.
du hast bei dir selber den Verdacht auf DIS?
Grundsätzlich kann man DIS oder auch pDIS diagnostizieren, allerdings eher nicht selber, auch wenn viele Verdachtsmomente bestehen.

Wenn es dir wichtig ist dann sie zu dass du erstmal die Diagnostik durchläufst.
Es kann auch etwas anderes sein. Oder mehrere Dinge gleichzeitig.

Die Frage ist was du dann daraus machst? Möchtest du eine Therapie machen oder reicht es dir so zurecht zu kommen wie du es jetzt tust?

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LovisTochter
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Beitrag Do., 15.09.2022, 12:42

Wie bist Du denn auf "DIS oder so" gekommen? Und, was verstehst Du unter: oder so?

Ich persönlich denke nicht, dass es Dich weiterbringt, wenn Dir hier jetzt Menschen mit diagnostizierter (p)DIS sagen würden: ja, dieses oder jenes kenne ich. Davon weißt Du noch immer nicht, was Deine Diagnose ist. Diese wirst Du nur über eine Psychotherapie (ambulant oder stationär) erfahren.
So, wie ich Dich verstehe bist und warst Du bisher nicht in Therapie, weil es für Dich keinen Leidensdruck gibt, richtig? Was hat Dich denn dazu gebracht jetzt nach (Deinen möglichen) Diagnosen zu googeln (ich gehe mal davon aus, dass Du Dr. Google befragt hast ;) )?
Grundsätzlich glaube ich, dass jeder Mensch sich in Teilen in den Beschreibungen verschiedener Diagnosen wiederfinden kann. Sich selbst korrekt zu diagnostizieren halte ich aber für vollkommen unmöglich, da einem ganz einfach die Objektivität für einen selbst fehlt. Das heißt allerdings leider nicht, dass alle Diagnosen, die von Psychotherapeuten gestellt werden immer korrekt sind. Auch da gibt es immer wieder falsche Diagnosen, leider.

Ich würde Dir ganz dringend raten die Finger von Dr. Google und Co. zu lassen und wenn es doch einen Leidensdruck gibt, Dich in Psychotherapeutische Behandlung zu begeben. Jetzt, ohne Diagnose, sich bereits auf etwas zu versteifen, kann Deinen kompletten Prozeß erschweren, im schlimmsten Fall sogar behindern, weil Du dann (auch unbewusst) auf die von Dir ergoogelte Diagnose hinarbeiten könntest und nicht mehr offen bist für das, was wirklich da ist.
Wenn Du traumatische Erfahrungen bei Dir vermutest, dann würde ich direkt gezielt nach einer Traumatherapie suchen.

Alles Gute für Dich auf Deinem Weg!
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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Gespensterkind
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Beitrag Do., 15.09.2022, 15:31

Das was Du schreibst klingt tatsächlich so, als hättest Du "Verdachtsdiagnosen" im Kopf, bzw. über verschiedene Symptome und dazu passende Diagnosen im Internet gelesen. Ich würde mich nicht darauf verlassen.
Die Frage ist vielmehr, worunter Du aktuell leidest, ob Du einen Leidensdruck hast, der dazu führt, dass Du etwas verändern möchtest. Dann solltest Du Dir einen Facharzt suchen, der evtl. vernünftige Diagnostik machen kann und ggf. auch einen Psychotherapeuten.
Das Problem ist ja, dass man vieles liest und dann erkennt man eben auch ganz viele ähnliche Symptome bei sich selbst. Allerdings schreibst Du ja, dass das keine Selbstdiagnose, sondern ein Verdacht sei.
Wer hat denn den Verdacht? Hat das jemand anderer geäußert? Oder woher kommt der Verdacht?

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Roxskye
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Beitrag Fr., 16.09.2022, 10:08

Danke erstmal für eure Antworten. :)

Ich habe keinen Leidensdruck, daher bin ich auch nicht in Therapie. Mich beschäftigt es allerdings, dass ich so wenige Erinnerungen habe.

Es gibt auch einige Erinnerungsfetzen (?) bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie echt sind und falls ja, was sie mir sagen wollen.
Ich habe damit aufgehört, mir zu sagen, dass ich „lost“ bin. ~ Ich bin nicht „lost“, ich bin auf meinem Weg. :!!:

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Sydney-b
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Beitrag Fr., 16.09.2022, 12:41

Interessant ist halt, warum du dir gleich so eine heftige Diagnose verpassen/in Betracht ziehen möchtest.
Vor allen Dingen, da du ja keinen Leidensdruck verspürst.

Viele der Dinge, die du hier beschrieben hast, haben meist ganz gewöhnliche Ursachen.

