schizotype Störung - auf der Suche nach Artgenossen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sjs
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 25
Beiträge: 4

schizotype Störung - auf der Suche nach Artgenossen

Beitrag So., 02.02.2014, 07:02

Ich bin 24 und meine Diagnose lautet schizotype Störung. Die Erkrankung scheint recht selten zu sein, zumindest konnte ich bislang keinen Psychiater/Psychologen ausfindig machen, der Erfahrung mit meiner Krankheit hat. Die einzige Ausnahme ist die Psychiaterin, die mir die Diagnose gestellt hat und sich mittlerweile im Ruhestand befindet. Mein größtes Problem ist die Kombination von Seltenheit und Ausprägung meiner Erkrankung, denn ich fühle mich fast einer anderen Spezies zugehörung und weil ich bislang niemandem wie mir begegnet bin, weiß ich nicht, wie es ist, nicht einsam zu sein. Unter den 30000+ Threads dieses Forums habe ich einen Thread mit dem selben Anliegen wie dem meinen gefunden, aber leider ist der letzte Beitrag fast 5 Jahre alt und darum verbinde ich hiermit keine großen Hoffnungen, aber versucht will ich es wenigstens haben. Die Psychiaterin, die mir die Diagnose gestellt hat, sagte, ich solle bei anderen Ärzten nicht von der Diagnose sondern von den Symptomen reden und ich schätze mal, dass sich das auch hier empfiehlt.

Ich erstelle mal eine Stickpunktliste der Dinge, von denen ich meine Persönlichkeit bestimmt sehe und somit die Eigenschaften, durch die ich einen "Artgenossen" definieren würde:

- emotionale Leere/ Unfähigkeit emotionale Verbindungen herzustellen

Ich habe nichts, das mir wirklich etwas bedeutet. Ich klammere mich lediglich an meine Manga- und Spielesammlung, weil es sonst nichts gibt.


- Misstrauen

Meine Mutter ist der einzige Mensch, dessen Willen und Absicht ich einschätzen kann.


- zwanghaftes Nachgrübeln (so scheint die Symptomsbezeichnung zu sein)

Ich verliere mich regelmäßig in fiktiven Gesprächen, Gewaltfantasien und anderen Vorstellungen. Außerdem relativiert sich durch meine Perspektive einiges von dem, was andere menschen als grundlegend betrachten, weshalb ich mich viel damit beschäftige, welcher Teil meiner Realität tatsächlich existent sein kann.


- geringfügige Paranoia

Ich denke viel darüber nach, wie andere über mich denken. Dabei geht es meist um die Möglichkeit, missverstanden worden zu sein. Mein erster "Psychoanfall" wurde durch einen Forenbeitrag ausgelöst, durch den ich das gefühl hatte, ignoriert zu werden, was die paranoiden Gedanken anheizte. Ich konnte in meinem "Psychozustand" kaum sprechen und laufen und mein Kopf zuckte die ganze Zeit.


- empfindliche/überforderte Wahrnehmung

Kernproblem hierbei sind andere Menschen. Das beste Beispiel ist vermutlich, dass ich meinen Führerschein nicht beendet habe, weil ich den Verkehr in meinem Kopf nicht verarbeiten konnte. Es mancht mich sogar als Fußgänger konfus, wenn ich die Straße vor einem haltenden Auto überqueren soll. Vermutlich ist diese Beschreibung für viele kaum greifbar, aber ich kann es nicht wirklich treffend erklären.


- Probleme Gedanken zu ordnen, zu strukturieren oder beizubehalten

In Gesprächen neige ich z.B. dazu, den roten Faden zu verlieren und auch sehr ausschweifend zu erzählen, weil ich die Frage oder das Thema aus meinen Gedanken verliere.


- eventuell ein selektives Gedächtnis

Meine Mutter und ihr Bruder haben das Problem in ähnlicher Ausprägung, darum schätze ich, dass es reine Veranlagung ist.


Das sind die Eigenschaften/Symptome, die konstant vorhanden sind, während Dinge wie Motivationslosigkeit oder gar das Bedürfnis, mich in die Nähe anderer Menschen zu begeben, temporär sind. Ich wäre gern ein sozialer Mensch, aber interessiere mich sehr selten für die Menschen, denen ich begene und außerdem bin nicht sonderlich begabt im sozialen Umgang mit anderen. Ich habe nicht das Gefühl, ich würde den selben Grundlagen entsprechen wie andere Menschen und es kommt mir, wie gesagt, so vor, als würde man mich oft missverstehen, was vermutlich auch zutrifft. All die genannten Dinge beschreiben mich natürlich nicht annähernd vollständig.

