Soldaten neigen auch nach Einsätzen zur Gewalt

Bild: MOD/Crown (c) 2012

Einer britischen Studie zufolge ist die Zahl der Verurteilungen wegen Gewalttaten bei ehemaligen Soldaten dreimal so hoch wie in der männlichen Gesamtbevölkerung. Dies deckt sich mit Studien in den USA, wo Veteranen der Kriege im Irak und Afghanistan nach der Rückkehr in ihr ziviles Leben zu gewalttätigem Verhalten in der Familie neigen und häufig in die Kriminalität rutschen. In den Gefängnissen beider Länder befindet sich ein relativ hoher Anteil an Ex-Soldaten, die wegen Gewalttaten verurteilt wurden – so sind fast ein Zehntel der Häftlinge in britischen Gefängnissen ehemalige Soldaten.

Naheliegend ist die Vermutung, dass viele der Menschen, die aktiv an Kriegseinsätzen teilnehmen, nach ihrer Heimkehr unter posttraumatischen Belastungsstörungen, Angst, Depressionen und anderen psychischen Folgen zu leiden haben. Doch es sollte auch untersucht werden, ob einer erhöhte Gewaltneigung auch schon vor dem Eintritt in das Militär bestanden. Den Ergebnissen zufolge sind neben dem Geschlecht (v.a. Männer) und Alter (v.a. unter 30-Jährige) am stärksten untergeordneter Rang und schon vor dem Eintritt ins Militär bestandene Gewalttätigkeit Risikofaktoren für nach Verlassen des Militärs begangene Gewalttaten. Die Teilnahme an Kampfeinsätzen und auch das wiederholte Erleben traumatisierender Ereignisse erhöhen die Wahrscheinlichkeit, eine Gewalttat zu begehen, um das Doppelte gegenüber anderen Soldaten. Alkohol, posttraumatische Belastungsstörungen und gegen sich selbst gerichtetes aggressives Verhalten (->Suizid-Risiko) nach der Rückkehr sind Risikofaktoren.

Wer schon vor dem Militärdienst gewalttätig oder aggressiv war, scheint sich eher zu Kampfeinsätzen zu melden und neigt auch danach vermehrt zu Gewalt. Nach dem Militärdienst verdoppeln sich die allgemeinen Straftaten beinahe. Die Ausbildung als Soldat mit Waffen schon scheint die Neigung zu Straftaten und Gewalt statistisch zu erhöhen. Zu begrüßen wären insofern den Forschern zufolge Eignungsverfahren und Prüfung auf registrierte Gewaltdelikte bereits bei den Eignungstests für das Militär. Ob diese Forderung Chancen auf Umsetzung hat, ist freilich dahingestellt.

(Quellen: Telepolis [1], [2], The Lancet [1)

Richard L. Fellner, DSP, MSc.

Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut, Paartherapeut



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11.11.22