Psychotherapeut oder Psychiater?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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ElBarto
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Psychotherapeut oder Psychiater?

Beitrag Sa., 29.03.2008, 18:18

Welcher Therapeut eignet sich mehr um Panikattacken zu behandeln?

Ein Psychiater oder Psychotherpeut?

Habe gehört, dass Psychiater eher versuchen die Probleme mit Medikamenten zu beheben, wo ich eigentlich eher dagegen wäre.
Wird da eigentlich nicht nur das Symptom behandelt aber nicht die Ursache?

Ich denke, dass ich meine Panikattacken aufgrund schlechter Erfahrungen in der Kindheit habe. Diese Erfahrungen hab ich bis biste (also gut 12-13 Jahre) verdrängt und durch ein ereignis wurde kich wieder daran erinnert.

Ist es nicht besser verdrängtes verdrängt zu lassen, anstatt dass jemand in meiner Vergangenheit rumsucht und schlimme Dinge wieder zu hervorschein bringt? Macht es das ganze nicht noch schlimmer?

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beitrag Sa., 29.03.2008, 19:45

Lieber ElBarto,

die verschiedenen Tätigkeitsbereiche der einzelnen Berufsgruppen im psychosozialen Feld finden Sie hier ein wenig zusammengefasst:
Psychotherapeut, Psychologe, Coach, Psychiater oder Neurologe?

In der Tat wäre ein Psychiater die erste Adresse, wenn Sie Ihre Probleme vor allem mit Medikamenten bekämpfen (oder auch einfach nur unterdrücken, auch dafür kann es Gründe geben) wollen.
Wenn Sie sich damit auseinandersetzen und diese bewusst und gezielt in den Griff bekommen und dabei auch noch mehr über sich selbst und wie Sie "funktionieren" erfahren möchten, ist ein Psychotherapeut Ihr Ansprechpartner.
Speziell in Bezug auf Panikattacken dürfte sich allerdings heute kein seriöser Mediziner, Psychologe oder Therapeut mehr finden, der zur Behandlung ausschliesslich Medikamente empfiehlt. Wie bei den meisten psychischen Beschwerden wird bei besonders starker Symptomatik häufig eine Kombinationstherapie (Medikamente plus Psychotherapie) empfohlen.

Bei der "Verdrängung" handelt es sich um eine Abwehrstrategie der Psyche. Verdrängungen haben es leider so an sich, dass sie die zugrundeliegende Problematik nicht beseitigen, sondern sich diese über Umwege letztlich doch wieder im Verhalten oder auch organischen Symptomen manifestiert (was sich offenbar ja auch bei Ihnen bemerkbar macht - z.B. im Moment vielleicht noch "nur" über Panikattacken). Der Vorgang der Verdrängung ist in etwa mit dem Anbringen einer Zahnkrone über einem eitrigen Zahn vergleichbar - das Problem ist nicht beseitigt und wird sich früher oder später (durch direkten Schmerz oder verlagerte Symptome in anderen Körperbereichen, was dann i.d.R. weitaus fataler ist und auch eine gezielte Behandlung erschwert) wieder bemerkbar machen.

Ein guter Therapeut kann Sie in Ihren Versuchen, Ihre schlechten Kindheitserfahrungen Stück für Stück zu verarbeiten, in den für Sie stimmigen Schritten gut unterstützen. In einer Psychotherapie lernt man, ungünstige und problematische Verhaltensweisen, die ihre Ursache häufig in schwierigen, zurückliegenden Erfahrungen haben, durch neue und konstruktivere Verhaltensweisen zu ersetzen. Und zwar weitgehend so, wie Sie sich das wünschen. Es kann über manche Phasen ein schwieriger und mühevoller Prozess sein, phasenweise auch einer, an dem (oberflächlich betrachtet) nichts weiterzugehen scheint, letztlich aber doch i.d.R. ein äußerst lohnender und im Nachhinein betrachtet höchst spannender.

Nur Mut!

Freundlichen Gruß und alles Gute,
Richard L. Fellner

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Nurse_with_wound
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Beitrag So., 30.03.2008, 11:57

Wunderbar, eine ähnliche Frage wollte ich auch stellen, da die Thread Anhahl pro Woche wahrscheinlich aus Speichergründen beschränkt ist, schließe ich mich hier einfach an.

Also die Situation mit den Therapieplätzen in Deutschland ist ziemlich schlimm deswegen frage ich mich ob Psychiater nicht die bessere Wahl wäre.
Verstehe ich das richtig, Psychiater löst die probleme nicht behebt aber die Symptome?
Bieten Psychiater keine Psychotherapie an?
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß sich der Zustand während der Therapie verschlimmert, erst später geht es besser, sozusagen wenn die neuaufgemachte Wunden heilen.
Ich muss im nächsten Halben Jahr meine Depressionen in den Griff kriegen, sonst lande ich auf Hartz IV (Arbeitslosengeld)
Habe ich mir meine Frage somit beantwortet?
Practice what you preach

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beiträge: 822

Beitrag So., 30.03.2008, 14:08

Liebe Antonia,

nein, so vereinfachend kann man das nicht sagen. Mein Beitrag sollte lediglich die Schwerpunktsetzungen verdeutlichen. I.d.R. arbeiten PsychiaterInnen schwerpunktmäßig medizinisch, d.h., die Gespräche sind eher kurz, und es werden Medikamente verschrieben - selbst dann, wenn sie auch über eine psychotherapeutische Zusatzausbildung verfügen. Das hat auch ökonomische Gründe.

Auch Ihr Gehörtes über den Verlauf einer Psychotherapie kann ich so nicht bestätigen. Es kann, muss aber nicht so sein.

Ich würde Ihnen aufgrund Ihrer beschriebenen Situation zu einer lösungsorientierten Psychotherapieform (z.B. Systemische Therapie) raten, und sofern der/die Therapeutin das für nötig/sinnvoll hält, diese durch Psychopharmaka zu ergänzen bzw. unterstützen. Diese lassen Sie sich dann am besten von einem Psychiater/Neurologen verschreiben.

Freundlichen Gruß und alles Gute,
R.L.Fellner

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Nurse_with_wound
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Beitrag So., 30.03.2008, 21:16

Vielen Dank, Dr. Fellner, das wollte ich wissen. Danke für den Tip. Werde als erstes eine Beratungsstelle aufsuchen.
Ich habe es nicht gehört, sondern selbst erlebt, da ich schon mal psychoanalytisch behandelt wurde. Bei mir tauchten viele negative Gefühle aus der Vergangenheit auf, und mir gings in der Zeit dementsprechend schlechter es war andererseits befreiend.
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Nurse_with_wound
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Beitrag Fr., 04.04.2008, 13:27

Ich bin verwirrt, ich weiss jetzt nicht wie und wo ich anfangen soll, zu welchem Arzt soll ich gehen, der mich evtl weiterleitet?
Je mehr ich im Internet recherchiere und über andere Probleme umso verwirrter fühle ich mich, umso neue Krankheiten könnte auf mich zutreffen.
Es ist furchtbar, Folgende Gedanken kommen mir während des Lesens "das könnte auch auf mich zutreffen" "bin ich paranoid? psychotisch? bin ich autistisch? oder einfach ein Hypohonder? " und so weiter. Ich hoffe es ist nachvollziehbar. Zu welchem Arzt soll ich als erstes gehen?
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