Ein einmaliger nächtlicher Juckreiz...Da kann es so viele unterschiedliche Auslöser dafür geben.
Die falsche Unterwäsche, zu engsitzende Jeans, Ausschlag durch Toiletten Papier, Nahrungsmittel Unverträglichkeiten, Hygiene (durch Seife zB) , ein gewöhnlicher Insektenstich, Hormone...usw
Das gleiche gilt für ständige Blasenentzündungen. Oftmals liegt es an falscher Hygiene, auch an hormonellen Veränderungen und verursacht durch Lebensmittel (zu säurehaltige zB, da gibt es viel Literatur dazu)

Veränderte Handschrift während der Pubertät kommt ständig vor, man schreibt doch nicht mehr wie in der Grundschule und erprobt (auch unbewusst) eine erwachsenere Handschrift.

Wenn man ständig im Träumeland ist, bekommt man auch vom Hier und Jetzt nicht allzuviel mit.
Ist irgendwie total logisch.
Daher können auch deine Erinnerungsfetzen stammen.

Da ich mehrere ADS-ler persönlich kenne, würde ich tatsächlich mal in diese Richtung schauen, falls es dich doch mehr interessieren sollte, woher deine Symptome stammen könnten.

Man muss nur im Internet nach Fachärzten dazu recherchieren und einen Termin für die Diagnostik machen.
Zumindest könntest du es danach ausschließen, falls die Diagnostik negativ ausfallen sollte.

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 16.09.2022, 13:56

> Ich habe keinen Leidensdruck,

Dann hast du auch keine Diagnose mit Krankheitswert.

Freu dich und Ende. Dissoziative Störungen egal wo man auf dem Spektrum sich befindet sind IMMER mit einem erheblichen Leidensdruck verbunden.
..:..

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 16.09.2022, 15:10

Ob du nun eine Erkrankung hast, oder nicht, kann hier natürlich niemand wissen.
Ich denke jedoch, wie einige andere User auch, ohne Leidensdruck, keine Erkrankung.
DIS ist schon eine massive Störung, die soweit ich weiß, immer schwere Traumatisierungen in der (frühen) Kindheit voraussetzt. Später fragmentiert man da seltener.

Was für mich aber immer wieder merkwürdig ist, ist die oftmals hier auftretende „Suche“ nach Erkrankungen, wobei hier DIS besonders gefragt zu sein scheint.
Das heißt nicht, dass ich nicht verstehe, dass man sich reflektiert und verstehen möchte, warum man so tickt wie man tickt, gerade wenn etwas in der eigenen Biografie/Wahrnehmung ungewöhnlich erscheint.
Ich denke nur, dass es für einen selbst nachteilig sein kann, wenn man sich dann Krankheitsbilder/Diagnosen zum Abgleich sucht. Vermutlich passt man dann (gelegentlich )sein Empfinden den Symptomen an - und nicht umgedreht. Das hat einen suggestiven Einfluss.
Da ist es besser, sich an dem zu erfreuen, was ist, eben keinen Leidensdruck zu verspüren.

Sollte es dich aber dennoch belasten nicht zu wissen was ist - lass es abklären.

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LovisTochter
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Beitrag Fr., 16.09.2022, 15:12

Ich glaube, die wenigsten Menschen suchen einen Therapeuten auf, weil sie bei sich selbst den Verdacht auf eine DIS haben. Aber sie suchen Therapeuten auf, weil sie einen imensen Leidensdruck aufgrund der ganzen Komorditäten (Depressionen, Dissoziationen, Symptomen von (k)PTBS, Süchten etc.) haben.
Traumata können zwar verdrängt oder abgespalten sein, aber sie verursachen dennoch leider massive Symptome.
Wenn das alles bei Dir nicht vorliegt, dann kannst Du wirklich froh und dankbar sein, aber ich frage mich nun noch mehr, wie Du (oder wer auch immer) auf den Verdacht gekommen bist, dass bei Dir eine DIS vorliegen könnte. Es wird ja einen Grund dafür geben, warum Du nicht auf vollkommen naheliegende Erklärungen, wie Sydney sie beschrieben hat, gekommen bist, bzw. diese als passend empfindest, sondern Du eher eine DIS als Erklärung siehst.

Vielelicht hast Du ja Lust noch mal etwas mehr zu schreiben.
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Sinarellas
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Beitrag Fr., 16.09.2022, 15:24

Ich verstehe schon die Faszination dieser mythisch anmutenden "Krankheit", die voller bunter Farben, unterschiedlicher "Charaktäre" und spannenden Erklärungen für das eigene ungewünschte oder als nicht zu sich gehörige Verhalten gibt.
Klingt ja auch von außen und objektiv erst mal spannend: Eine Gruppe voller Personen in einem Kopf! Wie ein Rollenspiel!

Was gäbe ich darum, wenn dem so wäre und was gäbe ich darum, wenn meine Symptome nicht auf frühkindliche chronische Traumatisierung zurückzuführen wäre.
..:..

