Ist mein Freund ein Messie?

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Hestia
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Ist mein Freund ein Messie?

Beitrag Mi., 03.12.2008, 13:51

Hallo alle zusammen!
Ich bin seit kurzem mit meinem Freund zusammen und mache mir ein bisschen Sorgen um ihn. Ich denke, dass er einige psychische Probleme hat, die er selbst nicht sieht, oder nicht sehen will.
Ich werde versuchen mich kurz zu fassen:
Ich denke er ist ein Messie: d.h. da er Geologe ist sammelt er mit extremer Leidenschaft Mineralien, die er selbst aus den Minen holt. Das wäre ja an sich nicht schlimm, wenn er sie nicht Bananenschachteln aufgestapelt in seiner Wohnung horten würde. Das geht soweit, dass es mittlerweile unmöglich ist sich frei in der Wohnung zu bewegen. Überall stehen Kisten bis zur Decke und mittlerweile Lagert er auch noch Kisten in andere Wohnungen aus die er besitzt.
Aber es sind nicht nur die Kisten, er hebt regelrecht alles auf, denn er denkt er könnte es ja noch irgendwann gebrauchen.
Er hat die Wohnung von seiner Großmutter geerbt, die 1998 starb. Aber es befinden sich immer noch ihre Dekorationen und teilweise ihre Kleider in seinen Schränken. Ich hab ihn drauf angeredet und er meinte, die Möbel seien antik und alles andere seien Erinnerungen an seine Kindheit..Aber die Wohnung ist mittlerweile so vertaubt und schmutzig, sie gleicht mehr einem Abstellraum als einer Wohnung. Er sammelt generell gerne alles mögliche und alles liegt herum.
Ich hab mit ihm besprochen, dass wir gemeinsam einiges verändern könnten, da er möchte, dass ich mit ihm einziehe. Ich hab ihm allerdings gesagt, dass nur unter der Bedingung einziehe, dass wir die Wohnung "wohnlicher" gestalten. Ich hab keinen Druck auf ihn ausgeübt und ich lasse ihm auch sehr viel Zeit. Allerdings "redet" er jetzt schon seit 3 Monaten davon Regale für die Kisten zu bauen, hat aber mitten drin damit aufgehört und widmet sich wieder seiner wissenschaftlichen Tätigkeit oder anderen Dingen.
Am Anfang dachte, dass er einfach ein typischer chaotischer Naturwissenschaftler ist, wie er im Buche steht, der nur seine Arbeit im Kopf hat. Aber mittlerweile merke ich, dass er sich wirklich schwer tut Dinge wegzuschmeissen. Alles was mit seinen Mineralien zu tun macht er mit akribischer Sauberkeit und Genauigkeit. Jedes Teil hat eine Nummer, jedes wird gewaschen und fein säuberlich in die Kisten verpackt.
Alles andere ist ihm aber egal.
Ein weiteres Beispiel: Wir haben eine Waschmaschine gekauft und es hat nach dem Eintreffen der Lieferung 6 Tage gedauert, bis die Waschmaschine an ihrem Platz stand. Weil er zuvor die Kisten wegräumen musste, die den Weg versperrten. Und er hat immer neue Dinge gefunden, die er voher erledigen musste. (Das Wegräumen der Kisten hätte vielleicht 1 Stunde gedauert)
Ehrlich gesagt, weiss ich nicht so genau, was ich machen soll..Soll ich mehr Druck auf ihn ausüben, oder einfach bestimmte Tage festlegen an denen wir gemeinsam die Wohnung umräumen? Wie kann ich ihn dazu bringen die Regale möglichst schnell zu bauen, damit die Kisten verstaut werden können?Tatsache ist er widmet sich lieber seinem Hobbie (Arbeit) und fährt jedes Wochenende in die Minen, anstatt unser Heim zu verändern. Ich fühl mich manchmal richtig unwichtig, weil ich das Gefühl hab, ich bin es ihm nicht wert, dass er für mich bzw für uns ein schönes Zuhause schafft. Aber wahrscheinlich ist ihm das garnicht möglich wenn er ein Messie ist und ich dürfte es nicht persönlich nehmen.
Das eigenartige ist auch, dass er alle Dinge die ich ihm mitbringe nicht anfasst. Da ich öfter bei ihm übernachte, habe ich auch ein paar Sachen von mir mitgebracht, z.B Handtücher...Er nimmt nie meine Handtücher, sondern immer seine uralten, die er gewohnt ist. Dazu muss ich sagen, dass er ein extremer Gewohnheitsmensch ist.D.h. die Dinge verändern sich nie bis ganz selten in seinem Leben.
Aber sogar wenn ich Essen kaufe, z.B. Süssigkeiten, oder Geschenke bringe..Er macht sie nicht auf, isst sie nicht..stattdessen kauft er sich andere Schokolade und lässt die, die ich ihm geschenkt habe liegen.
Es ist fast so als könnte er nichts von mir annehmen...Er tut sich auch sehr schwer meine Emotionalität anzunehmen. Ich merke, dass es ihm gefällt, wenn ich nette Sachen sage, aber er macht entweder einen Witz draus oder spielt die sache runter. Ich denke, er kann nichts von mir annehmen und sich nicht fallen lassen.
Das trifft auch auf den sexuellen Bereich zu...Er gibt wahnsinnig gerne, er würde mich am liebsten Tag und Nacht befriedigen..Aber er kann nicht kommen, wenn wir Sex haben. Er kommt nur wenn er es sich selbst macht. Er ist zwar wahnsinnig erregt, also da gibt es kein Problem aber wenn wir miteinander schlafen oder ich es ihm machen will dann geht nichts mehr. Für ihn ist es am schönsten wenn ich komme, er sagt er fühlt sich dann wie wenn er selbst kommen würde.
Generell hab ich eigentlich kein Problem damit, aber ich hätte gern gewusst ob vielleicht jemand einen Zusammenhang zwischen all diesen Dingen die ich aufgezählt hab erkennen kann und was die Ursachen sein könnten.

