mich beschäftigt im Augenblick ein Thema, dass der ein oder andere hier im Forum möglicherweise schon kennen sollte wenn auch in etwas veränderter Form. Ich versuche das Thema für einen Außenstehenden so zu erklären, dass es nicht zu kompliziert ist aber im Kern betrifft es das alte Problem "Wie kann ich potenzielle Arbeitgeber davon überzeugen, dass ich nun wirklich ein anderer geworden bin?". Ich hoffe auf geduldige Leser und bin gespannt darauf, welche Erfahrungen andere damit gemacht haben
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Ich habe vor einigen Jahren einen Erschöpfungszustand gehabt und damals eine psychosoziale Rehamaßnahme besucht. In diesem Zeitraum, wo ich die Maßnahme gemacht habe steht nun "Burnout - Arbeitsfähigkeit aber wieder hergestellt" in meinem Lebenslauf. Ich hielt es damals für aufrichtig mit "offenen Karten" zu spielen und gleich zu sagen, was meine Auszeit verursacht hat und zunächst bin ich damit auch recht gut weiter gekommen. Ich habe tatsächlich nie die eine Diagnose bekommen. Meine Erschöpfung resultierte aus einer Mischung von mangelnder Selbstständigkeit, emotionaler Instabilität und wenig Berufserfahrung.
Aber da ich damals den Begriff "Burnout" am passendsten hielt, habe ich ihn gewählt und habe zunächst in Begleitung von Reha-Vermittlern angefangen mich selbstständig zu bewerben. Keiner hat nie Bedenken geäußert darüber, dass ich vielleicht nicht geeignet genug sei für die Stelle, vermutlich weil ich auch eine Begleitende Institution hatte die vieles relativiert und man sich sagte "Okay, der hat jemanden zum Helfen im Hintergrund und der ist ja wieder am Anfang"
Ich habe nun 2 Stellen gehabt, bei denen sich trotz oberflächlicher Hilfe herausgestellt hat, dass ich bei beiden zwar fachlich viel gelernt habe aber emotional bezüglich Stress Toleranz noch nicht da angekommen bin, wo ich gerne sein möchte oder sollte, weshalb es bei beiden Stellen nach wenigen Jahren auch zu einer einvernehmlichen, beiderseitigen Auflösung des Arbeitsvertrags kam.
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Seit dem Frühling dieses Jahres bin ich also wieder auf Stellensuche, ich habe mittlerweile einen Computerkurs gemacht und die "langweiligen" Monate zu Hause genutzt, um sehr viel darüber nachzudenken, was ich in den letzten Jahren alles richtig und falsch gemacht habe, was ich noch zu lernen habe aber auch wo ich einfach nichts für kann weil die Umstände mir das Leben schwer gemacht haben. Und ja, so ein dreiviertel Jahr kann sehr intensiv sein, wenn man sich mit Dingen beschäftigt und trainiert die man jahrelang vernachlässigt hat und man den ganzen Tag Zeit hat...
Nun bin ich an dem Punkt, wo ich mich komplett selbstständig bewerbe, sprich: kein Helfer im Hintergrund, keine Institution die sagt "Der wird bei uns betreut". Einfach ein normaler Bewerber, der eine Stelle im Einzelhandel sucht. Was aber steht leider noch in meinem Lebenslauf? Burnout und zwei Stellen die nach 12-24 Monaten aufgegeben wurden. Das erweckt nicht gerade Begeisterungsstürme bei den Filialen und ich ringe ein wenig mit mir glaubhaft zu erklären, dass ich seit meiner letzten Stelle nun wirklich einen Sinneswandel vollzogen habe.
Meine früheren Probleme hatten rückblickend betrachtet viel mit falschen Glaubenssätzen zu tun. Dadurch wurde ich über ehrgeizig, gereizt und auch ein schlechter Teamplayer, obwohl ich fachlich immer einen guten Eindruck gemacht habe. Ich habe bereits überlegt, ob ich im Lebenslauf den Begriff "Burnout" streiche und ihn durch etwas ersetze, dass nicht gleich falsche Assoziationen oder einen Eindruck von "Der ist vielleicht den Rest seines Lebens anfällig für so etwas" auslöst.
Ich betone in meinen Anschreiben immer, dass ich die längere Zeit meiner Arbeitslosigkeit für eine ernsthafte Selbstreflektion genutzt habe und hoffe, dass ich so eine zweite Chance bekomme aber bei einem Vorstellungsgespräch das ich heute hatte, musste ich wieder feststellen, dass spätestens der Begriff "Burnout" in meinem Lebenslauf ein Risikofaktor darstellt auch wenn ansonsten alles zu passen scheint.
Ich bin etwas frustriert aber mache natürlich weiter, ich überprüfe regelmäßig meine Unterlagen, gehe offen auf die Leute zu und kann auch immer besser damit leben wenn Dinge mal nicht so laufen wie ich sie mir vorstelle. Das gerade von mir beschriebene Problem ist ja ironischerweise Bewährungsprobe und Training für meine Persönlichkeitsentwicklung zugleich. Von daher, sehe ich es im großen und ganzen pragmatisch aber mich beschleicht immer häufiger das Gefühl, dass dort etwas ist, dass ich offenbar noch nicht gut genug erklärt habe und ich deshalb hinter meinen Möglichkeiten hinterherhinke.
Lg
Robusta92
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