Autismus und Antidepressiva

Autismus Schwangerschaft Antidepressiva

Erhöhtes Risiko bei Antidepressiva-Einnahme der Mutter während der Schwangerschaft (Bildquelle: Fotolia)

Schon seit vielen Jahren wird ein Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen (besonders Depressionen) von Müttern und der Wahrscheinlichkeit derer Kinder, an Autismus zu erkranken, vermutet. Nun scheint eine im British Medical Journal veröffentlichte Studie der Universität Bristol diese Vermutung – wenn auch auf andere Weise – zu erhärten.

So scheint der Konsum von Antidepressiva während der Schwangerschaft zumindest teilweise mit dem späteren Auftreten von Autismus bei Kindern zusammenzuhängen. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft zu Antidepressiva greifen, tragen den gefundenen Zahlen zufolge ein höheres Autismus-Risiko als Kinder, deren psychisch erkrankten Mütter auf diese medikamentöse Intervention verzichten. Dieses Risiko ist – dieser Studie zufolge – allerdings nur leicht erhöht.

In der Studie wurden 250.000 zwischen vier und 17 Jahre alte schwedische Kinder und Jugendliche, unter denen sich mehr als 5.000 Menschen mit Autismus befanden, untersucht. Ihre Mütter waren entweder psychisch unbelastet oder von Depression betroffen, manche der letzteren nahmen Antidepressiva ein oder verzichteten auf Medikamente. Die Kinder der Mütter, welche während ihrer Schwangerschaft Antidepressiva einnahmen, waren später zu 4,1% von Autismus betroffen, jene von Müttern, die keine entsprechenden Medikamente einnahmen, nur zu 2,9%.
Demnach brachten mehr als 95% der Mütter, die Antidepressiva einnahmen, keine autistischen Kinder zur Welt.

Bemerkenswert ist allerdings, dass andere Studien mit ähnlichen Fragestellungen teils deutlich höhere Wahrscheinlichkeiten für Autismus-Entwicklung der Kinder ergaben (bis zu einer Verdopplung des Risikos bei der Einnahme von SSRI’s, selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, während des 2. und 3. Trimesters der Schwangerschaft im Zuge einer Studie der Unversität von Montreal 2015 (p=145.000), teils auch gar keinen Zusammenhang fanden (z.B. 2015).

Aus den zur Verfügung stehenden Forschungsergebnissen ist nach Meinung des Autors somit keine generelle Warnung hinsichtlich der Einnahme von Antidepressiva abzuleiten: ist also eine unterstützende Einnahme von Antidepressiva rechtzufertigen (z.B. bei erheblich belastenden und trotz regelmäßiger Psychotherapie nur wenig veränderlichen Depressionsformen), sollte diese durchaus auch während der Schwangerschaft fortgesetzt werden – sofern sich die damit verbundene hormonelle Umstellung nicht ohnedies bereits positiv auf die Depression auswirkt!

Richard L. Fellner, DSP, MSc.

Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut, Paartherapeut



1 Antwort

Viktoria Maisner Reply

Hallo zusammen,
herzlichen Dank für diesen spannenden und informativen Beitrag zum Thema Psychotherapie. Eine gute Freundin von mir hat leichte Depressionen. Ich habe ihr geraten bereits frühzeitig einen Psychologen aufzusuchen, um zu vermeiden, dass die Depressionen schlimmer werden und sie in einen Teufelskreislauf gerät.

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11.11.22