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luftikus
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 14:29

Hestia hat geschrieben: Aber sogar wenn ich Essen kaufe, z.B. Süssigkeiten, oder Geschenke bringe..Er macht sie nicht auf, isst sie nicht..stattdessen kauft er sich andere Schokolade und lässt die, die ich ihm geschenkt habe liegen.
.
Hallo Hestia,

in manchen der von Dir beschriebenen Dinge kann ich mich wiederfinden. Beispielsweise habe ich auch manchmal die Neigung, Geschenke (insbesondere geschenkte Lebensmittel) nicht zu benutzen, sondern lieber andere zu kaufen und diese dann zu essen. Der Hintergrund ist der: ich empfinde eine hohe Wertschätzung gegenüber den geschenkten Sachen und möchte sie ungern zerstören, indem ich sie benutze oder aufesse. Vielleicht empfindet das Dein Freund auch so ähnlich?

Leider ist auch meine Wohnung nicht sonderlich gemütlich, und des öfteren mal unordentlich und staubig. Allerdings liegts bei mir nicht an einem Sammeltrieb (ich werfe in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen mal wieder alles weg, was mir als unnütz und veraltet erscheint), sondern eher daran, dass in meinem Kopf die Hausarbeit eine eher niedrige Priorität hat und deswegen meistens zugunsten anderer Tätigkeiten ausfällt.

Allerdings wäre es mir unangenehm, wenn andere Leute meine unordentliche Wohnung betreten würden. Kündigt sich Besuch an, dann erhält die Hausarbeit vorübergehend eine höhere Priorität und ich bringe alles weitgehend auf Vordermann.

Mein Trick ist es also, gelegentlich Besuch einzuladen, um meine Wohnung wieder in Schuss zu kriegen. Wie es scheint, hilft das aber nichts bei Deinem Freund, oder?

