Ich muss wohl auch sagen, dass ich schon sehr viele Therapeuten in meinem Leben hatte. Klinikaufenthalte, ambulant, eine kurze Zeit habe ich sogar im therapeutischen Wohnen gelebt. Ich habe in der Jugend eine Borderlinestörung entwickelt und mich von massiver Instabilität auf ein Niveau hochgearbeitet, dass im Alltag einigermaßen funktioniert. Ich lasse mich nicht mehr einweisen, verletze mich nicht mehr selbst, krasse Nervenzusammenbrüche sind selten geworden, ich arbeite in Teilzeit...
Trotzdem gibt es auch immer noch einige Baustellen. Zwischenmenschliche Beziehungen sind sehr kompliziert, ich breche fast alles was ich anfange wieder ab (Ausbildungen, Hobbys, Beziehungen, ...), habe immer noch Phasen mit schweren Depressionen und so weiter.
Nun habe ich eine Psychoanalyse angefangen, da ich schon viel Verhaltenstherapie gemacht habe (bisher nur). Ich sitze in fast jeder Stunde extrem angespannt da. Teilweise bebt mein Kiefer sogar und das Sprechen fällt mir schwer, so sehr zittere ich. Dabei rede ich halt, was mir so in den Sinn kommt. Leider sind die Therapiestunden teilweise wie ein Traum für mich. Ich kann mich schon an Gefühle oder einzelne Sätze und Gesprächsfetzen erinnern, aber letztendlich ist jede Stunde für mich wie ein Überlebenskampf.
Nun hat meine Therapeutin eine Angewohnheit, die ich bisher noch nicht angesprochen habe. Sie redet mir immer wieder rein. Komischerweise ist das beim Smalltalk am Anfang und am Ende NICHT so, da ist sie tatsächlich eher ruhiger und zurückhaltend. Man merkt ihr deutlich an, wie sie aus der Therapeutenrolle rein- und rauswechselt. Daher wirkt es auf mich so, als wäre das eine bewusste Technik.
Es gab auch Situationen, in denen mich diese Unterbrechungen ins Fühlen gebracht haben und generell ist sie keine schlechte Therapeutin. Wenn ich von Gefühlen überwältigt werde, was vorkommt, verhält sie sich sehr gut. Sie gibt mir Raum, sie gibt den Gefühlen Raum... unterbricht auch da komischerweise nicht.
Aber mitten in den Stunden, wenn ich "einfach nur rede", eben schon und das macht mich wahnsinnig. Mal denke ich sie ist eine gute Therapeutin, dann frage ich mich wieder, ob sie nicht nur eine völlig kranke Frau ist, die irgendwelche Psycho-Spielchen mit mir spielt. Ich fühle mich unterdrückt. Als würde sie mich klein halten wollen. Da sie in anderen Situationen scheinbar merkt, wie es mir geht, wird sie das wohl auch merken. Mein ganzer Kopf "leert" sich teilweise, wenn sie das macht. Dann ist da nichts mehr, ich starre ein paar Sekunden in den Raum und dann fange ich wieder an irgendwas zu reden, manchmal mehr und manchmal weniger sinnvolles. Und meine Anspannung ist dann noch höher, weil gleich kommt die nächste Unterbrechung.
Will sie mich verlangsamen?
Wie gesagt, ich weiß, dass ich das mit ihr besprechen muss. Und andere Themen habe ich auch schon angesprochen, nur dieses hier... ich weiß nicht. Ich hab das Gefühl, ich muss stärker auftreten. Ich würde schummeln, wenn ich das anspreche.
Hatte schon mal jemand das Problem, dass die Therapeutin öfters unterbrochen hat?
Ich kann leider den Redeanteil, den wir jeweils haben, auch gar nicht einschätzen. Generell rede ich wohl am Anfang mehr als sie und gegen Mitte/Ende sie mehr als ich. Ich kann, wenn sie redet, oft auch nur darauf warten, dass sie endlich aufhört und ich weiterreden kann. Es ist mir dann fast schon egal, was sie sagt.
Ich weiß auch nicht, in dieser Therapie passieren merkwürdige Dinge, die ich so aus Verhaltenstherapien nicht kenne (oder erst nach ein bis zwei Jahren auftreten).
