Prokrastination: warum manche nichts fertig bringen

Sie haben eigentlich viel Zeit, können aber die wichtigsten Dinge nicht zu Ende führen? Sie sind mit vielerlei kleinen Erledigungen beschäftigt, aber viel zu häufig verschieben Sie das wirklich Wichtige?

Dann könnte es sein, dass Sie eine jener vielen Personen sind, die unter sogenannter Prokrastination leiden. Prokrastination wirkt häufig wie Selbstsabotage, da man dadurch mitunter wichtige Geschäftschancen versäumt, Freunde und Bekannte durch häufiges Zuspätkommen verärgert, oder es werden gar wichtige Schritte zum Abschluss von Ausbildungs- oder beruflichen Zielen verabsäumt. Dieses Verhalten führt deshalb häufig zu Schuldgefühlen, Stress und einem Verlust von Selbstwertgefühl, was die Prokrastination noch weiter verstärken kann. Sogenannte „Messies“ zeigen ebenfalls häufig Symptome von Prokrastination.

Ein anderer Grund für die Schwierigkeit, Dinge zu Ende zu führen, kann aber auch in jugendlicher oder Erwachsenen-ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung) bestehen. Wird diese nicht behandelt, wirkt man häufig desorganisiert oder chaotisch, viele neigen zum Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch, um im Alltag über die Runden zu kommen. Über ADHS bei Kindern und Jugendlichen finden sich heute viele Medienberichte, doch auch zahlreiche Erwachsene leiden darunter, wenn auch mit leicht unterschiedlichen Symptomen.

Wie aber kann man diese Probleme in den Griff bekommen? Meine Beobachtung ist, dass viele Betroffene dutzendweise Ratgeberliteratur mit verheißungsvollen Titeln wie „Mit Methode XY jedes Ziel erreichen!“ in ihren Bücherregalen sammeln, von denen jedes üblicherweise mindestens ein Dutzend an Tipps bereithält – doch im Endeffekt verstärkt diese Art von Literatur das Versagensgefühl sogar noch weiter. Wenn Sie an die Wurzel des Problems kommen möchten, lassen Sie sich zunächst durch einen Psychiater, Psychotherapeuten oder Psychologen auf ADHS hin untersuchen. ADHS kann in schwereren Fällen medikamentöse Unterstützung erfordern, bei dem Psychotherapie stabilisierend und ressourcenverstärkend wirkt, speziell Prokrastination aber ist ein Problem, das sowohl mit therapeutischer Unterstützung, aber auch mit regelmäßig eingehaltenen Coaching- oder Beratungssitzungen in überschaubarer Zeit gut bewältigt werden kann.

(Dieser Kurzartikel ist Teil einer wöchentlichen Serie, die sich mit psychischen Problemen von Expats und generellen Themen psychischer Gesundheit befaßt und in verschiedenen Medien Thailands veröffentlicht wird, 2010; Image src:psychologytoday.com)

Richard L. Fellner, DSP, MSc.

Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut, Paartherapeut



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11.11.22