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Hestia
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 14:43

Lieber Luftikus!
Vielen Dank für Deine schnelle Antwort.
Leider hilft es nicht sehr viel Besuch einzuladen. Das hab ich schon versucht. Er lässt generell nur sehr ungern Leute in seine Wohnung kommen, weil er sich sehr schämt. Einmal hab ich eine Freundin von mir unerwartet mitgenommen und am Anfang hat er sich ziemlich geschämt, aber dann hat er plötzlich angefangen ihr seine Mineralien zu erklären..
Irgendwie fand ich es ja auch süß..
Das Problem ist, dass ich mich in seiner Wohnung nicht wohl fühle und nur ungern dort bin. Er weiss das und bemüht sich aber nicht wirklich sehr etwas zu verändern. Das wundert mich einfach. Denn wenn ich möchte, dass sich mein Partner bei mir wohl fühlt und ich möchte, dass er einzieht, dann bemühe ich mich auch was zu verändern.
Das mit dem Essen kann durchaus möglich sein..Das wäre eine sehr schöne Erklärung..
Das er kein sonderlicher Fan von Hausarbeit ist, dass stimmt auf jeden Fall. Das eigenartige ist, er sagt, er kann nicht sauber machen, da ja soviel Zeug rumsteht. Obowohl ihn der schutzige Boden schon stört.
Das Badezimmer und die Küche zum Beispiel macht er oft sauber, aber überall wo Zeug und Kisten rumstehen, macht er nichts.
Was mich beunruhigt ist eben sein extremer Sammel und Hortungs- trieb. Und dass es ihn scheinbar nicht stört in einer vermüllten, schmutzigen ,dunklen Wohnung zu leben.

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luftikus
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 15:47

Hestia hat geschrieben:Was mich beunruhigt ist eben sein extremer Sammel und Hortungs- trieb. Und dass es ihn scheinbar nicht stört in einer vermüllten, schmutzigen ,dunklen Wohnung zu leben.
Stört es ihn wirklich nicht? Also, mich stört es schon, wenn meine Wohnung unordentlich und schmutzig ist. Doch leider muss ich zugeben, dass mir andere Dinge meistens eben wichtiger sind als die Wohnung in Ordnung zu bringen.

Würde jemand anderer für mich die Wohnung putzen wäre ich ehrlich gesagt sehr glücklich darüber. Andererseits fände ich es wiederum beschämend, jemand anderen diese Arbeiten für mich tun zu lassen (weswegen ich keine Putz- oder Zugehfrau beschäftige, obwohl es meinem Haushalt sicher gut täte).

Die Ursache für mein Verhalten würde ich in meiner Erziehung suchen (obwohl man ja nicht alles auf die Eltern schieben soll). Ich war leider ein Einzelkind, und meine Mutter hat früher in übertriebener Weise für mich gesorgt und mir alle Alltags- und Haushaltstätigkeiten abgenommen. Viele Standardaufgaben in einem Haushalt habe ich als Kind bzw. Jugendlicher nicht gelernt und ich musste sie mir als Erwachsener erst mühsam angewöhnen.

Übrigens, um Missverständnissen vorzubeugen: ich lebe zwar allein, bin aber kein Single, sondern lebe in einer Fernbeziehung, wobei in den meisten Fällen ich derjenige bin, der am Wochenende pendelt.

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(V)
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 18:02

Ob es einen Messi nicht stört? Oder er sich nicht schämt. Ja, doch! Dann sind Messi frustiert, fühlen sich mies. Folge: Noch mehr an den Gegenständen sammeln, einkaufen und sich was Gutes gönnen, noch mehr in tiefe Loch rutschen, noch weniger machen...

In Fall eines Messi lassen sich überhaupt gar keine normalen oder logischen Wertmaßstäbe anlegen, es helfen weder Regeln noch Tipps noch Hilfe. Ich glaube, Nicht-Betroffene können es niemals mit dem Verstand nachvollziehen. Der Messi kann es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit selbst nicht erklären.

Druck funktioniert gar nicht, und zu recht fühlen sich Angehörige ungeliebt. "Wieso tut es nicht für uns? Ist unsere Liebe es nicht wert? Bin ich es nicht wert?" usw. Aber da hilft eben auch kein noch so starkes Wollen nicht. Vor allem geht es sehr, sehr oft genau darum: Nichts annehmen können und sich hinter den Bergen aus Mess zu verstecken. Man fühlt sich ihnen nah, weil sie so viel geben... aber das ist ein Illusion. Geben und Nehmen muss ausglichen sein in einer Beziehung. Wer nichts annehmen kann, weder Hilfe noch Ratschläge noch Kritik noch positive Emotionen, ist im tiefen Herzengrunde beziehungsunfähig.

