Suchtaufklärung online

Suchtaufklärung durch Mediziner online

Kann die Online-Präsenz von Medizinern einen Beitrag zur Suchtaufklärung leisten?

Arztpraxen und Apotheken sind oftmals Orte, an denen Abhängigkeiten früh erkannt werden. Besonders Apotheken stellen gleichzeitig auch niedrigschwellige Anlaufstellen für besorgte Angehörige und Freunde dar: diese können dann mit ersten Informationen und über etwaige weitere Schritte informiert werden.

Als wesentliche weitere Informationsquelle beginnt sich schon seit einiger Zeit das Internet zu etablieren. Speziell in den USA nimmt es bereits eine führende Rolle unter den Medien ein, die von Patienten gerne zur Information und Auseinandersetzung mit gesundheitsbezogenen Fragen herangezogen werden. Im tabuisierten Bereich der Süchte und Abhängigkeiten ist dies von ganz spezieller Bedeutung: ohne das Risiko sozialer Stigmatisierung oder gar Kriminalisierung können sich Betroffene über sämtliche Aspekte einschlägiger Substanzen kundig machen und dann entscheiden, ob und wo sie sich gegebenenfalls um weitere Hilfe umsehen.

Die Internet-Präsenz von Medizinern kann auch hier einen wichtigen Beitrag liefern: sie kombiniert die Stärken des Mediums Internet mit medizinischer Kompetenz, trägt also wesentlich - mitunter durchaus auch korrektiv - zur oftmals fragwürdigen Qualität der im WWW verfügbaren Informationen bei. Für ganz besonders wertvoll hielte ich in diesem Zusammenhang Aufklärung im Bereich der Arzneimittel-Abhängigkeiten, über die auch heute noch gern 'augenzwinkernd' hinweggesehen wird. Gerade Mediziner könnten mit ihrem wissenschaftlichen knowhow, und nicht zuletzt auch mit ihrem im täglichen Patientenkontakt gewachsenen Erfahrungsschatz sensibilisierend und beratend wirken: meiner Erfahrung nach werden in der nahezu unüberschaubaren Fülle an Informationen, die das Internet bietet, von Patienten besonders konkrete Tips, Richtlinien und Erfahrungsberichte als hilfreich bei der Orientierung erlebt.

All dies kann natürlich den erforderlichen ersten - physischen - Schritt der Patienten zum Arzt oder Therapeuten nicht ersetzen - es erleichtert ihnen oder deren Angehörigen jedoch, etwaige Suchtsymptome besser einzuschätzen und ein Gespür für die möglicherweise erforderlichen, weiteren Schritte zu entwickeln.

Insofern halte ich das Internet für eine vielversprechende Möglichkeit, die professionelle Präsentation des eigenen Leistungsangebotes, der einschlägigen Kompetenzen mit einem weiteren, wichtigen Beitrag zur Gesundheitspolitik zu verbinden.

(Ein Ausschnitt dieses Beitrags erschien 12/2000 als Editorial im Apotheker-Magazin apo-online.)

Richard L. Fellner, MSc., 1010 Wien

Richard L. Fellner, MSc., DSP

R.L.Fellner ist Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut und Paartherapeut in Wien.

Nachdruck gerne gesehen, aber nur mit korrekter Quellenangabe. Bei Volltext-Übernahme zusätzlich auch Genehmigung des Verfassers erforderlich.