Verhalten Therapeut

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Tinkerbell89
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Verhalten Therapeut

Beitrag Mi., 26.04.2023, 09:16

Ich gehe seit 1,5 Jahren zur Therapie. Ursprünglich weil etwas aus meiner Kindheit wieder hoch kam nachdem ich selber Mutter wurde. Mittlerweile hat mein Therapeut mir noch ein paar andere Diagnosen verpasst. Er nannte folgende Begriffe: Schizoide Persönlichkeit, Anpassungsstörung und Zwanghaftes Verhalten.....Mittlerweile fühle ich mich richtig krank. Kranker als vor der Therapie. Eigentlich mag ich ihn und ich kann mich immer besser öffnen. In der letzten Sitzung hat er mich ganz schön verletzt und ziemlich zurückgeworfen. Ich habe ihm eine Situation berichtet, eine Auseinandersetzung mit meinem Mann, die mich zu weinen gebracht hat, auch wenn es nur eine Kleinigkeit war. Kurz gefasst, mein Mann sollte etwas für mich vorbereiten für einen Termin. Er hat es vergessen. Ich hab es gemerkt als ich losfahren wollte. Er hat es dan noch schnell gemacht. Ich war dadurch aber zu spät dran und wir waren beide angepisst in der Situation. Es hat mich so belastet dass ich nach meinem Termin 10min im Auto weinen musste. Ich habe mit dem Therapeuten darüber gesprochen, dass sicherlich mein Mann in vielen Situationen, wie auch dieser von mir genervt ist, er es aber nie sagen würde. Mein Mann ist einfach nicht so, er äußert nie wenn ihn etwas stört, vor allem nicht an mir. Dann sagte mein Therapeut ungefähr so was wie " Ja da war ihr Mann bestimmt genervt, bei 10min rumgeheule wegen ..., ich hätte Ihnen direkt gesagt : " bereite deinen kram doch selbst vor"... ich hab in diesem Moment gar nicht reagieren können. Nach der Sitzung hab ich gemerkt wie sehr er mich damit verletzt hat und ich mich wie überfahren fühle. Auch immer ein Thema zwischen uns die Erziehung der Kinder. Ich habe Angst zu Streng zu sein, Angst die gleichen Fehler zu machen wie meine Eltern. Mein Mann ist eher weniger streng, er ist ein sanfter typ. Mein Therapeut sagte dass wäre sehr schlecht. Die Kinder sollten den Vater schon als stärkere Autoritätsperson war nehmen, er soll ja auch ein Vorbild sein, gerade für Söhne. Er hat mir Beispiele genannt wie er mit seinen Kinder spricht...ich war schockiert. Ich möchte niemals so mit meinen Kindern umgehen und solche Drohungen wie " wenn nicht dann reiß ich dir den Arsch auf" aussprechen. Ich wollte dem Therapeuten noch einiges über meine Kindheit und meinen sehr strengen Vater erzählen aber ganz ehrlich das will ich jetzt gar nicht mehr. Wie soll er mich verstehen, Mitgefühl haben und Empathie ausstrahlen wenn er selber so ist. Ich bin völlig fertig. Weiß nicht was ich tun soll. Ich hatte bisher wirklich das Gefühl die Therapie läuft gerade richtig gut und er kann mir helfen und jetzt das....bin ich denn zu empfindlich?Er wird doch immer denken "was stellt die sich so an...oder warum heult sie wieder so rum". Ich hab das Gefühl ich kann nicht mehr dorthin gehen und irgendwie bricht das ganze Konstrukt für mich zusammen, weil ich diese Therapie unbedingt erfolgreich beenden wollte

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 09:25

Beine in die Hand nehmen und Therapeuten wechseln.
Auch ohne große Hintergründe, sind solche Aussagen nutzlos und im besten Fall ohne Impact.
Du kannst eine Therapie nicht erfolgreich beenden wie eine Klausur und in dem Fall, ganz ehrlich: Weg mit dir. Keine Therapie ist besser als schädliche Therapie, dein bauchgefühl hat da gute Gründe.
..:..

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Tobe
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 09:50

Hallo Tinkerbell,

als ich Deinen Beitrag eben durchlas, lag mir gleich der folgende Satz auf der Zunge...
“Was für ein Arsch!“
Das ist empathielos und zudem noch unprofessionell.
Dies ist mal ein gutes Beispiel, wo Therapeuten ihre eigenen privaten Einstellungen, oder auch Dinge nicht dem Patienten mitteilen sollten.
In Deinem Fall, war seine Aussage absolut abwertend Dir gegenüber.
Und ehrlich gesagt, wüsste ich nach so einem Vorfall auch nicht, ob ich dort überhaupt noch eine Stunde hingehen würde. Allenfalls für ein Abschiedsgespräch.


Und nun zu Deiner Situation...
Natürlich verstehe ich Deine Reaktion auf das Verhalten Deines Mannes.
Es mag auch sein, daß Du auf so etwas empfindsamer reagierst, als dies ggf. andere tun würden.
Aber dies liegt vielleicht auch an Deinen früheren Erfahrungen, die ich natürlich nicht kenne.
Er hat Dir in dem Moment vermittelt...
“Du bist ihm nicht wichtig genug, daher hat er dies vergessen“
“Du kannst Dich nicht auf ihn verlassen“
Da werden vermutlich alte Gefühle bedient.

Dabei kann er dies einfach wirklich nur vergessen haben, weil er evtl. einfach ein Schussel ist, oder er momentan zu viel im Kopf hat, oder was auch immer.
Aber es hat Dich in dem Moment einfach verletzt.

Da fände ich es wichtig, wenn Du darüber in einem ruhigen Moment nochmal mit Deinem Mann sprichst, damit er auch versteht, warum Du am weinen warst.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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saffiatou
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Beiträge: 3600

Beitrag Mi., 26.04.2023, 10:08

Ich schließe mich den anderen an. Zu jeder Bezeihung gehört Respekt und das vermisse ich bei Deinem Therapeuten, Dir gegenüber und auch seinen Kindern, wenn er tatsächlich so mit ihnen umgeht.
Tinkerbell89 hat geschrieben: Mi., 26.04.2023, 09:16 Ich wollte dem Therapeuten noch einiges über meine Kindheit und meinen sehr strengen Vater erzählen aber ganz ehrlich das will ich jetzt gar nicht mehr. Wie soll er mich verstehen, Mitgefühl haben und Empathie ausstrahlen wenn er selber so ist. Ich bin völlig fertig. Weiß nicht was ich tun soll. Ich hatte bisher wirklich das Gefühl die Therapie läuft gerade richtig gut und er kann mir helfen und jetzt das....bin ich denn zu empfindlich
Manchmal ist es besser zu erkennen, dass man da nicht gut aufgehoben ist und lieber weitersuchen. Ich könnte zu so einem Therapeuten ebenfalls kein Vertrauen finden und würde nichts erzählen, nach und nach verstummen, weil man wieder Angst vor Abwertung hat, das ist nicht der Sinn einer Therapie.
Tinkerbell89 hat geschrieben: Mi., 26.04.2023, 09:16 weil ich diese Therapie unbedingt erfolgreich beenden wollte
Kommt darauf an, was Du als erfolgreich ansiehst. Es kann auch schon ein ganz großer Erfolg sein, wenn Du Dich traust die Therapie abzubrechen und dem Thera zu widersprechen, das könnte Dich vielleicht sogar viel weiter bringen, als die Demütigungen denen Du dort ausgesetzt bist. Erkennen, wann etwas beendet werden sollte, wann etwas Dir nichgt gut tun, kann auch schon ein Erfolg sein. Sich wehren!

Viel Glück
never know better than the natives. Kofi Annan

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Tinkerbell89
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 12:56

Tobe hat geschrieben: Mi., 26.04.2023, 09:50
“Du bist ihm nicht wichtig genug, daher hat er dies vergessen“
“Du kannst Dich nicht auf ihn verlassen“
Da werden vermutlich alte Gefühle bedient.
Ja genau so was wird in mir ausgelöst oder so fühlt es sich an. Natürlich hat es was mit meiner Kindheit zu tun aber warum sieht das nicht der Therapeut und setzt da an oder findet eine Überleitung. Ich muss ihm das doch nicht vorkauen oder selbst darauf kommen oder?Die Situation gibt es regelmäßig, manchmal werfen sie mich völlig aus der Bahn oder ich werde aggressiv. Ich weiß nicht wie ich da nochmal das Gespräch mit meinem Therapeuten angehen soll. Ich hab Angst, dass anzusprechen, dass er mich so damit getroffen hat.

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 13:21

Ich denke, so wie Du es hier geschrieben hast, so könntest Du es auch gut ansprechen. Oder Du schreibst es auf. Oder Du machst Dir die Mühe nicht und suchst Dir einen anderen Therapeuten.
Vielleicht passt er mit seiner Art zu anderen Patienten besser. Aber das ist nicht Deine Aufgabe.
Letztendlich kann ich verstehen, was Dich verletzt. Mich würde es wohl auch verletzen. Ich halte mich allerdings für grundsätzlich zu empfindlich zu allem und jedem. Deswegen bin ich vorsichtig, wenn mich etwas verletzt und spreche es - zumindest in der Therapie an. Es lässt sich dann auch klären.
Aber es muss auch passen zwischen Dir und Deinem Therapeuten. Wenn es das aus Deinem Gefühl nicht tut, dann ist das nicht Deine Schuld. Aber Du solltest es ändern. Sonst hilft Dir die Therapie nicht.

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