Das irritierende dabei ist, dass sie ja dennoch Beziehungen führen. Ja, solange man nicht zusammen wohnen muss. Solange keine Verpflichtungen damit einher gehen. Aber früher oder später kommen eben Erwartungen und Verpflichtungen, und sei es auch noch so lieb gemeint, es liegt in der Natur einer Beziehung wenn sie fester wird.

Wer sich auf einen Messi einlässt, sollte sich mit diversen zwischenmenschlichen Mängeln auf dem Beziehungssektor und dem Chaos abfinden. Damit abfinden, dass eine normale Ehe-Kinder-Familie-Geschichte niemals funktionieren wird. Muss auf vieles verzichten und feststellen, dass man in Wahrheit der stets Gebende ist, auch wenn es am Anfang gerade anders aussah. Aber auf dem Sektorbeziehungarbeit, die auch zwangsweise erforderlich sein wird je fester und länger eine Beziehung wird, wird der Messi genauso wenig tun wie für seine Wohnung.

Und vieles, vieles mehr. Um es kurz zu machen: LAUF! Lauf schnell. Lauf weit. Lauf weg!

Doch dazu wird es bereits zu spät sein. Man hängt ja schon so sehr aneinander. Dann muss man lernen wirklich gar nichts zu erwarten und dass alles so bleiben wird wie es ist, keine Entwicklung stattfindet. Messitum ist übrigens auch nicht "mal eben schnell mit einer Therapie" heilbar. Dazu müßte außerdem der Messi erst mal bereit sein, was eher die Ausnahme ist, denn das Kernproblem ist ja dass sich verschliessen und verstecken. Auch wenn das auf dem ersten Blick und ersten Phasen der Beziehung noch überhaupt gar nicht danach aussieht und manchmal sogar das Gegenteil der Fall zu sein scheint.

Da es für's Weglaufen wohl zu spät ist, kann ich dir nur eines empfehlen: Schau dich mal ganz, ganz genau auf Messi-Seiten um. Aber vor allem in den Unterbereichen für Angehörige und lese dir ihre Leidengeschichten durch. Von den Messi selbst wirst du dergleichen kaum etwas hören, was sie ihren Angehörigen antun scheint ihnen einfach nicht präsent zu sein bzw. können sie nicht verstehen. Und wenn du dir all diese Leidensgeschichten anhörst, dann frag ich dich ernsthaft, ob du das für dich möchtest, schlimmstenfalls sogar noch bis "zum Rest deines Lebens."

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luftikus
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Beitrag Do., 04.12.2008, 08:38

Gothika hat geschrieben: Messitum ist übrigens auch nicht "mal eben schnell mit einer Therapie" heilbar. Dazu müßte außerdem der Messi erst mal bereit sein, was eher die Ausnahme ist, denn das Kernproblem ist ja dass sich verschliessen und verstecken.
Die Bereitschaft zur Therapie würde ich einem Messie aber nicht grundsätzlich absprechen.

Ich weiß jetzt nicht, ob ich mich schon in die Kategorie "Messie" einordnen soll (ich würde sagen, ich bin nur unordentlich, denn mir fehlt der Sammeltrieb, und ich kann meine Wohnung innerhalb weniger Stunden in einen normalen, vorzeigbaren Zustand versetzen), aber ich wäre schon bereit, eine Therapie zu machen, falls diese was bringt.

