Eigentlich alles gut, dennoch fühle ich mich schlecht

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
RFabian23
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 23
Beiträge: 4

Eigentlich alles gut, dennoch fühle ich mich schlecht

Beitrag Di., 25.04.2023, 16:54

Hallo,

ich schreibe meinen ersten Beitrag in das Forum, da ich mir wünsche einfach Meinungen von fremden und außenstehenden Personen zu bekommen. Ich weiß nicht wie ich das alles einschätzen soll. Außerdem tut es gut einfach alles mal niederzuschreiben und meine Gedanken zu sortieren.

Erstmal zu meiner Situation. Ich bin 23 Jahre alt, männlich. Im Grunde genommen habe ich eine sehr gute Ausgangslage. Ich habe mein Abitur gemacht, habe einen Bachelor in Business Studies an einer der besten Business Schools gemacht. Ich fange dieses Jahr im September meinen Master in Management an einer der besten Schulen weltweit an. Ich komme aus sehr gutem Elternhaus und habe sogar eine familiäre Firma als Hintergrund, die ich in der Zukunft übernehmen werde. Ich bin sportlich, sehe ganz gut aus (denke ich mal haha) und ernähre mich gesund. Ich habe eine Hand voll guter und ehrlicher Freunde und sogar ein Kind (2 Jahre, glücklich und gesund, jedoch nicht mit Mutter zusammen). Meine Eltern sind mehr oder weniger gesund und meiner Familie geht es gut. Rational betrachtet, habe ich also denke ich eine sehr gute Ausgangslage, eine gute Perspektive in der Zukunft, bin abgesichert und muss mir keine Gedanken machen.

Jedoch bin ich unglücklich. Ich weiß nicht woran es liegt. Ich bin extrem antriebslos, ich schlafe bis Mittags und weiß danach nichts mit mir anzufangen. Meine einzige Beschäftigung am Tag ist das Fitnessstudio. Ich finde an nichts ein besonderes Interesse. Ich kann keine Filme schauen, ich kann keine Musik hören, alles was ich mache, langweilt mich und ich weiß nichtmal warum. Ich überlege lange mich für ein Praktikum zu bewerben und arbeiten zu gehen, aber finde nicht die Motivation dazu. Für mich ist es unvorstellbar morgens um 8 in ein Büro zu gehen zum arbeiten bis abends. Das ist eine schlimme Vorstellung für mich, ich frage mich wie das erfüllend sein soll. Durch meinen familiären Hintergrund bin ich auch nicht darauf angewiesen zu arbeiten, was die Hemmschwelle dazu natürlich erhöht. Ich frage mich, wie ich nach meinem Studium überhaupt in der Lage sein soll normal zu arbeiten. Ich habe noch nie richtig gearbeitet. Ich habe fast schon Angst vor dem Arbeitsleben und wünsche mir nochmal in die Schule zu kommen und einfach zu leben und zu lernen und mit Freunden etwas zu unternehmen.

Vor einem Jahr habe ich ein Mädchen kennengelernt. Sie war sehr an mir interessiert und konnte sich auch mehr vorstellen. Wir haben oft miteinander geschlafen und viel miteinander gemacht über ein halbes Jahr. Ich habe jedoch eine Beziehung immer ausgeschlossen, da ich für meinen Master 2 Jahre in ein anderes Land ziehen werde (Leider schon abgemacht, bevor ich sie kennnengelernt habe). Richtige Gefühle für sie hatte ich da nicht, sie aber für mich. Nun nach einem halben Jahr hat sie sich langsam etwas distanziert. Und wie aus dem nichts habe ich plötzlich starke Gefühle für sie. Ich weiß nicht woher das plötzlich kommt. Das habe ich ihr erklärt und leider sagte sie, dass ich sie ja immer abgelehnt habe und sie sich das zu Herzen genommen hat und jetzt keine Gefühle mehr für mich hat. Das kann ich auch verstehen. Jedoch ist es für mich hart zu akzeptieren und ich mache mir extreme Vorwürfe, weshalb ich damals die Chance nicht genutzt habe. Jedoch kann ich ja meine Gefühlslage von damals nicht ändern. Diese Situation hat leider unsere Freundschaft sehr getroffen. Wir sehen uns nur noch sehr selten und die Stimmung zwischen uns ist einfach anders. Das tut mir sehr weh und die Vorwürfe die ich mir mache sind nicht zu ertragen. Ich denke ständig an sie und wünschte mir so sehr, dass es anders wäre. Jedoch ist die Situation nicht mehr zu ändern und ich habe keine andere Wahl als es zu akzeptieren. So hart es auch ist.

Diese Situation mit ihr hat meine persönliche Situation leider sehr verschlimmert. Ich habe gar kein Interesse mehr an irgendwas, ich weiß nicht was ich am Tag machen soll. Ich existiere einfach ohne ein Ziel und ohne Motivationen. Ich habe nur noch sie im Kopf, wenn ich aufwache bis ich schlafen gehe. Das ist wirklich schrecklich und ich weiß nicht wie ich das wieder aus meinem Kopf bekommen soll. Ich bin nur noch unglücklich und weiß einfach nicht mehr weiter.

