Therapiewende oder -abbruch?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Therapiewende oder -abbruch?

Beitrag Di., 25.04.2023, 19:16

Hallo zusammen,

ich gehe nun seit fast über einem Jahr in Therapie. Bin hingegangen wegen einer akuten Angstsituation und habe dann im Zuge dessen die Diagnose Borderline und Traumatisierung erhalten. Borderline hat mich nicht sonderlich überrascht.

Es ist ein ewiges hin und her. Ich habe meinem Therapeut viele Mails ausserhalb der Stunden geschickt - wie ein Zwang - ich soll das aber nicht mehr machen, da Therapie in den Stunden stattfindet - tue mir aber echt schwer, da es wie ein Zwang ist.

On top scheine ich oft leicht zu dissoziieren, habe keinen Zugang zu meinen Gefühlen und bin dann oft wie in Starre. Immer wieder plagen mich suizidale Gedanken - fast ständig in meinem Kopf - aber es fühlt sich nach außen nicht schlimm an. Irgendwie seltsam.

Nach langem hin und her bin ich dann zu einem Psychiater der mir Sertralin verschrieben hat - damit war ich stabiler. Aber gefühlt fängt jetzt alles wieder an.

Jetzt war ich kurz davor die Therapie abzubrechen - beim letzten Mal habe ich das erste Mal geweint - zumindest ging es kurz.

Ich komm irgendwie nicht an mich selbst ran und sollte mir eingestehen, dass ich psychische Probleme hab. Mir geht es nicht gut - aber ich komm über diesen Schritt nicht hinweg.

Werfe auch meinem Therapeuten oft vor, dass er eh nicht mit mir arbeiten will - er redet immer dagegen.

Irgendwie weiß ich nicht weiter .... hat wer ähnliche Erfahrungen?
Irgendwie fühlt sich alles so aussichtslos an - es muss sich was ändern - aber ich komm da nicht raus.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 25.04.2023, 21:52

stimmt die Diagnose Boderline denn für dich? Und überhaupt?
Ich lief auch lange mit der Diagnose Borderline herum und es ging nicht weiter in Therapien.
Dissoziation und Trauma passen ja gut zusammen, aber das ist dann eher eine andere Diagnose. Ist dein Therapeut denn qualifiziert in Traumatherapie? Denn offenbar hat er nicht die richtigen Werkzeuge um dir zu helfen.

Wäre vielleicht erst einmal ein Klinikaufenthalt für dich gut?

Mir konnte letztlich erst eine Therapeutin mit Qualifikation in Traumatherapie helfen.

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Beitrag Mi., 26.04.2023, 06:49

@chrysokoll

Ja, die Diagnose "passt" sehr gut für mich - es wird mir auch immer bewusster, warum ich wie in manchen Lebenssituationen reagiert hab.

Die letzten Jahre habe ich aber meine Gefühle offenbar gut abgekapselt und bin jetzt überfordert wenn ein Gefühl hochkommt.

Er macht Psychodrama und ich komm eigentlich sehr gut klar mit ihm. Nur immer wieder fang ich an unsicher zu werden ob er mich denn mag, ob ich noch weitergehen soll, ob ich ihm wirklich erzählen kann - bzw. vor allem OB es mir wirklich so schlecht geht oder ich mir das alles, warum auch immer, nur einbilde.

Stationär hätte er mir auch schon angeboten - da währ ich mich allerdings innerlich momentan total. War jetzt länger krank, wegen was anderem, und hab ein Kleinkind zu Hause und kann in Arbeit als auch zu Hause nicht wieder 8 Wochen fehlen.

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 09:28

zusätzliche Anlaufstellen nutzen? Selbsthilfegruppen, Ergotherapie usw. ?
Es wirkt so, als wärst du bindungstraumatisiert, war das schon mal Thema in der Therapie?
Grenzen schauen wie man sie in einen Kompromiss wandeln kann, sowas wie ich darf 1 E-mail pro Woche schreiben oder ich darf 1 Brief schreiben und ihn zur Stunde mitnehmen.
..:..

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 11:38

Whatabout hat geschrieben: Mi., 26.04.2023, 06:49
Er macht Psychodrama und ich komm eigentlich sehr gut klar mit ihm.
hm, Psychodrama bei Boderline / Trauma / Dissoziation
Das halte ich für wenig zielführend.
Und "gut klar kommen" ist ja das eine, aber offenbar führt die Therapie nicht zur Verbesserung

Man kann natürlich immer hundert vernünftige Gründe finden warum man nicht stationär gehen kann. Es wäre aber eine sehr gute Möglichkeit um voranzukommen. Gerade auch im Hinblick auf die Verantwortung für ein Kleinkind.

Ich gebe da immer gerne zu bedenken: Hättest du einen Unfall würdest du auch nicht fragen ob es "geht" mit dem Krankenhausaufenthalt

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 13:25

ich finde die Idee auch ganz gut, dass Du ihm schreibst und ihm den Brief in die Stunde mitbringst und ihr dort darüber sprecht. Dann musst Du ihm nicht zwischen den Stunden schreiben.
Ansonsten: ja, Selbstzweifel und Zweifel daran, ob der Therapeut noch mit mir arbeiten möchte - kenne ich andauernd. Ich frag auch dauernd. Ich finde es wichtig, dieses Thema ist für mich wichtig. Und ich finde es wichtig, ein Thema, was einen beschäftigt so oft anzusprechen und damit zu arbeiten in der Therapie, bis sich etwas für Dich verändert oder löst oder wie auch immer. Es ist schließlich Deine Therapie. Und Du bestimmst, um was es gehen soll.