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Hestia
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Beitrag Do., 04.12.2008, 09:01

Das irritierende dabei ist, dass sie ja dennoch Beziehungen führen. Ja, solange man nicht zusammen wohnen muss. Solange keine Verpflichtungen damit einher gehen.
Hallo Gothika, danke für deine Antwort.
Nun ist es so, dass er ja will, dass ich mit ihm zusammenwohne und bald einziehe. Aber er braucht einfach so lange, um die Wohnung umzuräumen. Da haben sich über Jahre Dinge angesammelt.
Geben und Nehmen muss ausglichen sein in einer Beziehung.
Da geb ich dir absolut Recht und es macht mich wahnsinnig, dass er vor allem im sexuellen Bereich nichts annehmen kann sondern nur gibt. Das belastet mich auch sehr. Wenn ich mit ihm darüber rede, sagt er nur, dass es ihm genügt,wenn ich zufrieden bin. Das macht ihn schon glücklich und er kümmert sich dann so quasi eh um sich selbst am Ende. Ich glaub ihm schon, dass es sehr schön für ihn ist, wenn er mich befriedigen kann, aber im Endefekt konzentrieren wir uns beim Sex immer nur auf mich und das find ich dann nicht so befriedigend.
Doch dazu wird es bereits zu spät sein. Man hängt ja schon so sehr aneinander. Dann muss man lernen wirklich gar nichts zu erwarten und dass alles so bleiben wird wie es ist, keine Entwicklung stattfindet.
Naja, also ich denke nicht, dass es so extrem ist ehrlich gesagt. Ich bin mir ja nicht mal sicher, ober er wirklich 100 prozentig ein Messie ist, oder ob er einfach nur seine Mineralien in der Wohnung horten möchte, weil sie Teil seiner Arbeit und sein ganzes Leben sind.
Die Küche und das Bad zum Beispiel sind schon sehr ordentlich und alles was mit seiner Arbeit zu tun hat, dass macht er wirklich ordentlich und sauber.
Deshalb hege ich noch die Hoffnung, dass sich etwas ändern wird und er seinen Widerstand überwindet.
Am Anfang hat er mir gesagt, naja es wird ein paar Monate dauern bis wir die Wohnung so weit haben, dass sie kein geologisches Laboratorium mehr ist.
Seine Arbeit war ihm bis jetzt einfach wichtiger als alles und dann kam ich in sein Leben und er muss vieles verändern. Also ich bin mir eben nicht sicher, ob er wirklich ein Messie ist oder ob er einfach die Prioritäten falsch setzt.
Einen Sammeltrieb hat er auf jeden Fall was seine Mineralien betrifft, die er selbst aus den Bergen holt und noch ein paar anderen Sachen. Aber er stapelt keine Zeitungen oder generell Müll in seiner Wohnung (im Sinne von Restmüll).
Die Ursache für mein Verhalten würde ich in meiner Erziehung suchen
Ja das sehe ich auch so. Er hat eine sehr enge Mutterbindung, wie das in Griechenland generell so üblich ist. Er bringt auch nach wie vor seine Wäsche nachhause und hat sich jahrelang geweigert eine Waschmaschine zu kaufen, obwohl im sogar seine Mutter dazu geraten hat.

Dann muss man lernen wirklich gar nichts zu erwarten und dass alles so bleiben wird wie es ist, keine Entwicklung stattfindet
Ohne Entwicklung kann ich keine Beziehung führen. Deshalb kann ich es auch nicht akzeptieren, wenn er nichts verändern will.

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Beitrag Do., 04.12.2008, 09:03

@luftikus
ich glaube auch,dass du nur unordentlich bist. Was ich bis jetzt gelesen hab, können Messies ihre Wohnung nicht schnell mal aufräumen. Sie schaffen es auch nicht etwas wegzuschmeissen und sammeln sogar Restmüll.

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Beitrag Do., 04.12.2008, 11:56

