Paartherapie / Paarberatung / Beziehungscoaching / Eheberatung in Wien bei R.L.Fellner (Bild: Karolina Kolacz @Unsplash

Sexuelle Beschwerden und Störungen (Paraphilien, Sexuelle Deviationen)

Inhalt:Sexualtherapie EinführungWahrnehmung und Diagnose "sexueller ProblemeDie häufigsten BeschwerdenUrsachen für sexuelle ProblemeAblauf einer SexualtherapieKostenNachwort

Die folgende Liste enthält sexuelle Beschwerden, sexuelle Störungen bzw. Paraphilien und Fetischismus*-Varianten in Ergänzung zum Artikel "Sexualtherapie". Die Inhalte dieser Seite sind für Personen unter 18 Jahre nicht geeignet und dienen lediglich Erwachsenen zur Übersicht über etwaige sexuelle Störungen.

Die häufigsten Beschwerden

  • sexuelle Lustlosigkeit (Appetenzstörung, Libidoverlust) - das Verlangen nach Sex wurde immer geringer oder ist gar nicht mehr vorhanden (Frauen, Männer)
  • sexuelle Abneigung (sexuelle Aversion) - der Gedanke an Sex wird als unangenehm und abstoßend erlebt, "keine Lust auf Sex".. (Frauen, Männer)
  • ausbleibender Orgasmus (Anorgasmie) oder Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu erreichen (Frauen, Männer)
  • Orgasmus oder Samenerguß mit ausbleibender Befriedigung (Frauen, Männer)
  • sexuelle Wünsche oder auch Probleme, die in der Partnerschaft nicht angesprochen werden können (Frauen, Männer)
  • Fetischismus* oder ausgeprägte andere sexuelle Vorlieben, die nur schwierig ins Leben integriert werden können (Frauen, Männer)
  • plötzlicher Erregungsabbruch (Frauen, Männer)
  • chronische Erektionsstörungen (Fachbegriff: erektile Dysfunktion, auch bekannt als Impotenz): der Penis wird nicht mehr (ausreichend) steif (Männer)
  • ausbleibende sexuelle Erregung und Lubrikationsstörungen (kein Feuchtwerden der Scheide) (Frauen)
  • vorzeitiger Samenerguß (Ejaculatio praecox) - tritt schon vor dem Einführen in die Scheide oder kurz danach ein (Männer)
  • ausbleibender Samenerguß (Anejakulation) - trotz Erektion und intensiver Stimulation wird kein Samenerguss erreicht (Männer)
  • Vaginismus (ugs.: Scheidenkrampf) - aufgrund einer krampfartigen Verengung der Scheidenmuskulatur ist das Einführen des Penis nicht oder nur unter Schmerzen möglich (Frauen)
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) - (Frauen, Männer)
  • Postkoitale Störungen (nachorgastische Reaktion) - Depression, Gereiztheit, innere Unruhe, Wein- oder Lachanfälle, Kopfschmerzen u.a. nach dem Sex (Frauen, Männer)

  • Liste der häufigsten Fetischismus*-Variationen sowie darunter auch einiger Paraphilien, also die Sexualität betreffenden Störungen (auch: sexuelle Deviationen bzw. Störungen der Sexualpräferenz) gemäß dem internationalen Diagnoseschema ICD-10:

    • Störungen der Geschlechtsidentität (ein Mann will eine Frau sein und umgekehrt), wenn sie vom Betroffenen als Störung oder die Lebensqualität einschränkend erlebt wird (mehr dazu siehe "sexuelle Variationen")
    • störende Andersartigkeit (siehe auch ff.)
    • sexuelle Straftaten (alle Formen von Mißbrauch, Belästigung, Nötigung,.. - siehe auch ff.) (lebensgefährlich)
    • Acrotomophilie (Männer, Frauen)
    • Amaurophilie (Männer, Frauen)
    • Anaclitismus (meist Männer)
    • Autoerotische Asphyxie (Männer, Frauen, lebensgefährlich
    • Autagonistophilie (meist Männer)
    • Automasochismus (Männer, Frauen, gesundheitsgefährlich)
    • Bastinade (Männer, Frauen)
    • BDSM / 'Sadomasochismus' (Männer, Frauen)
    • Besudelungstrieb (Männer)
    • Bricing (Männer, Frauen)
    • Bukkake (Männer, Frauen)
    • Cupping (Männer, Frauen)
    • Cutting (Männer, Frauen gesundheitsgefährlich)
    • Deformationsfetischismus (Männer, Frauen)
    • Doraphilie (Männer, Frauen)
    • Erotophonie (meist Männer, strafbar)
    • Electrophilie (Männer, Frauen, gesundheitsgefährlich)
    • Eproctolagnie (Männer, Frauen)
    • Exhibitionismus (meist Männer, strafbar)
    • Fisting (Männer, Frauen)
    • Flagellation (Männer, Frauen)
    • Frotteurismus (meist Männer, z.T. strafbar)
    • Gerontophilie (Männer, Frauen)
    • Glory Holing (Männer, Frauen)
    • Graviditätsfetischismus (Männer, u.U. gesundheitsgefährlich)
    • Kleptomanie mit sexueller Komponente (meist Frauen, strafbar)
    • Knismolagnie (Männer, Frauen)
    • Koprophilie, Koprophagie (Männer, Frauen, u.U. gesundheitsgefährlich)
    • Makrophilie / Mikrophilie (Männer, Frauen)
    • Nekrophilie (Männer, Frauen, strafbar)
    • Pädophilie (Männer, Frauen, strafbar)
    • Rimming (meist Männer)
    • Sitophilie (Männer, Frauen)
    • Sodomie (auch: Zoophilie, sodomistischer Sadismus) (Männer, Frauen, u.U. strafbar)
    • Stuffing (Männer, gesundheitsgefährlich)
    • Transfetischismus bzw. Transvestitismus (Männer)
    • Uniformfetisch (Männer, Frauen)
    • Urolagnie (Männer, Frauen)
    • Urtication (Männer, Frauen)
    • Voyeurismus (meist Männer, u.U. strafbar)
    • Wachs-Fetischismus (Männer, Frauen)
    • Zoomimik (Männer, Frauen)

     


    Entscheidend für die Beurteilung aller unter "sonstige" angeführten Erscheinungsformen ist die Schwere des Verhaltens, etwaiges eigenes Leiden daran, ob bereits abhängiges Verhalten vorliegt (= ohne das entsprechende Sexualverhalten kann keine ausreichende Erregung aufgebaut und/oder kein Orgasmus erreicht werden), sowie ob es womöglich zu Straftaten führen könnte oder wiederholt zu anderwertigen Problemen im sozialen Umfeld führt.
    Nach dem sog. "Kriterium A" des amerikanischen Klassifikationsschemas DSM-IV sind Paraphilien über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten wiederkehrende intensive sexuell erregende Phantasien, sexuell dranghafte Bedürfnisse oder Verhaltensweisen, die sich beziehen können
    1. auf nichtmenschliche Objekte (z.B. Fetischismus, Sodomie),
    2. auf Leiden oder Demütigung, Schmerz oder Erniedrigung seines Partners oder seiner selbst (Masochismus, Sadismus),
    3. auf Kinder (Pädophilie) oder nicht einwilligende oder nicht einwilligungsfähige Personen.
    Als ergänzende Abwechslung und mit einer gemeinsamen Haltung von Neugier können manche Formen sexueller Deviationen eine Beziehung aber auch durchaus bereichern und mit dem richtigen Partner sogar einen Schwerpunkt in der sexuellen Beziehung bilden. Andererseits entwickeln zahlreiche Menschen bei zunehmender Ausprägung sexueller Deviationen häufig ein geradezu zwanghaftes Verhalten, was deren Ausübung und Verwirklichungsbedürfnisse betrifft - so mag in einer aufgeklärten Gesellschaft eine Paraphilie zwar sozial akzeptabel sein, die Betroffenen aber dennoch eine nur schwerlich als 'gesund' (im Sinne des Gesundheitsbegriffes der WHO1) zu bezeichende Einengung ihres sexuellen Spektrums aufweisen. Dies gilt speziell dann, wenn diese 'Spiel'art beginnt, das Sexualverhalten zu dominieren oder nur mehr bei ihrer Ausübung ein körperlicher Erregungszustand erreichbar ist.
    = unter bestimmten oder allen Umständen strafbare oder gesundheitsschädigende Paraphilien