Für Außenstehende hört sich das ganze vielleicht harmlos an. Im Vergleich zu anderen Beiträgen hier im Forum, sind meine Probleme auch Luxusprobleme. Für mich persönlich ist es aber ein großes Problem. Ich versuche Fuß zu fassen im Leben aber finde einfach keine Motivation für irgendwas. Ich empfinde keine richtige Freude mehr und zwinge mich zu allem was ich am Tag mache. Es ist schwierig zu beschreiben, aber ich weiß nicht was mit mir nicht stimmt. Trotz meinem Hintergrund fühle ich mich völlig perspektivlos. Auch wenn das irgendwie paradox ist, kann ich es nicht ändern.

Ich weiß nichtmal wie mir jemand hier aus dem Forum helfen soll. Ich hatte aber das Verlangen einfach niederzuschreiben was mich belastet.

Werbung

Benutzeravatar

Fairness
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1515

Beitrag Di., 25.04.2023, 20:30

Hallo RFabian23,

vielleicht könnte das für Dich bereichernd sein, eine gemischte Gruppentherapie zu besuchen.

Manchmal bekommt man in solcher Gruppe neue Denkimpulse und kennenlernt auch andere 'Welten', wenn es irgendwann in die Tiefe geht. Vielleicht wäre das eine Ergänzung, um möglichst früher das zu finden, was Du 'suchst'.

Lieben Gruß.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
RFabian23
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 23
Beiträge: 4

Beitrag Di., 25.04.2023, 22:10

Danke für die Idee und die Zeit meinen Beitrag zu lesen und zu antworten. Ich freue mich über jegliche Ideen.

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3431

Beitrag Di., 25.04.2023, 23:13

Hast du dich schon mal auf Depressionen untersuchen lassen?
Falls nicht, würde ich das mal abchecken lassen.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
RFabian23
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 23
Beiträge: 4

Beitrag Mi., 26.04.2023, 13:48

Selbst wenn eine Depression vorliegt, was bringt es mir das zu wissen? Ich muss ja meine Psyche irgendwie in den Griff bekommen, egal ob Depression oder nicht? Oder liege ich da falsch?

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9541

Beitrag Mi., 26.04.2023, 14:33

RFabian23 hat geschrieben: Mi., 26.04.2023, 13:48Ich muss ja meine Psyche irgendwie in den Griff bekommen, egal ob Depression oder nicht? Oder liege ich da falsch?


Ja. Und dazu solltest du wissen was mit dir nicht stimmt. Oder meinst du du kannst ein Auto das nicht fährt wieder flottmachen wenn du nicht mal unter die Motorhaube geschaut hast um festzustellen warum das der Fall ist?

Ausserdem, du hast fast auschliesslich über materielle Dinge geredet in deinem Ausgangspost und dass du an einer so tollen Uni studierst. Und du selbst scheinst auch so eine völlig materielle statusorientierte Einstellung zu haben. Die sind aber überhaupt nicht der Faktor wenn es darum geht ein glückliches Leben zu führen, von daher können bei dir 2928 Sachen vorliegen die zB eine Depression begünstigen obwohl du ein gutes Studium an einer führenden Uni mit Aussichten auf einen lukrativen Job und ein oberflächlich okayes familiäres Umfeld hast.

Um da wieder rauszukommen musst du erst mal wissen was die Fakoren waren die dafür gesorgt haben dass du da reingeschliddert bist, weil nur dann kannst du die abstellen und das so verändern dass du damit besser leben kannst.

Ne, das was du hast ist kein Luxusproblem. Das ist eine (psychische) Krankheit, genau wie ein Bandscheibenvorfall oder Asthma.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9541

Beitrag Mi., 26.04.2023, 15:37

Gibt es an der Uni nicht einen psychologischen Dienst wo man sich hinwenden kann wenn man im Studium psychische Probleme bekommt?

Ansonsten ist ein Psychiater der geeignete Ansprechpartner.

Benutzeravatar

Zauberlehrling
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 55
Beiträge: 187

Beitrag Mi., 26.04.2023, 15:45

RFabian23 hat geschrieben: Di., 25.04.2023, 16:54 Durch meinen familiären Hintergrund bin ich auch nicht darauf angewiesen zu arbeiten, was die Hemmschwelle dazu natürlich erhöht.
Nun, dann verzichte auf deinen familiären Hintergrund und stelle etwas ohne Hilfe deiner Familie auf die Beine. Es zwingt dich ja keiner, den monatlichen Scheck zu nehmen. Wenn dir auf diese Weise die Motivation leichter fällt, wäre es ja einen Versuch wert.
Novembernacht

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3431

Beitrag Mi., 26.04.2023, 17:04

Du hast also auf einer Elite Uni studiert und beste Voraussetzungen für Bildung gehabt und fragst tatsächlich, was es dir bringen sollte, zu wissen, ob du Depressionen hast?