Nun ist es so, dass er ja will, dass ich mit ihm zusammenwohne und bald einziehe. Aber er braucht einfach so lange, um die Wohnung umzuräumen. Da haben sich über Jahre Dinge angesammelt.
Und genau das ist die Illusion bei Messis. *sfz*. Das meinte ich ja damit: Gerade am Anfang wirkt es ganz anders. Und die meine das ja auch wirklich ernst. Aber was ist Messitum? Dass sich Verstecken im Chaos und hinter zu vielen Gegenständen. Deswegen können sie auch nichts wegschmeißen. Es ist hier Schutzwall. Eine möglicher Faktor, der als Ursache genannt wird, ist manchmal "mangelnde Privatssphäre im Elternhaus", da müssen aber wohl noch mehre Faktoren hinzu kommen.
Natürlich sehen sich solche Menschen auch Nähe, und wirklich ernst gemeint mit allem drum und dran. Er lügt dich garantiert nicht an. Aber das ist doch das Paradoxe: Wenn ein Messi aus seinem Schneckenhaus herauskommen KÖNNTE, wenn er es möchte, dann wäre es doch gar nicht erst ein Messi! Und dann noch zusammenziehen mit einer Frau... wo bleibt denn da die Privatsphäre, die so unbewußt so sehr brauchen? Natürlich wollen sie es. Und wollen es versuchen. Vor allem je weniger Erfahrungen sie mit Zusammenwohne machten. Sie bemühen sich anfangs vielleicht auch, aber es kommt immer wieder durch.

Es ist ebenso ein Abgrenzungsproblem. Niemand über seinen Grenzen lassen. Nichts annehmen können. Aber auch nichts abschlagen können. Jaja-Sagerei. Und so weiter. Man weiß später nie, ob derjenige es auch wirklich von sich aus wollte. Natürlich hat er das behauptet, aber seltsamerweise tut sich dann trotzdem nie was... und als Angehörigere kommt man ganz schnell in den Konflikt, dass man nicht mehr weiß, was man glauben soll. Einerseits ja. Anderseits nein. Auf Dauer macht das wirklich krank. Und es fängt bei dir schon VOR dem Einzug bei ihm an... es wird nicht besser werden, wenn ihr zusammengezogen seid, sondern vermutlich eher schlechter.
Doch dazu wird es bereits zu spät sein. Man hängt ja schon so sehr aneinander. Dann muss man lernen wirklich gar nichts zu erwarten und dass alles so bleiben wird wie es ist, keine Entwicklung stattfindet.
Die Küche und das Bad zum Beispiel sind schon sehr ordentlich und alles was mit seiner Arbeit zu tun hat, dass macht er wirklich ordentlich und sauber.
Ein Grund, aber kein Hindernis. Ein schönes Beispiel aus meinem Nähkästchen: Mein Nochmann/Ex hat so ein extremes Vermüllungssyndrom, dass er teilentmündigt ist und einen Betreuer braucht. Aber seine PC-Sachen und der PC selbst sind PENIBELST ordentlich...
Seine Arbeit war ihm bis jetzt einfach wichtiger als alles und dann kam ich in sein Leben und er muss vieles verändern.
Hmm. Denkst du nicht, da schon grundliegend etwas schief laufen könnte, wenn er in seinem bisherigen nie etwas Wichtigeres hatte als seine Arbeit?
Also ich bin mir eben nicht sicher, ob er wirklich ein Messie ist oder ob er einfach die Prioritäten falsch setzt.
Und? Willst du es erst herausfinden, wenn du schon längst bei ihm wohnst? Für mich klingt er sehr nach Messi. Noch nicht im allerletzten Extrem ausgeprägt, aber durchaus.
Ohne Entwicklung kann ich keine Beziehung führen. Deshalb kann ich es auch nicht akzeptieren, wenn er nichts verändern will.
Es gibt einen Unterschied zwischen wollen, können und nicht wollen können...

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Beitrag Do., 04.12.2008, 13:29

Hestia hat geschrieben: Seine Arbeit war ihm bis jetzt einfach wichtiger als alles und dann kam ich in sein Leben und er muss vieles verändern.
Unabhängig von einem möglichen Messietum denke ich übrigens, dass eine Partnerschaft mit einem Menschen schwierig sein könnte, dem bisher die Arbeit wichtiger als alles andere war. Denn auch wenn er sich vorübergehend mal etwas mehr in Eure Beziehung einbringen wird, könnte ich mir vorstellen, dass er nach einiger Zeit in sein altes Verhaltensmuster zurückrutschen wird und dann der Arbeit erneut oberste Priorität einräumen wird.

Ich persönlich komme am besten mit Partnern zurecht, die ein ausgeglichenes Interessenverhältnis zwischen Beruf, Freizeit und Privatleben haben...

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