Mein Mann sieht nicht ein, dass er Hilfe braucht

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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Emma2022
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Mein Mann sieht nicht ein, dass er Hilfe braucht

Beitrag Do., 29.09.2022, 13:35

Hallo, ich bin neu in diesem Forum und hoffe, dass ich hier evtl. Rat und Antworten finde.

Wir sind seit 14 Jahren verheiratet und seit ca. 7 Jahren versuche ich meinem Mann klarzumachen, dass es so nicht weitergeht. Erfolglos! Zum Arzt will er nicht, da er seiner Meinung nach nichts hat.
Ich schildere jetzt mal so kurz wie möglich die Situation:
Er verträgt keinerlei Kritik. Schuld sind immer andere. Er hat keinen Respekt und nimmt keine Rücksicht auf andere (z.B. Familie), seit 7 Jahren keine Manieren mehr (z.B. beim Essen).
Er hat keine Hobbies oder Lust auf Unternehmungen, weiß aber nichts, mit sich anzufangen. Wenn ich ihn mal dazu bringe, etwas zu unternehmen, z.B. spazieren, wandern, bummeln, Kaffee trinken gehen, dann ist er wieder ganz der alte.
Kaum daheim geht es wieder von vorne los. 8-10 St. Schlaf sind ihm zu wenig. Im Haus und Garten bekomme ich von ihm keinerlei Hilfe. Es wird immer diskutiert, war er das jetzt machen soll. Gefühlt ist jeder Handgriff, jeder Schritt vor die Tür beim ihm Arbeit.
Selbst nach zig Gesprächen keine Einsicht oder Veränderung.
Fernsehen bis tief in die Nacht ist ihm wichtiger als seine Partnerschaft zu pflegen.

Des Weiteren fast immer kindliches Benehmen (dachte schon an Peter-Pan-Syndrom?), manchmal kommt es mir vor, er denkt, ich bin seine Mutter.
Wenn etwas nicht direkt funktioniert oder bei Veränderungen im Alltag, wird er sofort nervös und teils aggressiv aufgrund der Situation.

Zu guter Letzt diese Zwangsstörungen:
- nichts darf nass sein
- Gegenstände dürfen sich nicht berühren
- Lichtschalter dürfen von ihm nur mit der Kleidung berührt werden
- er läuft 10-mal am Tag an den Briefkasten
- er fährt mit der Hand über Möbelstücke und behauptet, es sei Pflege der Möbel
- Geschirr wird nach Muster sortiert
- .....

Ich habe schon mehrmals mit meiner Ärztin darüber gesprochen, aber man kann ihn ja nicht zwingen, zum Arzt zu gehen. Allerdings bin ich meinen Nerven und meiner Gesundheit am Ende und weiß nicht mehr weiter. Deswegen wende ich mich an Euch.
Liebe Grüße und vielen Dank im Voraus für Antworten.

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Nico
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Beitrag Do., 29.09.2022, 13:44

Und warum sollte er da Hilfe brauchen?
IHM scheint es damit ja nicht schlecht zu gehen.
DU scheinst darunter zu leiden, also müsstest du etwas ändern und wenn du das für dich nicht kannst, bräuchtest doch du Hilfe.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Sydney-b
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Beitrag Do., 29.09.2022, 14:20

Dein Mann verspürt keinen Leidensdruck, der groß genug wäre, um etwas zu verändern.

Verändern kannst nur du dich!

Warum machst du das seit so vielen Jahren mit, wenn es dich gesundheitlich und nervlich so sehr belastet?

Wie wäre es mit getrennten Wohnungen und jeder ist nur für sich selber verantwortlich?
Falls er dann Lust zu Unternehmungen hat, könnt ihr diese dann gemeinsam begehen.

Bei getrennten Wohnungen müsstest du dich nicht mehr so an ihm abarbeiten.
Du könntest dann viel besser auf dich und deine Bedürfnisse schauen.

Eventuell bemerkst du dann, dass es dir ohne Mann viel besser geht...

Er wird NICHTS ändern, so lange du nichts änderst.

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Gespensterkind
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Beitrag Do., 29.09.2022, 15:18

Na ja, ein bisschen kann ich es vielleicht auch verstehen, dass es schwierig ist, über getrennte Wohnungen nachzudenken. wenn das Alter der TE stimmt, dann ist diese Idee vielleicht nochmals mehr schwierig - wenn man die gemeinsamen Träume, das gemeinsame Leben mit dem Partner als nicht-erfüllbar erlebt.
Schwierige Situation.
Aber auch ich denke, dass Du - wie Du schon richtig sagst - ihn nicht zwingen kannst zum Arzt zu gehen, solange er das nicht selbst möchte.
Du könntest für Dich selbst überlegen, wie Du weiter damit umgehen willst und wenn Du zu dem Schluss kommst, dass Du so nicht weitere Jahre weiterleben kannst mit ihm zusammen, dann solltest Du ihm das sagen. Vielleicht habt ihr dann eine Chance, darüber ins Gespräch zu kommen?
Letztendlich solltest Du Dich um Dich kümmern - weil - er kümmert sich ja genug um sich und ist erwachsen. Ich kenne Dich ja nicht, aber hast Du Hobbies? Oder Freunde? Oder beides? Kannst Du schauen, wie Du Dich aus der häuslichen Situation mehr rausziehen kannst? Vielleicht merkt er dann ja auch, dass ihm etwas fehlt?

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 29.09.2022, 18:37

Da hilft nur einen Schlussstrich drunter ziehen und ausziehen.

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stern
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Beitrag Do., 29.09.2022, 18:44

Setzt du ihm Grenzen bzw. ist ihm klar, dass du sein Verhalten nicht gutheißen kannst?
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Emma2022
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Beitrag Fr., 30.09.2022, 07:07

Guten Morgen,

erstmal vielen Dank für eure Antworten!

Natürlich habe ich ihm schon die Grenzen aufgezeigt, es hat aber keinerlei Wirkung gezeigt. Es scheint ihn nicht wirklich zu interessieren. Dass ich irgendwann mal weg sein könnte, glaubt er eh nicht. Bzw er scheint es zu verdrängen, wie alle Probleme oder Schwierigkeiten im Leben.
Natürlich ist es auch nicht einfach, nach fast 20 Jahren Partnerschaft einen Schlussstrich zu ziehen, wenn man z.B. auch ein gemeinsames Haus hat.

Was ich mich immer wieder frage, wie sich ein Mensch von heute auf morgen so verändern kann? Keine Ahnung was mal bei ihm im Leben vorgefallen ist, es scheint ihn aber eingeholt zu haben? Meine Theorie. Darüber reden will er ja nicht. Weiß aber nicht, wie ich an ihn rankommen kann.

Vielleicht sollte ich mir wirklich mal eine Auszeit nehmen für ein paar Wochen. Vermute allerdings, dass sich auch dadurch nichts ändern wird. Er wird wohl in der Zeit in seinem Sumpf aus TV und schlafen versinken und sich keinerlei Gedanken über die Situation machen.
Es ist schwer, aber ja auch offensichtlich, dass etwas nicht stimmt. Das liegt definitiv nicht alles an mir! Ich bemühe mich ja seit Jahren, die Ehe wieder auf die Ebene von früher zu bringen-erfolglos.

Danke nochmal an euch!

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Nico
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Beitrag Fr., 30.09.2022, 10:12

Niemand hier hat geschrieben dass es an dir liegt, es scheint dir aber sehr wichtig zu sein, dich reinzuwaschen.
Du postest auch in der Rubrik „ Angehörige psychisch erkrankter“ statt in der Rubrik „ Beziehungsprobleme“.

Eine psychische Erkrankung wäre für dich anscheinend leichter zu verdauen als alles andere, aber ich als Laie ( der du ja auch bist) sehe da weit und breit keine psychische Erkrankung deines Partners.
Und von heute auf morgen wird er sich wohl eher auch nicht so entwickelt haben.
Mir scheint da schon recht wenig objektive Ursachenforschung deinerseits vorhanden zu sein.
20 Jahre sind ein langer Zeitraum indem sich a l l e Menschen verändern, auch du.
Und nur wenn beide Partner immer daran arbeiten, wird sich trotz dieser Veränderungen ein gemeinsamer Nenner finden lassen der sowohl die nötigen Gemeinsamkeiten als auch die berechtigte Individualität ermöglicht.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Candykills
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Beitrag Fr., 30.09.2022, 10:30

Es geht nicht um Schuld.
Es geht darum, dass du verstehen müsstest, dass
a) du andere Menschen nicht ändern kannst
b) Menschen sich im Laufe der Zeit ändern
c) Paare sich unterschiedlich entwickeln können
d) du nur dich selbst, dein Denken und deine Einstellung ändern kannst.

Wenn er zufrieden so ist, dann ist das für dich unglaublich schade, dass er nicht mehr der Mann ist, in den du dich verliebt hast und mit dem du gerne eine Ehe führen würdest, wie du es dir wünschst. Aber irgendwann wirst du das für dich akzeptieren müssen und für dich entscheiden müssen, was dir am besten tut.
Natürlich ist das unglaublich schmerzvoll so in der Ehe zu scheitern, ob das jetzt 5 oder 20 Jahre sind.
Keiner sagt, dass das einfach ist da einen Schlussstrich drunter zu ziehen.
Aber in meinen Augen rennst du einem Phantom hinterher, ich glaube nicht, dass er nochmal so wird, wie du ihn dir (zurück-) wünschst.

In meinen Augen wäre wichtig für dich, dass du gut für dich sorgst. Und das kann in Form von getrennten Wohnräumen, einer richtigen Trennung oder wie auch immer gestaltet sein. So wie es dir gut tut.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Emma2022
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Beitrag Fr., 30.09.2022, 13:09

In einigen Punkten habt ihr natürlich Recht. Ich sollte in erster Linie nach mir schauen, dass ich zufrieden und glücklich bin.

Es ist teilweise auch schwer das hier alles vernünftig zu erklären. Ich kann mich aber definitiv noch an den Tag erinnern als alles so anfing. Es war wirklich aus dem Nichts und heute auf morgen. Einige Außenstehende haben die Veränderung damals auch wahrgenommen. Meine Familie zum Beispiel.
Wenn ich mir seine Zwangsstörungen anschaue und wie er sich teilweise sonst noch verhält, kann ich schon sagen, dass da irgendwas psychisch sein muss.
Man sitzt nicht Stunden lang auf dem Sofa und starrt die Wand an.
Man sollte nicht bei jeder Kleinigkeit nervös und zittrig werden.
Ist es normal, dass man sich zwei Tage lang in einem Zimmer verkriecht und ein Gelübde ablegt, nichts mehr zu essen und zu trinken, bis ich ihm einen Kaffee bringe. (Es war morgens keiner mehr da)
Es gibt diverse Stellen im Haus, an denen er nicht vorbeilaufen kann, ohne Flecken zu sehen, die es gar nicht gibt? Gestern zum Beispiel hatte die Kante vom Wohnzimmertisch plötzlich eine scharfe Stelle an der man sich verletzen könnte? Da war und ist NICHTS.
Dazu die u.a. oben genannten Zwangsstörungen.

Aber wie ihr sagt, man kann keinen Menschen zwingen oder verändern ohne, dass er es selbst will. Ich werde meine Schlüsse daraus ziehen müssen.

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Candykills
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Beitrag Fr., 30.09.2022, 13:17

Es ist sehr wahrscheinlich, dass er psychisch krank ist. Ja.
Aber was nützt dir die Bestätigung von außen?
Es ändert nichts, ob er nun eine Diagnose von irgendwem oder dir bekommt, oder eben nicht. Er hat im Moment keinen Leidensdruck etwas zu verändern. Das ist so: mit und ohne Diagnose. Das ist der Status Quo.

Deswegen verweisen die Kommentare dich alle zurück zu dir. Es ist ein Prozess, es ist klar, dass du nicht direkt anders funktionierst, nur weil wir dir hier vielleicht gute Tipps geben.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Nico
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Beitrag Fr., 30.09.2022, 13:35

Ja kann sein, dass er psychisch krank ist, muss aber nicht sein und dass es ja angeblich schlagartig von heute auf morgen so war, spricht mMn eher dagegen.
Könnte genausogut sein, dass er dir etwas vorspielt und dich möglichst ohne finanziellen Aufwand los werden möchte z.B.
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stern
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Beitrag Fr., 30.09.2022, 13:41

Es hört sich schon etwas nach Zwängen an. Zumindest das untere. Müsste aber eben ein Behandler diagnostizieren. Das voranstehende im Eingangsposting eher nach Respektlosigkeit/Beziehungsthemen/eigenartigen Verhalten, mgwl. schon mit Störungscharakter.
Wenn jemand aber keine Hilfe will, kann man in vielen Fällen nichts für denjenigen tun.
Du könntest dich aber weiter abgrenzen bzw. das nicht mitragen. Dann gibt es dies oder jenes, was ihm nicht passt, eben nicht von dir. Vielleicht merkt er dann eher, dass Handlungsbedarf besteht. Und sei es für die Beziehung. Ich meine, das kann für Angehörige mindestens genauso belastend sein wie für Betroffene selbst. Vielleicht gibt es in deiner Stadt auch eine Beratungsstelle. Vielleicht mal beim SPDI anfragen? Sozialpsychiatrische Dienst als niedrigschwelliges Angebot, das du aufsuchen könntest. Ob du ihn involvierst oder nicht, ist dir überlassen. Macht ihn aber vllt. auch hellhörig.
Zwänge zu unterstützen ist mMn auch kein Weg, auch wenn sich das hart anhört.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Nico
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Beitrag Fr., 30.09.2022, 14:12

Ich glaube vor kurzem in einem Podcast gehört zu haben, dass Zwänge nur als psychische Krankheit gelten, wenn der Betroffene einen gewissen Leidensdruck verspürt.

Hoffentlich hab ich da jetzt keinen Blödsinn verzapft :lol:
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chrysokoll
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Beitrag Fr., 30.09.2022, 14:52

Emma2022 hat geschrieben: Fr., 30.09.2022, 13:09 Aber wie ihr sagt, man kann keinen Menschen zwingen oder verändern ohne, dass er es selbst will. Ich werde meine Schlüsse daraus ziehen müssen.
genau das!
Du wirst ihn nicht ändern, du kannst ihn nicht zwingen
Du kannst nur dich selber fragen ob du genau so weiter leben möchtest.
Es hilft ja manchmal sich zu fragen wo man in fünf Jahren sein möchte. Wenn sich nichts ändert, willst du dann in fünf Jahren noch genauso leben?
Was sind deine Ziele, was ist dir wichtig im Leben?

Lass dich beraten, auch mit Haus etc. kann man sich trennen.
Klar, es ist nicht immer einfach, es kostet Geld, ich finde aber mein eigenes Leben zu wertvoll um es dauerhaft schlecht und genervt zu verbringen oder mit einem Mann der mich schlecht behandelt und mit dem ich überhaupt nicht so leben kann ich es mir wichtig ist. Und der mich auch nicht unterstützt etc.

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