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9541

Beitrag Mi., 26.04.2023, 17:22

Sydney-b hat geschrieben: Mi., 26.04.2023, 17:04 Du hast also auf einer Elite Uni studiert und beste Voraussetzungen für Bildung gehabt und fragst tatsächlich, was es dir bringen sollte, zu wissen, ob du Depressionen hast?

Ja, das sind so die Leute die die deutsche Wirtschaft zugrunde richten. Mein Vater hat in so einer Firma gearbeitet. Handwerksfima, der Chef der die gegründet hat war Handwerksmeister. Sohnemann hat dann BWL Studiert und die Firma übernommen. Und dann ging es abwärts weil der null Ahnung von Arbeiten im Handwerk hatte und was die handwerklichen Mitarbeiter brauchen um ihren Job machen zu können. Ab da ging das komplette Chaos los. Ein paar Jahre später war er zum Glück dann im Rentenalter.

Schau dir das Wirtschaftleben da draussen an. Und dann geh mal davon aus dass in diesen Studiengängen nichts gelehrt wird was mit der realen Welt und dem realen Leben zu tun hat. Da wird nur gelehrt wie man möglichst viel Geld aus Mitarbeitern rauspresst um an Börsen gut dazustehen. Die ganze Philosophie die da vermittelt wird ist inhuman, kein Wunder dass man da krank wird.


Fabian, diese Depression früh in deinem Leben könnte evtl auch ein echter Segen sein, weil du dir mal ernsthaft überlegen musst, was für grundlegend gesunde Ziele im Leben du anstreben könntest und wie du funktionierende Selbstfürsorge betreiben kannst. Weil du siehst ja jetzt, psychische Gesundheit und Glück kann man sich mit Geld und Erfolg im Geschäftsleben nicht kaufen. Dafür muss man anders sorgen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
RFabian23
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 23
Beiträge: 4

Beitrag Fr., 28.04.2023, 12:18

Danke für alle Beiträge, ihr habt absolut recht.

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3431

Beitrag Fr., 28.04.2023, 12:39

Vielleicht wäre ja Work and travel etwas für dich?

Du könntest den Beginn deines Masterstudiums um ein Jahr verschieben.
Ein Jahr im Ausland verbringen, in Australien oder Neuseeland zB.

Dich dort ausprobieren in verschiedenen Berufen, ohne den elterlichen Scheck von zuhause.
Alleine klarkommen und auch auf die unterschiedlichsten Menschen zu treffen und dich mit diesen auseinanderzusetzen.

So eine Reise könnte dir völlig neue Perspektiven und Lebenseinstellungen aufzeigen.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9541

Beitrag Fr., 28.04.2023, 19:26

Sydney-b hat geschrieben: Fr., 28.04.2023, 12:39
Dich dort ausprobieren in verschiedenen Berufen, ohne den elterlichen Scheck von zuhause.
Alleine klarkommen und auch auf die unterschiedlichsten Menschen zu treffen und dich mit diesen auseinanderzusetzen.


Ja, aber das würde ich nicht mit einer akuten Depression antreten. Das geht schief.

Als erstes würde ich mich nach Therapie umsehen. Evtl erst mal eine intensivere Version stationär und schauen wie das anschlägt. Weil wenn da das passende Therapiekonzept gefahren wird ist das ein sehr guter Platz um sich zu überlegen was man mit dem Leben anfangen könnte, überhaupt erst mal, die wer bin ich, was will ich Frage stellen. Da gibt es auch Therapien die einen a bisserl aus dem Kopf holen, Kunstterapie, Körpertherapie und Gruppen wo man sich mit anderen Betroffenen austauschen kann was sie so erleben (dann kommt man sich auch mit so ner Problematik nicht mehr so wie der Alien vor).

Und wenn du stabilisiert bist, ja, a bisserl Ausland und arbeiten könnte dann schon was sein. Was auch wichtig zu wissen ist, bei psychischen Problemen tun mehr körperliche Arbeiten wo man zB etwas herstellt oder anbaut erheblich besser als reine Kopfarbeit. Und massig Stoff pauken gehört zu den Aktivitäten wo man sich tendenziell leichter psychische Probleme einfängt weil das für Menschen so unnatürlich ist und eine Kopf-Parallelrealität herstellt die nicht viel mit dem realen Leben zu tun hat.

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3431

Beitrag Fr., 28.04.2023, 20:17

Er weiß ja selber nicht, ob er unter Depressionen leidet.
Es gab seither keine Diagnostik.
Es ist nur eine Vermutung meinerseits.
Manchmal braucht es einfach nur einen Tapetenwechsel, eine neue Perspektive im Leben.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9541

Beitrag Fr., 28.04.2023, 21:20

Wenn es echte Depressionen sind, die können in Situationen wie Urlaub noch schlimmer werden als im Alltag.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag