Sich selbst mögen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Thread-EröffnerIn
Stana
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Sich selbst mögen

Beitrag Fr., 31.03.2023, 14:59

Hallo,

wie kann man es schaffen sich selbst zu mögen, wenn man sich immer wieder bewusst wird, dass man das Produkt zweier Menschen ist, die man nicht mag/ablehnt/ die schlecht mit einem umgegangen sind?

Ich suche für mich gerade nach Gedanken, die mich in dem Thema weiterbringen können.

Ich weiß nicht ob das Thema hier richtig ist, wusste nicht wo ich es einstellen soll.

Danke

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sebi
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Beitrag Fr., 31.03.2023, 16:16

Stana hat geschrieben: Fr., 31.03.2023, 14:59 wenn man sich immer wieder bewusst wird, dass man das Produkt zweier Menschen ist, die man nicht mag/ablehnt/ die schlecht mit einem umgegangen sind?
Ein möglicher Schritt: Weg von diesen destruktiven Gedanken. Sich selber mögen und unfähige Erzeuger sind zwei verschiedene Paar Schuh. Wenn man die Erzeuger ablehnt, was für mich vollkommen nachvollziehbar ist, bedeutet dies nicht automatisch, dass man nicht lernen kann, sich selber zu mögen. Bestimmt gibt es bei dir etwas, was du an dir magst. Sobald man sich auf diese Suche macht, treten vermehrt Dinge ins Bewusstsein, die man an sich mag. Schreib auf, was du an dir magst und erweitere Schritt für Schritt die Liste.
Ich mag z.b. meine Haare inzwischen sehr. Sie sind so schön weiss (das Alter beschenkte mich). Dann mag ich an mir, dass ich konsequent sein kann (Tagwache 5 Uhr früh und ab ins Fitnesscenter). Ich mag an mir, dass ich faul sein kann, dass ich neugierg geblieben bin, dass ich lieben kann ... usw.
Viel Freude bei deiner Suche!
Zuletzt geändert von sebi am Fr., 31.03.2023, 16:22, insgesamt 1-mal geändert.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

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SinnIch
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Beitrag Fr., 31.03.2023, 16:19

Hmm, man ist ja nicht das Produkt seiner Eltern. Genetisch ja, aber du bist ja nicht deine Gene.
Das Gehirn ist ein unbeschriebenes Blatt, wenn du geboren wirst. Und dank Neuroplastizität auch später noch formbar.

Vielleicht hilft dir der Gedanke weiter?

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sebi
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Beitrag Fr., 31.03.2023, 16:24

WahnSinnIch hat geschrieben: Fr., 31.03.2023, 16:19 Und dank Neuroplastizität auch später noch formbar.
So ist es. Und nicht nur später noch formbar, sondern immer.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

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Sydney-b
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Beitrag Fr., 31.03.2023, 18:49

Du bist du und deine
Eltern sind deine Eltern!

Du bist genetisch ein Teil deiner Eltern, aber nur ein Teil.

Nur weil deine Eltern schlecht mit dir umgegangen sind, musst du diesen Teil nicht annehmen.

Du darfst dich jeden Tag dazu entscheiden, gut mit dir umzugehen!
Und dann auch danach zu handeln.

Du darfst dich dazu entscheiden, es anders zu machen, als deine Eltern.

Schließlich erkennst du auch, dass sie nicht gut zu dir waren.

Erkenntnis ist immer der erste Schritt ☺️

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~~~
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1549

Beitrag Fr., 31.03.2023, 20:12

Stana hat geschrieben: Fr., 31.03.2023, 14:59 wie kann man es schaffen sich selbst zu mögen, wenn man sich immer wieder bewusst wird, dass man das Produkt zweier Menschen ist, die man nicht mag/ablehnt/ die schlecht mit einem umgegangen sind?
Ich denke je älter man wird, desto mehr ist man in der Lage dazu sich von anderen Menschen abzugrenzen.
Du kannst dein Leben so gestalten, wie es dir und wie du dir gefällst, unabhängig von deinen Eltern.

Ich fühle mich eher so als wäre ich ein Produkt der Natur oder des Universum ingesamt. Eine Bewohnerin dieses Planeten.

Vielleicht solltest du dich fragen, warum du deinen Eltern so viel Macht über dich geben willst?
Vielleicht hast du immer noch das Gefühl, du müsstest deine Eltern ändern, bist wütend auf deine Elter oder whatever...