Ich suche nicht zwingend nach Menschen mit der selben Diagnose, sondern viel mehr nach jemandem, der emotionslos, misstrauisch, nachdenklich und vielleicht sogar mental auf irgendeine Weise geringfügig eingeschränkt ist und sich nicht zu den Menschen zugehörig fühlt, die ihm üblicherweise begegnen.

Ich glaube ich würde Email oder PM einem Forenbeitrag vorziehen, falls sich jemand mit mir Unterhalten möchte, aber ich hab keine Ahnung, ob das überhaupt geht, weil die Optionen dazu nicht finden kann.

Meine Uhr sagt mir, dass ich für diesen Text zwischen 3 und 4 Stunden gebraucht habe. Ich denke mal, das ist mehr als bei anderen und kann das auf schlecht sortierte Gedanken schieben.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sjs
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 25
Beiträge: 4

Beitrag Mo., 03.02.2014, 17:52

Hi Silencia,

schreiben macht mich wahnsinnig. Ich sitze hier wieder seit 10 Minuten und lösche jeden halben Satz, den ich schreibe. Ich will deine Antwort nicht unkommentiert lassen und darum sage ich erstmal: Danke für deine Anteilnahme und die Mühe!
Ich hab in dem Blumenwiesen-Forum vorhin einen Beitrag hinterlassen. Ich hab das Forum tatsächlich schon vor einiger Zeit entdeckt, aber allein der Name Blumenwiese bringt mich durcheinander und ich hatte nicht den Eindruck, dass in den Usern dort die "Kälte" steckt, die ich in mir verspüre. Jedes mal wenn der Funken Hoffnung, den ich ab und an noch aufbringen kann, erstickt wird, werden meine Symptome intensiver und ich schätze, ich habe mich nicht getraut, das Risiko einzugehen und feststellen zu müssen, dass es nicht die Krankheit ist, die mich zu dem macht, der ich bin.

Benutzeravatar

Silencia
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 22
Beiträge: 194

Beitrag Mo., 03.02.2014, 22:40

naja ich hoffe zumindest, dass du dort leute findst mit denen du dich austauschen kannst (also ich meine Leidensgenossen).

Ich denke, die Krankheiten die man hat, sind auf jeden Fall ein Ergebnis von einem Selbst. Soll heißen ich glaube nicht die Krankheit macht dich zu jemanden sondern du schöpftst die Krankheit, die dan ein Teil von dir wird/ist.

Insofern muss ich dir mit letztem Satz recht geben, allerdings bewertest du das negativ. Ich würde das gar nicht negativ bewerten, denn nur weil es ein Teil von dir ist, heißt das noch lange nicht, dass dich das zu einem schlechten Menschen macht ...verstehst du was ich meine?

Du brauchst auch nicht zurückzuschreiben, wenn s dir schwer fällt

(Hinweis Admin: reinen Linkbeitrag weiter oben entfernt - bitte die Netiquette / Benutzungsregeln beachten und einen inhaltlichen Austausch führen - danke!)
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sjs
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 25
Beiträge: 4

Beitrag Di., 04.02.2014, 01:54

Um einen Teil meiner Motivation besser zu verstehen, wäre es vielleicht hilfreich, wenn ich meine Perspektive auf mich und meine Diagnose etwas genauer erkläre. Soweit ich weiß, findet die Erkrankung in der Regel ihren Ursprung im Kindesalter und entsteht spätestens Ende der Pubertät. Ich kann mich nicht daran erinnern, in meiner Kindheit grundlegend anders gewesen zu sein, als ich es heute bin. Die Unterschiede, an die ich mich erinnere, sind die Perspektive eines Kindes, dass ich mir noch die Nähe der Menschen in meiner Umgebung gewünscht habe und wenigstens ansatzweise Emotionen verpürte. Allerdings habe ich dieses Gedächtnisproblem und traue meiner Erinnerung noch weniger als meiner Wahrnehmung. Die Verbindung zwischen mir und meiner Diagnose ist eine Psychiaterin, die glaubt, meine Psyche beurteilen zu können, während ich mich frage, ob Teile dieser vermeintlichen Erkrankung lediglich Teile meiner normalen Persönlichkeit sein könnten und das Problem eigentlich einen anderen Namen tragen müsste. Daher brauche ich eigentlich den Kontakt zu anderen schizotypisch Gestörten, um diese Dinge besser einschätzen zu können. Als ich mir das Blumenwiese-Forum angesehen habe, wurde der Eindruck, dass meine Probleme nicht nur durch die Erkrankung geprägt sind, allerdings gestärkt und wenn er sich bewahrheiten sollte, stehe ich vor einem Problem, dass ich nicht einmal benennen kann.
Der Satz, der auf dich so negativ wirkt, war keine Bewertung meiner Persönlichkeit sondern meiner Situation. Ich kann von mir behaupten etwas Besonderes zu sein und ich bin erfahrungsgemäß sogar klüger als die meisten, aber mein Leben ist nicht lebenswert und in dem Moment, in dem sich die derzeitige Diagnose als "falsch" herausstellt, fehlt mir sogar ein Ziel, das mir Besserung verspricht und dann werde ich noch weiter zurückgeworfen als bisher.