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Arakakadu
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 16:55

Hallo, ich habe die selben Diagnosen und es ging mir ganz gleich. Ich 3 Jahre lang Email und SMS geschrieben ich war im Nachhinein sehr grenzüberschreitend. Anfangs war es ausgemacht, dass ich das darf, auch durfte ich mich jederzeit melden,was ich die ersten 2 Jahre sehr oft in Anspruch genommen habe. Der Text könnte tatsächlich von mir sein. Was machst du für eine therapie? Wie kam es zu den Mails? Also ich kann dir nur sagen, dass mein Therapeut vor einem Jahr die selben Worte zu mir sagte ich habe nämlich nur mehr nach den Stunden geschrieben und fühlte micb jedesmal derartig scheisse.. Hatte die selben Gedanken wie du und ich kann die nur sagen, dass ich einfach irgendwann aufgehört habe. Ich habe ihm sehr sehr viele Emails geschickt, anfangs bekam ich immer ein "alles ist gut, oder alles in Ordnung, wir reden in der nächsten Stunde"... Ich habe angefangen mich über ihn, die Stunden und Emails zu stabilisieren, das war alles ein reinste chaos. Ich wollte auch abbrechen, habe es zum Glück nicht gemacht.
Wenn du Borderline hast, kann nciht sein, dass du gar nicht abbrechen willst sondern versucht durch diese Gedanken Distanz zu ihm aufzubauen? Weil du dieses abhängig sein nicht aushältst?? Kannst du in der Stunde sonst gut mit ihm reden? Und was sagt er dazu, dass es ein Zwang ist? Wir haben das immer sehr oft auseinander genommen.... Er sagte immer es tut nur mir nicht gut, ich habe mich hinterher oft entschuldigt und er sagte immer er haltet das alles aus und es stört ihn persönlich nicht, aber dass die Rahmenbedingungen anders sind und man sich daran halten muss um eine deutliche Verbesserung zu erzielen. Bei mir ist es erst vor kurzem leichter geworden und ich kann dir nur sagen dass ich mich (seit ich aufgehört habe zu schreiben) inhaltlich viel besser mitteilen kann, eine gewisse Sicherheit endlich erreicht habe und Stabilität, weil ich weiß, dass er zur Not zwischen den Stunden auch noch da ist. Das war wie so ein austesten. Ist das vl bei dir auch so? Vertraust du ihm ganz?
Ich weiß du kannst dir das nicht vorstellen, aber dieses Emails schreiben lässt dich permanent in Gedanken kreisen. Du bist viel freier wenn du nen cut machst nach der Stunde bis zur nächsten. Ich weiß es ist schwer, aber du musst irgendwie mit ihm.l erarbeiten was du tun kannst.... Wie reagiert er sonst darauf?
Ich würde dir nicht raten auszugeben, kann dir nur sagen, dass es wirklich besser wird und aufhört, auch wenn es unaushaltbar scheint. Das ist leider therapie....
Zuletzt geändert von Arakakadu am Mi., 26.04.2023, 17:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Arakakadu
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 16:58

Icb soll laut ihm h übrigens auch nach wie vor in eine Klinik wegen der essstörung, die bereits aber viel besser ist. Aber wenn du Kind und Arbeit hast (so wie ich auch) ist das natürlich nicht leicht... Und wenn du nicht 100% willst und dahinter stehst hat es sowieso keinen Sinn, aber ich glaube, dass es grundsätzlich eine wertvolle Sache sein kann.. Ich muss leider noch länger auf einen Platz warten und habe mich dafür entschieden (bin aber froh dass es nicht gleich geht)
Was hast du denn sonst für Symptome?

Aja...was bei mir auch hilft, haben von 1 auf 2 Therapiestunden erhöht pro Woche und das tut nach wie vor immer noch gut wäre das denkbar? Bis zur evtl. Klinik? Und wegen dem Schreiben: bei mir hat echt gar nix anderes geholfen außer es. So auszuleben und immer mit ihm darüber sprechen, ich hatte so Panik nach den Stunden und in Pausen, dass ich wirklich komplett abgedriftet bin. Wie geht es dir in Pausen? Ich habe ihm auch oft unterstellt, dass er nicht mit mir arbeiteten will und weißt du was das war? Projektion... Weil eigentlich überlegst du doch die Therapie abzubrechen nicut er.. :->

Und ist das Schreiben vielleicht auch ein Wunsch dass er sich mehr mit dir beschäftigt? Dich nicht vergisst? Ich hoffe du hast einen gut erfahrenen therapeuten mit deiner Diagnose, das kann sonst echt nach hinten los gehen.

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Beitrag Do., 27.04.2023, 17:41

@marlena:

Echt erschreckend - was du schreibst könnte 1:1 ich sein.

Ich hab diese Woche seit Dienstag (da hatte ich die letzte Stunde) nicht geschrieben und es geht mir tatsächlich besser. Das weiß ich auch - aber wissen und fühlen sind bekanntlich 2 unterschiedliche Dinge.

Ich werf' ihm oft vor, dass er mich eigentlich eh loshaben will und froh wäre, wenn. ich nicht mehr komme.

Durch dieses "Nicht fühlen können" fall ich dort oft in Starre und scheinbar kommt dann danach mein traumatisierter Anteil und legt los - echt schön :D

Auch die Suizidgedanken hat er beim letzten Mal angesprochen. Er meinte, dass mein Körper mit jeglicher Art von Gefühl nicht umgehen kann und diese "es beenden wollen" Gedanken aber kenne und die sich dann halt sofort drüber legen, egal ob das Gefühl positiv oder negativ ist. Macht Sinn :D

Ich hab insgesamt eh das Gefühl. dass ich besser klar komme - aber immer wieder zieht es mir den Boden unter den Füßen weg und ich bin in meiner Abwärtsspirale drin,

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