Woran erkennt man psychosomatische Beschwerden?

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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Wigald
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Woran erkennt man psychosomatische Beschwerden?

Beitrag So., 21.04.2024, 13:05

Hallo zusammen,
ich habe mich heute erst hier angemeldet.
Meine erste Frage ist im Betreff, woran man eigentlich erkennt,
dass es sich bei gesundheitlichen Beschwerden um psychosomatische handelt?
Gibt es hier wissenschaflich fundierte Erkenntnisse oder ist es eher Bauchgefühl,
wenn ein Arzt oder ein Patient etwas als psychosomatisch deklariert?
Die zweite Frage wäre die. Wenn ich bestimmte körperliche Beschwerden habe,
kann man dann daraus ableiten, welcher psychische Themenkomplex dahinter steckt?
Wigald

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Tobe
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Beitrag So., 21.04.2024, 14:57

Hallo Wigald,

man erkennt psychosomatische Beschwerden daran, wenn es keine organischen Ursachen für die Beschwerden gibt, bzw. diese ausgeschlossen wurden.
Aus der Art der Beschwerden lässt sich nicht grundsätzlich eine Ableitung zu bestimmten psychischen Themenkomplexen herstellen.

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stern
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Beitrag So., 21.04.2024, 15:56

Zunächst sind, wie schon geschrieben wurde, körperliche Beschwerden (als Grund) von einem Arzt auszuschließen. Alles andere würde die Gefahr bergen, dass körperliche Beschwerden übersehen und unbehandelt bleiben oder falsch behandelt werden.
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Beitrag So., 21.04.2024, 16:22

stern hat geschrieben: So., 21.04.2024, 15:56 Zunächst sind, wie schon geschrieben wurde, körperliche Beschwerden (als Grund) von einem Arzt auszuschließen. Alles andere würde die Gefahr bergen, dass körperliche Beschwerden übersehen und unbehandelt bleiben oder falsch behandelt werden.
Körperliche Beschwerden als Ursache von körperlichen Beschwerden?
Ich verstehe nicht, was Sie mir damit sagen wollen.

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stern
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Beitrag So., 21.04.2024, 16:28

Na, zu prüfen, ob nicht doch somatische Probleme hinter den Beschwerden stecken.

Wenn somatische Ursachen zuverlässig ausgeschlossen sind, kann man über die Psychosomatik nachdenken.

Leider sind manche Ärzte etwas vorschnell, die Psyche zu bedienen, wenn sie nicht so recht weiterkommen.
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Beitrag So., 21.04.2024, 16:41

Man darf mich jetzt gerne korrigieren, denn mein Studium liegt schon über 3 Jahrzehnte zurück. Wir haben damals ein paar Arbeiten in Sachen Psychosomatik gelesen. Denn die Psychologie war früher ein Teil der Philosophie und wurde erst in der Neuzeit eine eigenständige Disziplin. Ich hatte Philosophie als Nebenfach zur Mathematik gewählt. Es ist über 100 Jahre her, als die ersten Mediziner und Psychologen Forschungsarbeiten zur modernen Psychosomatik verfassten. Wir lasen damals unter anderem Beiträge von Franz Alexander und Thure von Üxküll. Mir fiel in meiner psychosomatischen Reha auf, dass kaum ein Psychologe die wichtigsten Namen der modernen Psychosomatik kannte. Wenn man sich als Fachmann der Geschichte des Dritten Reichs ausgibt, dann weiß man doch auch, wer Albert Speer war? Nach meiner Erinnerung war das Magengeschwür die erste chronische Erkrankung, bei der die Therapeuten damals psychologische Auffälligkeiten bemerkten. Zeitweise nannte man den Ulcus ventriculi die Managerkrankheit. Manager sind im Schnitt anderen psychologischen Lebensfeldern ausgesetzt als Reinigungskräfte, was natürlich nicht bedeutet, dass Putzfrauen keine Magengeschwüre bekommen können.

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stern
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Beitrag So., 21.04.2024, 16:48

Für D gilt: Bevor ein Dipl.-Psychologe als Psychotherapeut die Behandlung übernehmen darf, ist eine Koniliaruntersuchung bei einem Arzt nötig, um genau diesen Ausschluss vorzunehmen.
Sog. Koniliarbericht.

Ein Mediziner als PT sollte dafür eher sensibilisiert und befähigt sein, ob vielmehr körperliche Ursachen zugrunde liegen. Wenn er das selbst diagnostisch nicht ausreichend absichern kann, wird er zur Abklärung evtl. auch an einen entsprechenden Arzt/Facharzt verweisen.
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Beitrag So., 21.04.2024, 17:05

Wissenschaftlich ist das natürlich nicht. Wissenschaftlich wäre es, wenn man den psychosomatischen Kontext objektiv belegen könnte. Es ist auch fraglich, ob die Ausschließeritis zwischen somatisch und psychisch die Wirklichkeit auch nur annähernd widerspiegelt. Außerdem gibt es einen anderen psychologischen Hintergrund, wenn jemand Hautkrebs oder wenn er Sinusitis hat. Natürlich muss ein gut ausgebildeter Psychosomatiker wissen, in welche Richtung er in der Anamnese gehen muss, wenn er weiß, dass der andere eine chronische Sinusitis hat oder einen Tumor der Haut. Es sei denn, er glaubt, Krankheiten fallen durch den Willen Gottes oder des Teufels einfach so vom Himmel. :-P

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Beitrag So., 21.04.2024, 17:25

Hallo Wigald,

ich verstehe nicht so wirklich worauf Du hinaus möchtest.
Hautkrebs und Sinusitis sind keine Beschwerden sondern Diagnosen, die sich mittels Untersuchungen ganz klar diagnostizieren (belegen) lassen.
Wohingegen es sich beispielsweise bei Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, “Herzrasen“ usw. um Symptome (Beschwerden) handelt, die u.U. organische, oder eben auch psychische Ursachen haben können.
Um dies herauszufinden werden entsprechende Untersuchungen durchgeführt, um eventuelle organische Ursachen zu finden, oder eben auszuschließen.
Wenn nichts organisches für die Beschwerden vorliegt, bleiben nur psychische Ursachen übrig.

Meines Wissens gibt es keine Diagnosegeräte die psychische Ursachen direkt belegen können. Genauso wenig wie es Diagnostikgeräte gibt, die Gedanken lesen können.


Wenn Du so wenig Angaben über Deine spezielle Problematik gibst, kannst Du allenfalls eben auch nur sehr allgemeine Antworten bekommen.

L.G. Tobe
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Beitrag So., 21.04.2024, 19:35

Ich verstehe auch nicht ganz, worauf du hinaus willst

Zunächst braucht es die Hautkrebsdiagnose bzw. Diagnose einer Sinusitis. Bei solchen Diagnosen braucht es in erster Linie eine körperlich Behandlung.

Einen Psychotherapeuten begleitend vllt. dann, wenn jemand psychisch mit der Krebs-Diagnose bzw. Krebstherapie, erc. nicht fertig wird.

Aber es wäre Scharlanterie, wenn ein Psychologe z.B mangels verpflichtender Konsiliaruntersuchung Hautkrebs als psychische Problematik verkennen würde oder Krebs mit Gesprächen behandeln wollte.

Und da ein Psychologe medizinische Diagnosen nicht unbedingt erkennen kann, braucht es zunächst einen Mediziner. Selbst Hautkrebs könnte mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Ohne passende Diagnose, keine passende Behandlung.

Bei der Psyche landet man dann, wenn sich keine Anhaltspunkte für eine körperliche Erkrankung ergeben.
Wenn der Hirntumor als Ursache für Kopfschmerzen verkannt werden würde, könnte es ungut ausgehen.
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