Keine Sexualstörungen im eigentlichen Sinne, aber mitunter damit verbunden:

  • Hypersexualität / "Sexsucht" (bzw. Sex-Sucht)
  • Porno-Sucht
  • Bordell-Sucht / Prostituierten-Sucht / Bordellsucht
  • Schwierigkeiten, eine(n) PartnerIn zu finden oder langjährige Partnerlosigkeit
  • psychische Störungen mit Querwirkung auf sexuelles Erleben oder Sexualverhalten
  • Störungen der Zeugungsfähigkeit bzw. Fruchtbarkeit oder gänzliche Unfruchtbarkeit. Insbesondere langjähriger, erfolgloser Kinderwunsch kann eine enorme Belastung für ein Paar darstellen - Sexualtherapie oder Paartherapie kann hier bereits eine wichtige entlastende Funktion haben, zusätzlich zu einer Unterstützung hinsichtlich der Ausschaltung etwaiger Ursachen.

Weitere sexuelle Variationen:

Homosexualität (erotische Liebe und der sexuelle Kontakt durch Personen des gleichen Geschlechts, vorwiegend verwendet für Männer) bzw. Lesbiertum (Frauen) unterliegt bis heute gesellschaftlichen (d.h. "moralischen") Wertungen, wird in Fachkreisen aber nicht mehr als krankhaftes Verhalten bezeichnet und ist daher auch in den modernen Klassifikationssystemen psychischer Krankheiten nicht mehr enthalten.
Transgender (fehlende Akzeptanz des eigenen Geschlechts, dagegen vollständige Identifikation mit dem anderen), auch bezeichnet als Transsexualismus oder Transsexualität, gilt gemäß dem ICD-10, der Internationalen Klassifizierung von Krankheiten der WHO, als eine Form der Geschlechtsidentitätsstörung. Das Verständnis von Transgendern als Menschen mit einer von der Norm abweichenden sexuellen Präferenz gilt heute als unexakt und wird von den betroffenen Menschen abgelehnt.
Das "Image" beider sexueller Variationen unterlief während der letzten Jahrzehnte eine bedeutende Wandlung, Homosexualität ist heute vor allem in der westlichen Welt weitgehend akzeptiert. Dennoch - beide bedeuten für die betreffenden Menschen meist eine erhebliche psychische Belastung während der Phase des 'coming outs' (zunächst des Sich-selbst-bewußt-Werdens, dann des Sich-Erklärens), was eine psychotherapeutische Begleitung fast immer zu einer wichtigen Unterstützung macht. Bei geplanter operativer Geschlechtsumwandlung von Transgendern ist diese auch gesetzlich vorgeschrieben.
Die Ursachen beider Ausprägungen sind bis heute noch nicht eindeutig abgrenzbar - weder existieren triftige psychokausale Erklärungsmodelle, noch ein Nachweis biologischer bzw. genetischer Ursachenfaktoren.

1 "Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen." (offizielle Definition von Gesundheit gemäß der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 22. Juli 1946)
2 Österreich: § 212 Abs. 2 StGB, Schweiz: Art. 193 Abs. 1 StGB, Deutschland: § 174 c StGB

Anhang: weitere Literatur zum Thema, mit Leserrezensionen:

Richard L. Fellner, MSc., 1010 Wien

Richard L. Fellner, MSc., DSP

R.L.Fellner ist Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut und Paartherapeut in Wien.

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