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Gespensterkind
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Beitrag Fr., 16.09.2022, 15:34

Auch wenn Du zum Beispiel eine dissoziative Identitätsstruktur hättest, würdest Du einen sehr massiven Leidensdruck haben. Aber nicht aufgrund "der Diagnose" sondern aufgrund der Traumatisierungen.

Aber es ist tatsächlich interessant, wieso Du jetzt gerade auf so etwas kommst? Oder wieso Du nach "Diagnosen" suchst, weil es klingt beispielsweise so, als würdest Du evtl. einen sex. MB vermuten. Dann hättest Du aber vielleicht auch (ganz andere) Symptome, unter denen Du leidest...

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Roxskye
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Beitrag Fr., 16.09.2022, 16:15

Ich muss das alles für mich selbst erstmal sortieren.

Ich möchte keinesfalls den Eindruck erwecken, dass ich diese Erkrankung unbedingt haben muss oder möchte!

Leidensdruck hatte ich vermutlich, bis ich Mitte 30 war, erst dann konnte ich mein Leben als solches akzeptieren und bin damit im Reinen.

Also „Erinnerungsfetzen“ und seltsames Verhalten kann ich vielleicht in einen etwas verständlicheren Kontext bringen. Einer davon, kleine

+++ Triggerwarnung +++ !

Ich meine, mich an ein Doppelbett in einem dunklen und mit dunklem Holz vertäfelten Zimmer zu erinnern, in dem noch mindestens ein gleichaltriges männliches Kind, nackt, sowie eine Kamera waren.
Dazu erinnere ich mich an einen bestimmten Phänotyp Mann, den ich heute noch abstoßend finde. Mir ist mal ein derartiger (kein Scherz) begegnet, der mich angestarrt hat, als hätte er das Kind in mir gesehen. Hinterher erfuhr ich (Zufall, ebenfalls kein Scherz), dass er wegen s.M. verurteilt worden war. Bei dem Gedanken wird mir echt komisch. Da war ich bereits über 20.

Ich musste also als Kind mit meinen Eltern einmalig zu einer Beratungsstelle, weil ich „verhaltensauffällig“ wurde. Ich weiß bis heute nicht, was gemeint gewesen sein könnte. Die Beratung sagte, ich sei völlig normal.

In der frühen Jugend war ich ziemlich zerrissen, Schule schwänzen, alle drei Monate Wechsel des „Freundeskreises“, in der späten Jugend war ich mal bei einem Therapeuten, der das auch für völlig normal hielt.

Anfang meiner Zwanziger wurde ich heftig promiskuitiv. Ich fand einen Typen toll? - Gleich beim ersten Date. Meistens wollte ich das nicht, konnte aber nicht ablehnen. Das habe ich einmal getan, interessierte den aber nicht.

Ich war dann mal zum Gespräch bei einer Therapeutin, weil mein Selbstwert völlig im Keller war. Und ich gar nicht mehr wusste, was da alles passierte. Schlimmes, das war klar, aber was genau? Keine Ahnung. Ausgeblendet. Vergessen. Die meinte, ich hätte wohl BPS. Ohne Symptome außer diesem?

Ich lernte dann meinen damaligen Freund kennen, wir waren glücklich, hatten nie Streit und reden heute noch miteinander. Fremdgegangen bin ich ihm auch in all den Jahren nie. Passt als Diagnose eben irgendwie nicht.

Ich habe mich mal anderweitig belesen, man kann wohl auch anders dissoziieren. Also ohne „mehrere Anteile“. Ich vermute das einfach. Es ist das, was andere mir in den Jahren gesagt haben. „Das haben wir doch letzte Woche ausgemacht?!“ - „Haben wir das persönlich oder telefonisch gemacht?“ - „Manchmal habe ich den Eindruck, ich spreche gerade mit jemand anderem.“ Das ist kein Einzelfall. Generell ist das nicht schlimm, weil mich die meisten Menschen einfach so „Kopf wie Sieb“ kennen.

Ich weiß nicht, inwiefern diese Ausführung hilft, aber evtl. versteht ihr, was ich meine. Ich nämlich gar nicht so richtig. Ich musste das einfach mal schreiben, was im Umkehrschluss bedeutet, dass ich Redebedarf habe.
Ich habe damit aufgehört, mir zu sagen, dass ich „lost“ bin. ~ Ich bin nicht „lost“, ich bin auf meinem Weg. :!!:

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LovisTochter
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Beitrag Fr., 16.09.2022, 16:23

Roxskye hat geschrieben: Fr., 16.09.2022, 16:15 Ich habe mich mal anderweitig belesen, man kann wohl auch anders dissoziieren. Also ohne „mehrere Anteile“.
Kann es sein, dass Du DIS als Abkürzung für Dissoziation genutzt hast?
Dann haben wir nämlich schon mal ein großes Mißverständnis geklärt. Meine Mitschreiberinnen und ich gingen bei der Abkürzung DIS von der Dissoziativen Identitätsstörung aus, da diese nämlich mit DIS abgekürzt wird.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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