Irgendwas kettet dich scheinbar zu stark an deine Eltern und gibt ihnen mehr Macht über dich als es für einen erwachsenen Menschen gut ist.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Takli
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Beitrag Sa., 01.04.2023, 08:34

Wahrscheinlich gehst du mit dir so um, wie deine Eltern mit dir umgegangen sind. Wenn sie z.B. sehr kritisch und leistungsbezogen waren, dann könnte das die Folge haben, daß du jetzt unter deinen vermeintlichen Unzulänglichkeiten leidest. Das kann sich z.B. durch Perfektionismus äußern. Dann bist du immer unzufrieden mit dir, wenn du deinen mittlerweile unbewußt übernommenen Ansprüchen nicht genügst. Da wäre es sinnvoll nachsichtiger mit sich umzugehen, sich in seinen gesunden Grenzen anzunehmen und Erwartungen an sich bewußt runterzuschrauben. Das kann ein sehr langer und mühsamer Weg sein.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 01.04.2023, 09:05

Stana hat geschrieben: Fr., 31.03.2023, 14:59
Ich suche für mich gerade nach Gedanken, die mich in dem Thema weiterbringen können.
"sich selbst mögen" ist für mich ein viel zu großer und allgemeiner Anspruch.
Das sind viele kleine Schritte und täglich eine neue Entscheidung. Bzw. ein neuer Versuch.

Ich komme ja auch aus einem sehr ablehnenden und destruktiven Elternhaus.
Und es ist immer wieder eine Entscheidung für mich, mir selbst gutes zu tun, auch in Kleinigkeiten. Mich zu loben, die vernichtende innere Kritik zu stoppen. Das kann man üben und ein wenig lernen, auch mit Hilfe.
Aber das ist kein absolutes "so, ab jetzt mag ich mich". Das wird so leider nicht passieren.

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sebi
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Beiträge: 631

Beitrag Sa., 01.04.2023, 10:55

Ganz genau. Ich habe auch niederschwellig und step by step begonnen. Dankbarkeit war da ein guter Ansatz: Dankbar dafür, dass die Sonne scheint. Dankbar dafür, dass es regnet. Dankbar für den erholsamen Schlaf. Dankbar für die Füsse, die mich tragen. "Nimm es an", wenn mich jmd lobte. Usw.
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Anemone
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Beitrag Sa., 01.04.2023, 13:07

Für mich war sehr wichtig, akzeptieren zu lernen, dass ich nie jemanden hatte, der mir Halt gab, der mir vermittelte, einen Wert zu haben und für mich da war. Diese Akzeptanz war der erste Schritt , ein sehr schmerzhafter und langer Prozess.

Der zweite Schritt war, mir legitime Rechte zuzugestehen: Mich aus Beziehungen zu lösen, die mir nicht gut tun, mich in Therapien unterstützen zu lassen usw. Ich bin auf die Suche danach gegangen, was mir Freude machen könnte. Das musste ich ausprobieren, weil ich um mich zu schützen nur in Anpassung gelebt hatte und es einfach nicht wusste.

Wichtig war und ist für mich, das Gefühl zurückzuweisen, dass ich nicht das Recht habe, etwas für mich zu tun und keine Schuldgefühle zuzulassen. Das gelingt nicht immer und ist auch heute noch teilweise rational bestimmtes Handeln. Aber es lohnt sich und manchmal stellt sich tatsächlich ein Gefühl von Freiheit ein.

Etwas an mir zu mögen war auch für mich eine Herausforderung. Ich versuche, mich nicht weiter klein zu machen, Lob und Komplimente innerlich nicht abzuwehren, sondern auf mich einwirken zu lassen. Sie bewusst anzunehmen. Auch das ist ein langer Prozess. Ich kann Dir nur Mut machen.

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Hiob
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Beitrag Sa., 01.04.2023, 16:43

Wenn du sie nicht magst, würde ich ihnen den Mittelfinger zeigen und mir mein Leben zurückholen.
Das gleiche gilt für die anderen Geigen, die in deinem Leben um dich herumstehen und wichtige Meinungen von dir haben.

Zunächst geht es um eine Entscheidung. Ist die Zeit dafür schon reif? Warum nicht. Später kann dein Verhältnis zu dir selbst anhand deiner Fähigkeiten, Erlebnisse, Eigenschaften, deines Körpers, deiner verstandesmäßigen Fähigkeiten und anhand deiner Integrität (ich bin echt) wachsen. Es gibt beispielsweise Dinge, die ich nur tue, um mir auch weiterhin selber in die Augen schauen zu können, heute beispielsweise. Manchmal ist es unangenehm oder mühsam und der Ausgang ist ungewiss, aber daraus kann man sein Verhältnis zu sich selbst speisen. Es geht darum, dein Verhältnis zu dir selbst von den anderen zu entkoppeln und neu zu definieren.

Hiob

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