Diesmal fiel mir der Einstieg nicht so schwer wie zuvor. Vielleicht sollte ich öfter schreiben, um das zu üben.

Edit: Hey Silencia, mir kam gerade der Gedanke, dass du gar kein Interesse daran hast, hieraus ein Gespräch zu machen. Fühl dich bitte nicht genötigt, dich mit mir zu unterhalten. Das wäre für mich kein Problem

Werbung

Benutzeravatar

Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1993

Beitrag Di., 04.02.2014, 08:50

heiho,
mein exfreund hat die gleiche Störung und das was du beschreibst trifft eins zu eins auf ihn zu. Echt erschreckend. Auch das Schreiben udn löschen von Sätzen, das andauernde Nachgrübeln was andre über einen denken etc. Heftig.
Er litt und leidet sehr darunter, manchmala ber auch wieder gar nicht, ist recht wechselwirkig grad auch dein letzter Post, die Ähnlichkeit... erschreckend.
Dazu hat er allerdings noch eine Ego-State-Disorder (DSNNS), was alles nochmal schwieriger machte.
Ich weiß viel über seine therapien und gründe, falls du austausch möchtest.
..:..

Benutzeravatar

Silencia
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 22
Beiträge: 194

Beitrag Di., 04.02.2014, 09:20

Hallo sjs!

Tut mir leid, wenn ich dir den Eindruck vermittelt habe, ich würde mich nicht mit dir unterhalten wollen. Ich dachte nur, wenn es dir beim schreiben nicht gut geht wäre es für mich auch in Ordnung, wenn du nicht antwortest, sondern einfach "nur" mitliest

Ich kann deine Gefühle nachvollziehen, dass du dir nicht sicher bist bezüglich deiner Diagnose. Und ich bin davon überzeugt, dass es keine eindeutige "Wahrheit" gibt. Damit will ich sagen, es ist nicht unbedingt gesagt, dass ein anderer Psychiater genau gleich diagnostizieren würde.

In wie weit kannst du dich den in diesem Krankheitsbild sehen und einordnen? Ist es dir gänzlich zu wider oder siehst du einige Parallelen?

Bei den meisten Krankheiten treten Symptome auf, die jeder kennt und jeder erlebt, nur eben nicht in diesem Ausmaß, deshalb ist deine Unsicherheit für mich durchaus berechtigt, nicht zu wissen ob das "der ganz normale Wahnsinn" ist oder doch mehr . Dafür sind ja eig. die Psychiater da, ...
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sjs
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 25
Beiträge: 4

Beitrag Di., 04.02.2014, 18:45

@Silencia
Ich hatte nicht den Eindruck, du wärst uninteressiert, sondern nur den Gedanken, du könntest es sein. Ich hab vermutlich wieder zu viel darüber nachgedacht, was in den Köpfen anderer vorgeht.
Wenn ich mir Krankheitsbeschreibungen im Internet durchlese, wie z.B. bei Wikipedia, finde ich mich darin beinahe vollständig wieder, aber es ist nunmal das Internet und da sollte man nicht alles glauben, was man liest. Dazu kommt, wie du schon gesagt hast, dass es keine absolute Zuordnung gibt. Es gibt keinen Bluttest, der belegt, welcher Teil deines Verstandes mit dem Schizophrenie-Virus oder dem Borderline-Bakterium infiziert ist. Die Leute, die meine Diagnose unter ICD-10 F21 beschreiben, leiden sicherlich nicht an dieser Erkrankung und können auch nicht in mich hinein sehen, also bleiben diese Dinge zwangsläufig wage. Ich hatte noch nie psychotische Episoden. Keine Halluzinationen, magisches Denken oder ähnliches. Das sind Symptome, die scheinbar häufiger Bestandteil der Erkrankung sind, aber nicht bei mir. Meine ganze Gedankenstruktur ist darauf ausgelegt zu zweifeln und in Frage zu stellen und das ist zum einen problematisch für mein Leben und zum anderen der beste Weg Antworten zu finden. Meine Beobachtungen haben mir gezeigt, wie leicht sich Menschen Paradigmen und anderen Systemen unterwerfen und ihre Perspektive künstlich einschränken. Ich schweife ab.

@Sinarellas
Ich kenne die Phasen auch, in denen man sich nicht belastet fühlt. Das sind die Situationen, in denen man keine Probleme hat, die durch die Symptome komplizierter werden und man irgendeine Beschäftigung gefunden hat, die einen motiviert.
Ich würde gern wissen, mit welcher "Begründung" er mit dir zusammen war. Das soll nicht abwertend klingen, aber ich bin bislang keiner Frau begegnet, bei der ich den Eindruck hatte, ich könnte etwas wichtiges mit ihr teilen. Immer wenn ich darüber nachdenke, wie es wäre mit diesen Frauen zusammen zu sein, scheint der Zeitpunkt unausweichlich, an dem sie ihren Wert für mich verlieren. Darum halte ich mich von Frauen fern, um mich mit diesen Gedanken nicht unnötig zu belasten.
Wenn du bereit wärst, mir von deinem Freund und vielleicht sogar von eurer Beziehung zu erzählen, wäre ich dafür wirklich dankbar.

Benutzeravatar

Silencia
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 22
Beiträge: 194

Beitrag Di., 04.02.2014, 23:27

Hallo sjs !

Mir fällt da grade ein Zitat aus einem Film ein : Sie haben Post

Ich finde dein Denkweise echt interessant und ich hoffe du verstehst mich jetzt nciht falsch, es ist mehr so gemeint, dass du mir einen Eindruck deiner Denkweise vermittelst, welche für mich recht neu ist. Ich find das schön. (natürlich nciht dass du darunter leidest)

Ich hab früher auch viel zu viel in Frage gestellt, da bleibt man auf der Strecke. Ich will nciht sagen, es ist vollkommen weg bei mir, aber ich sehe es mittlerweile lockerer, was ich früher nicht konnte.

Ich lehn mich jetzt mal ein bisschen aus dem Fenster: Aber man könnte ja auch sagen alle Philosophen haben Symptome einer schizotypen Störung weil sie alles in frage stellen (ich wollte damit nur noch einmal bekräftigen, dass man eben mit Diagnosen genauso unproffessionel um sich schmeissen kann wie mit allem anderen )
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.

Benutzeravatar

palme123
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 23
Beiträge: 4

Beitrag Di., 13.05.2014, 06:24

Sjs, hast du Skype/ICQ/E-Mail zum Plaudern?

Benutzeravatar

Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Mi., 18.06.2014, 22:38

Dein Beitrag ist zwar schon äler, aber vielleicht liest du noch hier mit. Ich habe mir deine Selbstbeschreibung jetzt noch einmal durchgelesen, und ich könnte mir vorstellen, daß das zwanghafte Nachgrübeln das wichtigste Symptom ist, weil es die anderen fördert oder sogar mitverursacht. Daß du Sätze immer wieder umformulierst, zeigt, wie sehr dich das hemmt. Das Soziale könnte ein Problem sein, weil du gar nicht offen bist, wenn du jede Wahrnehmung, jeden Gedanken, jedes Gefühl schon im Keim erstickst, indem du darüber nachgrübelst. Beim Thema Beziehung hinterfragst du als Erstes ihren Sinn und erklärst dir dann, weshalb sie langfristig sinnlos sind. Da ist es kein Wunder, daß dir nichts wirklich wichtig werden kann, denn wenn du lange genug darüber nachgrübelst, lohnt sich das doch gar nicht, weil du irgendwann stirbst und das dann alles wieder weg sein wird. Mein Eindruck ist (kann auch völlig unzutreffend sein, nur ein Schuß ins blaue), daß du dich selbst hemmst, selbst deine Intelligenz steht dir im Weg, Das Gefühl des Mißverstandenwerdens kenne ich selbst, denke aber, daß es mehr damit zu tun hat, daß man sich vor sich selbst rechtfertigen will als vor anderen. Selbst dein Eindruck auf andere kann nicht so stehengelassen werden, wie er gerade spontan so ist. Hast du Angst, die Kontrolle zu verlieren? Grübeln kann auch Ablenkung vom Wesentlichen sein, Grübeln ist nichts ohne Er-leben. Ich grübele auch viel, versuche das aber nie hemmend oder zu theoretisch werden zu lassen, denn sonst verliert man sich. Was dir vielleicht helfen könnte, sind Tätigkeiten, die dich da rausreißen und zum Reagieren und Handeln zwingen. Du kannst mir gern eine PN schreiben, wenn es dir nach reiflicher Überlegung aussichtsreich erscheint. Oder mach es einfach mal so spontan und schau, was sich daraus ergibt


F21
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 80
Beiträge: 2

Beitrag Mo., 11.08.2014, 10:51

Hallo sjs,

mit Freude wurde ich darauf aufmerksam, dass du in der Selben Gegend wohnhaft bist wie ich. Auch ich lebe mit einer schizotypen Störung und leide unter der daraus bedingten Isolation.
Da private Nachrichten in diesem Forum erst ab einer bestimmten Anzahl von Beiträgen möglich ist, versuche ich es erst mal öffentlich.

Ich hoffe, du liest hier noch mit?


F21
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 80
Beiträge: 2

Beitrag Di., 12.08.2014, 08:23

Die Erfahrung, sich selbst bei den anderen Betroffenen der eigenen Diagnose nicht wieder zu finden, habe ich ebenfalls gemacht. In dem was du als deine Kernpunkte bezeichnest, sehe ich mich allerdings ziemlich übereinstimmend wieder!

Es wäre schön, wenn du mir deine e-mail Adresse per PN mitteilen könntest…

Benutzeravatar

Erwin79
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 36
Beiträge: 5

Beitrag Sa., 07.02.2015, 23:55

Hallo sjs,

ich wurde schon zweimal mit schizotyper Störung diagnostiziert. Ich habe starke Probleme im sozialen Bereich, nur wenige Freunde und hatte noch nie eine Liebesbeziehung oder auch nur Sex. Eben wies halt oft so ist. Mein großer emotionaler Kollaps kam allerdings erst im Alter von 28 Jahren, gefolgt von einer sehr langen Depressionsphase, mit Klinikaufenthalten, Therapien und son Zeugs. Aufgefangen haben mich meine Eltern, bei denen ich jetzt auch schon fast zwei Jahre als Dauergast wohne.

Ein sozialer Mensch wäre ich auch gerne. Und ich versuche mich diesem Ziel grad auch wieder mit allem Mitteln zu nähern, denn ich empfinde eine hohen Leidensdruck, mein Leben steckt in einer Sackgasse aus der ich unbedingt raus muss. Deswegen schreibe ich wahrscheinlich auch hier im Forum. Paranoide Gedanken kenne ich auch. Allerdings nicht so stark wie Du sie beschreibst. Bisher habe ich es nicht geschafft mir ein eigenes Leben aufzubauen bzw. am Leben teizunehmen weder beruflich noch privat. Es ist wie gegen Glaswände rennen, die für andere scheinbar nicht existieren. Ich brauche extrem lange Monate, Jahre um zu jemanden Vertrauen aufzubauen und dann für diese Person Emotionen zu empfinden. Wenn es aber soweit kommt, dann entstehen mitunter starke Gefühle wie Eifersucht oder Ablehnung auch gekoppelt mit paranoiden Vorstellungen und ich mache micht total zum Affen vor dieser Person.

Zitat:
"Ich suche nicht zwingend nach Menschen mit der selben Diagnose, sondern viel mehr nach jemandem, der emotionslos, misstrauisch, nachdenklich und vielleicht sogar mental auf irgendeine Weise geringfügig eingeschränkt ist und sich nicht zu den Menschen zugehörig fühlt, die ihm üblicherweise begegnen."

Naja emotionslos bin ich bestimmt nicht auch wenns von außen oft so aussieht, misstrauisch: sicherlich, nachdenklich: ja, mental eingeschränk: nein, zugehörig zur Gesellschaft fühle ich mich nicht, würde es aber sehr gerne

So richtig weiß auch nicht ob du dich jetzt mit deiner Situation abfinden willst oder ob du da raus willst. Ich habs selber noch nicht geschafft da raus zukommen aber ich kann dir sagen, dass es verdammt schwer ist. Eine Tortur für das eigene Ego, besonders wenn man noch nie die Erfahrung gemacht hat, wie es am Ende "besser" sein könnte. Eine Therapie kann helfen, ist aber nur ein kleines Teilstück. Das meiste musst du selber machen, eigentlich alles. Ich habe zum Glück eine Freundin, die mir da schon sehr geholfen hat. Positive Emotionen in Situationen entstehen zu lassen vor denen man die meiste Angst hat ist der Schlüssel.

PS: Das mit dem Texte löschen ist mit bisher noch gar nicht so aufgefallen, aber stimmt, ich habe 2h gebraucht

Benutzeravatar

Erwin79
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 36
Beiträge: 5

Beitrag Sa., 14.02.2015, 18:10

Hallo sjs,

danke für deine Antwort. Wie es aussieht kann ich kein PMs scheiben oder hab die Funktion dafür nicht gefunden.

Meine Motivation dir zu schreiben war dein Gesuch nach Leidensgenossen und da ich selber auch keine Menschen mit schizotyper Störung kenne und gegen einen Erfahrungsaustausch nichts einzuwenden hätte. Wenn Du da aber kein Bedürfnis mehr danach hast, dann muss es auch nicht sein.

Meine Diagnosen waren teilweise sehr unterschiedlich, irgendwie macht ja jeder Therapeut oder Einrichtungen eigene Diagnosen. Vielleicht solltest du dir, wenn es geht, eine zweite Meinung einholen, wenn du denkst, dass dem Personal Fehler unterlaufen sind.

Bei den Eltern zu wohnen, ist auf jeden Fall keine gute Lösung. Es ist aber besser als allein zu wohnen, das zieht mich sehr schnell runter, vor allem an freien Tagen. WG Erfahrungen habe ich auch schon mehrere, hab insgesamt ca. 4 Jahre in WGs gewohnt. Mein Plan ist es, entweder wieder in eine WG zu ziehen mit Leuten, die ich so halbwegs kenne, mit denen es funktioniert. Noch besser wäre allerdings ein Zusammenleben mit einer Partnerin, aber auch um einiges unwahrscheinlicher. Ich arbeite dran, denn mit meinen Zustand will ich mich auch nicht abfinden. Das würde irgendwann in Suizid oder schlimmer noch, in Dahinvegetieren enden, bzw. da war es schon eine ganze Weile. Hab da kein Bock mehr drauf.

Gruß Erwin79

Benutzeravatar

Harmonia
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 37
Beiträge: 333

Beitrag So., 01.03.2015, 19:46

Hallo,

ich bin nicht direkt mit einer schizotypen Störung diagnostiziert, habe aber zumindest schizotype Züge. Mich würde interessieren, wie genau sich bei euch die schizotype Störung äußert, wenn jemand berichten mag.
Bei mir ist es so, dass ich mich bereits seit vielen Jahren zurückgezogen habe, tendenziell aber eben auch ein Mensch bin, der viel Ruhe und Zeit für sich benötigt. Bei mir besteht ebenfalls ein Misstrauen gegenüber Menschen, da ich bereits so einige negative zwischenmenschliche Erfahrungen gemacht habe, insbesondere auch im engeren Kontakt, also eben dann, wenn ich Privates preis gegeben habe und dies dann einfach weitergetrascht wird oder persönliche Schwächen ausgenutzt wurden. Zudem habe ich Mobbing-Erfahrung. Ich erlebe mich heute im Kontakt auch als schwierig, insbesondere aber bei den Menschen, mit denen bereits negative Erfahrungen bestehen. Ich leide auch sehr unter dem Kontaktmangel bzw. fehlen mir Menschen, mit welchen man in einem vertrauensvollen Verhältnis stehen könnte. Zudem kenne ich das Gefühl ausgeprägter Willensschwäche, insgesamt habe ich das Gefühl über wenige Energieressourcen zu verfügen. Des weiteren denke ich, dass ich sehr viel im zwischenmenschlichen Bereich unterschwellig wahrnehme. Kennt ihr das?
Mich würde weiterhin interessieren: sieht man euch die schizotype Störung an oder wirkt ihr auch erst einmal normal? Es steht ja immer geschrieben, dass sich diese Störung auch äußerlich bemerkbar machen würde. Das kann ich bei mir jetzt noch nicht bestätigen.

Harmonia
Herzliche Grüße
Harmonia

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag