Welche Antidepressiva machen dick?

Wenn die Depression auch ‘dicker’ macht (Bild: Pixabay)

Eine beachtliche Zahl meiner KlientInnen berichtet bei der Einnahme von Antidepressiva von Nebenwirkungen, die häufigste davon ist merkbare Gewichtszunahme. Dieser Effekt ist nicht nur emotional belastend, sondern erhöht auch das Risiko für Diabetes und kardiale Begleiterkrankungen. Eine kürzlich im Fachjournal »Annals of Internal Medicine« veröffentlichte Analyse aus Boston untersuchte nun, bei welchen Wirkstoffen mit weniger “Extra-Kilos” zu rechnen ist und hilft bei der Therapieauswahl.

Die Studie beobachtete bei 180.000 US-Patientinnen und -Patienten, wie gewichtig die Zunahme unter den 8 erstmalig verordneten Antidepressiva Sertralin, Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Bupropion, Duloxetin oder Venlafaxin ausfiel. Das Ergebnis: Unter der Mehrheit der verschriebenen Antidepressiva kam es zu einer Gewichtszunahme. Die stärkste Gewichtzunahme verursachte Escitalopram mit 1,87kg nach 2 Jahren, danach folgten absteigend Paroxetin, Duloxetin, Venlafaxin, Citalopram und Sertralin. Fluoxetin und Bupropion führten zu verhältnismäßig geringerer Gewichtszunahme und auch das Risiko für eine solche war speziell bei Burpropion geringer. Das in D-A-CH häufig verschriebene Mirtazapin wurde in der US-Studie nicht berücksichtigt, zeigt jedoch laut der Leitlinie „Unipolare Depression“, dass bei über 5 % der mit Mirtazapin-AnwenderInnen als Nebenwirkungen Gewichtszunahme und verstärktem Appetit auftreten. Generell listet die Leitlinie Gewichtszunahme und Appetitzunahme als wichtige Nebenwirkung der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva.

Alternative Johanniskraut?
Wird bei leichten bis mittelgradigen depressiven Episoden (ICD-10 F32.1 und F 33.1) ergänzend zur Psychotherapie eine medikamentöse Behandlung angedacht, kann laut der Leitlinie „Unipolare DepressionJohanniskraut-Extrakt als gleichwertige Behandlungsoption in Erwägung gezogen werden. Dies wäre dem Psychotherapeuten jedoch unbedingt mitzuteilen. Der Vorteil: Johanniskraut-Extrakt war signifikant verträglicher als SSRI; Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder sexuelle Dysfunktion wurden unter Johanniskraut nicht beobachtet. Die Wirksamkeit von Johanniskraut-Extrakt ist laut Zulassungsstudie bei leichten und mittelschweren Depressionen vergleichbar mit 20mg/Tag SSRI Citalopram.

Richard L. Fellner, DSP, MSc.

Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut, Paartherapeut



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02.07.25